Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ziel ist ein Krebszentrum
Onkologische Abteilung Kempten: Fachübergreifende Zusammenarbeit soll gestärkt werden
KEMPTEN/OBERALLGÄU - Vor fast genau 20 Jahren, im Juli 1998, wurde sie gegründet: die Fachabteilung Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin im Kemptener Klinikum. Begonnen hat alles in bescheidenen Verhältnissen, mit dem damaligen Chefarzt Otto Prümmer. Er und sein Nachfolger, Christian Langer, erklären, was sich seither für Ärzte und Patienten verändert hat und wo man in Zukunft hin will. Ziel ist die Einrichtung eines Krebszentrums.
„Wir haben wirklich ganz vorne angefangen“, erinnert sich Prümmer. Einen Raum für die Behandlung und einen für die Blutabnahme habe es damals in der Klinik in der Memminger Straße gegeben – mehr nicht. Von Beginn an setzte man allerdings auf ein Nebeneinander von ambulanter und stationärer Behandlung. Und daran ändert sich auch unter dem neuen Chefarzt Christian Langer nichts, der Prümmer im Oktober vergangenen Jahres nachfolgte. „Die Behandlung kommt aus einer Hand, die Wege sind kürzer, es gehen weniger Informationen verloren und die Patienten sehen die gleichen Ärzte“, fasst Langer die Vorteile zusammen. Das sei wichtig, wenn man bedenke, dass es sich zum Teil um lebensbedrohliche Erkrankungen und jahrelange Krankheitsverläufe handelt.
Das Angebotsspektrum der Abteilung ist groß, erklärt Prümmer. „Es kann fast alles gemacht werden.“Lediglich Patienten, die eine Knochenmark-Spende oder eine Organtransplantation benötigen, müssen in einem anderen Klinikum betreut werden. Im Rückblick auf die vergangenen 20 Jahre sagt Langer: „Das glaubt man gar nicht, wie wir bestimmte Erkrankungen angegangen sind.“So habe man beim schwarzen Hautkrebs mit Chemotherapien nie etwas erreichen können. Inzwischen gibt es jedoch Medikamente, mit denen man ihn behandeln kann.
Weitere große Fortschritte in der Krebsbehandlung seien Immuntherapien und Gen-Untersuchungen. „Wir hätten uns nicht träumen lassen, dass das funktioniert“, sagt Prümmer. Man war es gewohnt, Krebs nach den Organen zu klassifizieren, in denen er sitzt. Jetzt aber gibt es Medikamente, die an bestimmte Gen-Veränderungen andocken, die Krebs verursachen können.
Von großer Bedeutung dabei ist – darin sind sich die Experten einig – die fachübergreifende Zusammenarbeit. Es gilt, ein Netzwerk rund um den Krebs auf- und auszubauen. Aktuell gibt es im Klinikverbund Kempten-Oberallgäu sechs Krebsorganzentren, etwa für Magenoder Prostatakrebs. Die sollen bestehen bleiben, aber gleichzeitig in einem onkologischen Zentrum aufgehen. Angebote für Patienten, die Ernährung, Sport, psychische und soziale Aspekte betreffen, gehören ebenfalls dazu.
Noch in diesem Jahr könnte es soweit sein. Denn die Deutsche Krebsgesellschaft und die Krebshilfe zertifizieren Kliniken als Zentren. In Kempten soll das im November stattfinden. Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Onkologie-Abteilung findet am Samstag, 14. Juli, von 8.30 bis 15 Uhr ein Symposium im Ärztehaus am Klinikum statt. Die Vorträge sind für Fachpersonal gedacht, können aber auch von interessierten Laien besucht werden.