Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Statt Mauern wachsen Brennnesseln
Beim Bahnhof sollen über 50 Wohnungen entstehen – Doch es gibt Verzögerungen
MEMMINGEN - Seit zehn Monaten ist der frühere Kiesparkplatz in der Augsburger Straße für Autofahrer geschlossen. Im Frühjahr sollten die Bagger auf dem Grundstück neben dem Memminger Bahnhof anrollen. Doch noch ist nichts von den geplanten 52 Mietwohnungen zu sehen. Laut Markus Sonntag, Vorstand bei der Siebendächer Baugenossenschaft, hat dies drei Gründe: die Bauarbeiten wegen der Bahn-Elektrifizierung, eine Änderung im Bauplan und anstehende archäologische Grabungen. Wann der Wohnungsbau beginnt, wagt Sonntag derzeit nicht zu prognostizieren.
Das erste Hindernis: die Elektrifizierung der Zugstrecke zwischen Lindau und München. Dass die Gleisarbeiten mit dem eigentlich geplanten Projektstart auf dem Kiesparkplatz zusammenfallen, bezeichnet Markus Sonntag als nicht vorhersehbar. „Wenn die Bahn baut, hat sie Vorrecht“, fügt der Vorstand hinzu. Vorhaben privater Bauherren, wie das Projekt der Siebendächer, stünden dann hinten an. Ein weiterer Grund, weshalb sich der ursprüngliche Zeitplan ändert: „Der eingereichte Bauplan muss angepasst werden“, sagt Sonntag, die Bahn habe 20 Zentimeter mehr Abstand zwischen der Grundstücksgrenze und der Wohnanlage gefordert. Ein solcher Einwand sei nicht außergewöhnlich: „Die Bahn darf mitsprechen.“
Dennoch verzögert dies den Ablauf. Einen Gebäudekomplex zu verschieben, zieht bauliche Änderungen nach sich. „Nichts Gravierendes. Die Häuser werden leicht weggedreht“, erklärt Sonntag. Doch dazu gehöre mehr, als nur eine neue Vorlage zu zeichnen: Ein Architekt prüft die Korrekturen, dann reicht die Genossenschaft den angepassten Bauantrag bei der Stadt Memmingen neu ein.
Die dritte Hürde: archäologische Grabungen, die „in absehbarer Zeit“anstehen. Das Grundstück liegt außerhalb der Stadtmauer. Dort befanden sich häufig vorgelagerte Schanzen. So auch auf dem Gelände der „Alten Gärtnerei“. Historische Pläne zeigen eine Wehranlage. Im vergangenen Jahr stieß eine Grabungsfirma auf entsprechende Reste im Erdreich.
Ausschreibungen laufen
„Die vermuteten Anlagen werden mit dem Landesamt für Denkmalschutz freigelegt“, sagt Sonntag. Da nach seinen Angaben Bomben im Zweiten Weltkrieg auf das Grundstück niedergingen, überwacht eine Kampfmittelräumungsfirma die Grabungen. Dadurch verzögere sich aber lediglich der Baubeginn, das Projekt sieht Sonntag nicht in Gefahr. „Zum Vergleich: Beim Kronenareal dauerten diese Arbeiten ein halbes Jahr“, sagt er. „Aktuell laufen die Ausschreibungen fürs Ausheben der Baugrube und die Arbeiten am Rohbau.“