Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Schicker Patient mit Blumen – da hat’s gefunkt

Ehepaar Illmer feiert am Wochenende das Fest der Goldenen Hochzeit

- Von Walter Schmid

ISNY (ws) - Horst und Sonja Illmer sind erst vor wenigen Jahren von Aichstette­n nach Isny ins betreute Wohnen der Sonnenhald­e gezogen, wo sie sich längst heimisch und bestens versorgt fühlen. Weil der Ehemann (83) immer wieder Hilfe brauche, sei dieser Schritt genau der Richtige gewesen: „Isny bietet alles – und die schöne Allgäuer Umgebung, etwas näher in den Bergen als früher, tut uns bei Ausflügen mit dem Auto gut“, meint Sonja Illmer mit zufriedene­m Gesicht.

Am Sonntag kommen ihre zwei Töchter mit zusammen sechs Enkelkinde­rn zu Besuch, und dann werde in einem Isnyer Lokal gefeiert, „denn wir haben im Rückblick, trotz mancher Beschwerni­sse in 50 Jahren, gute Gründe, dankbar zu sein“, betonen die beiden. Sibylle Lenz besuchte in Vertretung des Bürgermeis­ters das Jubelpaar und überbracht­e ihnen Grüße, Blumen und ein Geschenk der Stadtverwa­ltung, außerdem eine Urkunde mit Segenswüns­chen von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n.

Horst Illmer stammt aus Schlesien und musste die Strapazen der Flucht als Zehnjährig­er mitmachen. „Uns hat man fortgejagt mit der Maschinenp­istole im Rücken“, erinnert sich der Jubilar: „Ein Jahr lang unterwegs, ein Jahr kein richtiges Bett, ein Jahr heimatlos und unerwünsch­t.“Immer wieder seien er und seine Familie auf Lastwagen der Wehrmacht auf deren Rückzug mitgenomme­n worden, bis sie schließlic­h nach Zwischenqu­artieren im Elsass in Wolfratsha­usen gelandet seien.

Bis zum Beginn seiner Maurerlehr­e habe er neben der Schule als Knecht bei Bauern arbeiten müssen, schildert Horst Illmer, und dann folgten 49 Jahre auf dem Bau, zuerst als Maurer und dann als Gipser: „Und damit waren auch meine Knochen und Gelenke kaputt.“

Sonja Illmer ist im „Bahnwärter­häusle“in Herlazhofe­n aufgewachs­en und erlernte nach der Schulzeit das Friseur-Handwerk. Sonntags habe sie nebenher als Helferin für das Rote Kreuz im Krankenhau­s gearbeitet – und dort auch ihren Horst kennengele­rnt und sich verliebt, erzählt sie. Er war kurzzeitig einmal Patient, habe sich dann immer hübsch angezogen und ihr Blumen gebracht, das habe ihr geschmeich­elt, erinnert sich Sonja Illmer: „Ein Jahr später wurde geheiratet.“

Wer jung heirate habe die Chance, jung Oma zu werden, und das habe geklappt, ergänzt sie. Ihre Eltern seien anfangs nicht so begeistert gewesen, weil Horst 15 Jahre älter war – und außerdem evangelisc­h. „Für uns hat‘s gepasst, und es passt bis heute “, behaupten die beiden und sehen einander glücklich und fürsorglic­h an.

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FOTO: WALTER SCHMID Sibylle Lenz ( M.) besuchte das „ goldene Paar“Horst und Sonja Illmer an ihrem Hochzeitst­ag, dem 21. Juni.

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