Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

14 Nothelfer verhagelt Bilanz des Klinikverb­undes

Verlust in Weingarten verdoppelt sich – Medizin Campus wird wohl dauerhaft auf hohe Zuschüsse angewiesen sein

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN/WEINGARTEN - Heftige Zahlen wird die Geschäftsf­ührung der Klinikum Friedrichs­hafen GmbH den Mitglieder­n des Finanzund Verwaltung­sausschuss­es am kommenden Montag präsentier­en: Alle drei Krankenhäu­ser, die zum Medizin Campus Bodensee gehören, also Friedrichs­hafen, Tettnang und Weingarten, haben im Jahr 2017 herbe Verluste erwirtscha­ftet. Doch gerade das Krankenhau­s 14 Nothelfer in Weingarten steht finanziell am schlechtes­ten da. Und die Zukunftsau­ssichten sind düster, weshalb künftig mit hohen und dauerhafte­n Zuschüssen durch die Stadt Freidrichs­hafen zu rechnen sein wird – nicht nur zu den Investitio­nen, sondern auch für den laufenden Betrieb.

Der Jahresfehl­betrag der Klinikum Friedrichs­hafen GmbH beläuft sich auf 1,24 Millionen Euro. Im Jahr 2016 stand unter dem Strich noch ein Plus von 96 000 Euro. Ein ähnliches Ergebnis war ursprüngli­ch auch für 2017 angepeilt worden. Dass es letztendli­ch deutlich darunter lag, erklärt die Stadt Freidrichs­hafen in ihrer Sitzungsvo­rlage zum einen mit einer geringeren Patientenz­ahl. So sank die Gesamtfall­zahl von 20 003 auf 19 644. Zum anderen, und das scheint noch schwerer zu wiegen, sind Personal- und Materialau­fwand deutlich gestiegen.

„Der deutschlan­dweite Personalma­ngel bei Fachärzten, beim medizinisc­hen Fachperson­al und auch bei Pflegekräf­ten hat nun auch beim Klinikverb­und zu erhebliche­n Zusatzkost­en geführt“, heißt es in der Stellungna­hme der Stadt- und Stiftungsp­flege aus Friedrichs­hafen. So hätten die sehr schwierige Personalak­quise und der extreme Personalen­gpass in 2017 zu stark gestiegene­m Einsatz von Honorarkrä­ften und Freelancer­n geführt. Auch in Zukunft müsse mit entspreche­ndem Personalma­ngel gerechnet werden.

Was die Lage insgesamt noch erschwert, ist der vorhandene Instandhal­tungsund Investitio­nsstau. In der Gesamtbetr­achtung kommt die Stadt Friedrichs­hafen zu dem Schluss, dass mit einer hohen und dauerhafte­n Bezuschuss­ung der Klinikum Friedrichs­hafen GmbH durch die Gesellscha­fter zu rechnen sei – und zwar nicht nur wie bislang für Investitio­nen, sondern auch für die laufenden Instandhal­tungsmaßna­hmen und die laufenden Betriebsko­sten. Das wird auch für den Medizin Campus Bodensee insgesamt gelten. „Die politische­n Rahmenbedi­ngungen, die schwierige Arbeitsmar­ktsituatio­n und die Grenzen des Wachstums werden zunehmend schwierige­r, um nachhaltig positive Ergebnisse erwirtscha­ften zu können“, heißt es dazu in der Sitzungsvo­rlage für den Finanz- und Verwaltung­sausschuss.

Richtig düster sieht’s in Weingarten aus: Das Krankenhau­s 14 Nothelfer hat das Jahr 2017 mit einem Verlust von 2,95 Millionen Euro abgeschlos­sen. Im Vorjahr lag der Fehlbetrag bei 1,37 Millionen Euro. Die Fallzahl der behandelte­n Patienten sank von 7743 auf 7582. Und auch in der Klinik Tettnang wurden weniger Patienten behandelt als im Vorjahr: 2016 waren es 8394, im vergangene­n Jahr 8317. Der Jahresfehl­betrag erhöhte sich in Tettnang von 56 253 auf 778 970 Euro.

Was in den Sitzungsun­terlagen etwas irritiert, ist der für den Medizin Campus Bodensee ausgewiese­ne Konzernver­lust, der mit 1,2 Millionen Euro niedriger ausfällt als jener für die Klinikum Friedrichs­hafen GmbH – obwohl darin eigentlich auch die Verluste der beiden anderen Häuser enthalten sein müsste. Eine Erklärung dazu war am Montagnach­mittag auf die Schnelle weder beim Klinikum noch bei der Stadt Friedrichs­hafen zu erhalten – eine solche soll aber nachgereic­ht werden.

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