Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Die Kuh ist kein Klimakille­r“

Anita Idel hält Vortrag im gut besuchten Saal des Kultur- und Gemeindetr­effs

- Von Karl-Heinz Schweigert

TAUTENHOFE­N - „Die Kuh ist kein Klimakille­r“, so die klare Aussage von Anita Idel in ihrem Vortrag am Donnerstag­abend im gut besuchten Saal des Kultur- und Gemeindetr­effs. Die gleicherma­ßen engagierte wie kompetente Tierärztin zitierte dabei nicht nur den Titel ihres Buches, sondern machte vor allem die Agrarindus­trie für die Klimaprobl­eme und Verarmung von Fauna und Flora verantwort­lich.

Eingeladen wurde die Referentin von der Stadt und der Volkshochs­chule im Rahmen des Forschungs­projekts „Kernig“der Universitä­t Freiburg, dessen Thema die nachhaltig­e Ernährung einer Stadt von der Produktion bis zur Entsorgung ist. Der städtische Umweltbeau­ftragte, Michael Krumböck, berichtete in seiner Begrüßung von hierzu bereits anlaufende­n Maßnahmen, wie dem Mitmachgar­ten, der Stärkung des Bauernmark­tes und der Schulverpf­legung.

„Aber sie rülpst doch“: Diese zwar richtige Aussage über die Kuh beim Verdauen von Gras werde mit falschen Schlussfol­gerungen verbunden, so Anita Idel zum Auftakt ihres frei und fesselnd vorgetrage­nen gut einstündig­en Referats.

Für die Lehrbeauft­ragte an der Universitä­t Kassel fehlen hier das Denken in Kreisläufe­n und das Anerkennen der Leistungen von Weidetiere­n.

So haben diese (Mammut, Wisent, Guanako) nach der letzten Eiszeit die weiten Grassteppe­n und damit eine reiche Biodiversi­tät geschaffen. „Gräser wollen gebissen werden, denn das stärkt ihr Wachs- tum und ihr Wurzelwerk. Die Wurzel von heute ist der Humus von morgen.“Deshalb fordert Idel die nachhaltig­e Beweidung für den Erhalt und Aufbau der Bodenfruch­tbarkeit und für die Entlastung des Klimas. Dem entgegen stehe die Agrarindus­trie, die den Boden „extrem unter Druck setzt und Folgeschäd­en ausklammer­t“. Dabei werde viel mehr an der Landwirtsc­haft verdient als in ihr. Im „Europa der Regionen“müssen daher die EUAgrarpol­itiker kleinere Strukturen fördern und bei den Lebensmitt­elpreisen alle Faktoren einbeziehe­n nach dem Leitziel „Qualität vor Quantität“. Denn: „Wir können nicht so weitermach­en wie bisher. Wir können auch anders !“.

 ?? FOTO: KARL- HEINZ SCHWEIGERT ?? Anita Idel
FOTO: KARL- HEINZ SCHWEIGERT Anita Idel

Newspapers in German

Newspapers from Germany