Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Tegelbergbahn hat im Sommer mehr Gäste
Geschäftsführer erklärt, welche Chancen Bergbahnen in Zeiten des Klimawandels haben
SCHWANGAU - Auf die Frage, was sich denn in 50 Jahren Tegelbergbahn so geändert habe, kommt deren Geschäftsführer Frank Seyfried erst etwas ins Grübeln. Dann zählt er aber doch spontan einige Aspekte auf, die seiner Ansicht nach anders sind als noch in den frühen Jahren: „Zu Beginn, als die Bahn gebaut wurde, war es sicher so, dass die Bahn hauptsächlich für den Skibetrieb im Winter konzipiert war“, sagt der Geschäftsführer. „Heutzutage machen die Sommermonate allerdings den Hauptanteil unseres Geschäfts aus.“
Das ist nach Meinung des Bergbahn-Chefs aber eine allgemeine Entwicklung. Große Skigebiete neigten dazu, immer weiter in neue und weitläufigere Liftanlagen zu expandieren. Es sei schwer, als kleiner Wettbewerber da mitzuhalten. Die eher geringe Höhenlage und die damit verbundene geringe Schneesicherheit würden da ihr Übriges tun.
„Dem Wintergast, den wir heute ansprechen, wollen wir durch Rodel-Angebote, Winterwanderwege oder Schneeschuhtouren ein breites Erlebnis in der Natur bieten“, sagt Seyfried. Es gehe immer weiter weg von der alleinigen Ausrichtung auf Skifahrer, wie es sie in den 60er-Jahren gab. Auch deshalb seien die beiden Sessellifte, die am Tegelberg Skifahrer vom Rohrkopfsattel zum Helmerkopf beförderten, inzwischen abgebaut worden. Das Schlag- wort lautet Ganzjahresbetrieb. Ein breiteres Angebot als vor 50 Jahren bietet die Tegelbergbahn inzwischen aber auch den Touristen, die im Sommer an den Fuß der Königsschlösser kommen. Ein Beispiel dafür ist die neu geschaffene KönigLudwig-Wanderrunde und natürlich die Sommerrodelbahn, die 1997 gemeinsam mit einer Freizeitanlage neben der Talstation entstand.
Gut 14 Millionen Menschen sind über die Jahre auf den Berg und wieder hinunter befördert worden. Und etwa 200 000 Fahrgäste nutzen die Tegelbergbahn inzwischen pro Jahr. 75 Prozent davon kommen mittlerweile im Sommer. „Das ist viel, viel wichtiger geworden“, sagt Seyfried.
Er betont aber auch: „Wir investieren weiter auch in den Winterbetrieb, zum Beispiel in Schneekanonen an den Schleppliften, um örtlichen Vereinen wie dem SC Füssen oder SC Halblech ein Training vor der Haustür zu ermöglichen.“
An eine künstliche Beschneiung hatten der Schwangauer Alt-Bürgermeister Georg Pfeiffer und Füssens damaliger Rathaus-Chef Dr. Ernst Enzinger sicher keinen Gedanken verschwendet, als sie vor über 50 Jahren die Initiative zum Bau der Bahn ergriffen. Sie sammelten sechs Millionen Mark Grundkapital, warben private Investoren und legten so den Grundstein für den Bau. Was folgte, war eine Erfolgsgeschichte für den Tourismus im Königswinkel. Das sieht zumindest Seyfried so: „Die Bahn war von Anfang an eine herausragende Attraktion, denn neben den Schlössern hatte das südliche Ostallgäu damit noch etwas anderes zu bieten.“
Die rotfarbene Gondel, die ab 1968 Gäste auf den Tegelberg beförderte, ist inzwischen außer Betrieb. Sie wurde durch eine moderne Kabine ersetzt.