Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Die Kuh ist kein Klimakiller“
Anita Idel hält Vortrag im gut besuchten Saal des Kultur- und Gemeindetreffs
TAUTENHOFEN - „Die Kuh ist kein Klimakiller“, so die klare Aussage von Anita Idel in ihrem Vortrag am Donnerstagabend im gut besuchten Saal des Kultur- und Gemeindetreffs. Die gleichermaßen engagierte wie kompetente Tierärztin zitierte dabei nicht nur den Titel ihres Buches, sondern machte vor allem die Agrarindustrie für die Klimaprobleme und Verarmung von Fauna und Flora verantwortlich.
Eingeladen wurde die Referentin von der Stadt und der Volkshochschule im Rahmen des Forschungsprojekts „Kernig“der Universität Freiburg, dessen Thema die nachhaltige Ernährung einer Stadt von der Produktion bis zur Entsorgung ist. Der städtische Umweltbeauftragte, Michael Krumböck, berichtete in seiner Begrüßung von hierzu bereits anlaufenden Maßnahmen, wie dem Mitmachgarten, der Stärkung des Bauernmarktes und der Schulverpflegung.
„Aber sie rülpst doch“: Diese zwar richtige Aussage über die Kuh beim Verdauen von Gras werde mit falschen Schlussfolgerungen verbunden, so Anita Idel zum Auftakt ihres frei und fesselnd vorgetragenen gut einstündigen Referats.
Für die Lehrbeauftragte an der Universität Kassel fehlen hier das Denken in Kreisläufen und das Anerkennen der Leistungen von Weidetieren.
So haben diese (Mammut, Wisent, Guanako) nach der letzten Eiszeit die weiten Grassteppen und damit eine reiche Biodiversität geschaffen. „Gräser wollen gebissen werden, denn das stärkt ihr Wachs- tum und ihr Wurzelwerk. Die Wurzel von heute ist der Humus von morgen.“Deshalb fordert Idel die nachhaltige Beweidung für den Erhalt und Aufbau der Bodenfruchtbarkeit und für die Entlastung des Klimas. Dem entgegen stehe die Agrarindustrie, die den Boden „extrem unter Druck setzt und Folgeschäden ausklammert“. Dabei werde viel mehr an der Landwirtschaft verdient als in ihr. Im „Europa der Regionen“müssen daher die EUAgrarpolitiker kleinere Strukturen fördern und bei den Lebensmittelpreisen alle Faktoren einbeziehen nach dem Leitziel „Qualität vor Quantität“. Denn: „Wir können nicht so weitermachen wie bisher. Wir können auch anders !“.