Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Millioneninvestition in Eintürnenberg
In dem kleinen Ort gibt es derzeit zwei große Baustellen: Kindergarten und Pfarrhaus
In dem kleinen Ort gibt es derzeit zwei große Baustellen.
EINTÜRNENBERG - Kleiner Ort mit zwei großen Baustellen. In Eintürnenberg werden derzeit der Kindergarten erweitert und das nur wenige Meter daneben stehende Pfarrhaus saniert. An die 1,5 Millionen Euro werden dabei investiert.
Auf beide Projekte an der Straße „Am Pfarrgarten“hat Berthold Leupolz seinen Blick. Auf den Kindergarten als Ortsvorsteher, auf das Pfarrhaus als stellvertretender Kirchengemeinderatsvorsitzender.
Vordringlich ist die Erweiterung des Kindergartens Maria Theresia, die zum allergrößten Teil die Stadt Bad Wurzach finanziert. Die Kirche steuert etwa 60 000 Euro zu den 480 000 Euro bei. Geplant gewesen waren ursprünglich rund 350 000 Euro. Höherer Sanierungsbedarf sowie höhere Handwerkerkosten als geplant führten aber zu einer deutlichen und im Rat teilweise harsch kritisierten Kostensteigerung.
Zu wenig Platz
Dass die Erweiterung notwendig ist, steht indes außer Diskussion. 50 Anmeldungen bei nur 40 vorhandenen Plätzen waren nicht zuletzt wegen vieler Zuzüge im Neubaugebiet relativ kurzfristig eingegangen. Die Einrichtung wird daher zum neuen Kindergartenjahr von 1,5 auf 2,0 Gruppen ausgebaut.
Das ebenerdige Bestandsgebäude aus den 1950er-Jahren, in dem die Bergenzwerge bislang betreut werden, erhält ein zusätzliches Stockwerk, das daneben liegende ehemalige Schwesternhaus wird umgebaut und dann ebenfalls mitgenutzt.
Die Arbeiten sind laut Leupolz auf einem guten Weg. Er ist zuversichtlich, dass im September das Schwesternhaus fertig ist, „damit wir alle Kinder aufnehmen und so unsere Zusagen einhalten können“. Im November soll dann auch das Bestandsgebäude aufgestockt sein. „Dann kann der Alltag einkehren“, hofft Leupolz.
Alltag für die Kinder und für die Erzieherinnen, die derzeit im notdürftig umfunktionierten Gemeindehaus St. Martin untergebracht sind. „Die Erzieherinnen leisten Großartiges“, ist Leupolz froh, dass trotz Provisoriums alles reibungslos vonstatten geht.
Alltag aber auch für die Bürger, die nach Fertigstellung aller Arbeiten „ihr“Gemeindehaus wieder vollumfänglich nutzen können, zum Beispiel für private Geburtstagsfeiern.
Damit alles wie geplant klappt, „müssen viele Rädle ineinandergreifen“, weiß der Ortsvorsteher. Ein straffer Terminplan muss eingehalten werden: „Wichtig ist, dass alle Handwerker im Takt bleiben, auch wenn sie noch viele andere Baustellen betreuen müssen.“Alle Beteiligten hätten aber Verständnis für den Zeitdruck, hat Leupolz festgestellt. „Und auch unser Architekt ist trotz vollen Terminkalenders sehr präsent und hält Kontakt mit allen.“
Aus dem Jahr 1640
„Unser Architekt“, das ist das Aulendorfer Büro Ecker, namentlich Stefan Pahlsmaier und Sieglinde Wanja. Sie betreuen auch die grundlegende Sanierung des Pfarrhauses. Das stammt aus dem 17. Jahrhundert. „Der Unterteil ist aber noch viel älter“, weiß Berthold Leupolz. Das Vorgängergebäude ist 1645 abgebrannt – weil der Mesner heiße Kohle hat fallenlassen. Während der Sanierung entdeckten Arbeiter im Kellergewölbe einen Flusskieselboden, der vom hohen Alter der Anlage zeugt.
560 000 Euro kostet der erste Abschnitt der Sanierung, der Fundament, Dach und Außenfassade umfasst. Zwei Drittel davon finanziert die Diözese, den Rest die Kirchengemeinde über einen Kredit, Spenden und Eigenleistungen. „Ein enormer Kraftakt“sei das für die kleine Gemeinde, sagt Leupolz.
Froh ist er darüber, dass man trotz des hohen Alters des Gebäudes auf keine unliebsamen Überraschungen stieß, die die Kosten in die Höhe getrieben hätten. „Das größte Problem ist der zum Teil lehmige Untergrund des Fundaments, den wir unterfangen mussten. Aber das hatten wir so erwartet.“Das Dach ist mittlerweile fertig, die renovierten Fenster werden demnächst wieder eingebaut.
Nach dreimonatigen Verhandlungen mit dem Landesdenkmalamt, einhergehend mit einem Baustopp, dürfen jetzt auch Ringanker eingezogen werden, die die Stabilität des Gebäudes sichern. So sollen neue Risse und damit weitere Folgekosten verhindert werden.
Im letzten Schritt werden am Fundament Entwässerungsanlagen verlegt. Ende des Jahres wollen die Eintürner mit dem ersten Sanierungsabschnitt fertig sein.
Innensanierung geplant
Und wollen dann an den zweiten gehen: die Innensanierung. Weitere 360 000 Euro würde die kosten. „Wir hoffen, dass uns die Diözese finanziell wieder stark unter die Arme greift“, so der stellvertretende Kirchengemeinderatsvorsitzende. Im ersten Stock soll eine Mietwohnung entstehen, im Erdgeschoss Büro, Besprechungszimmer und ein Zimmer mit Dusche für Martinuspilger. Außerdem soll das Gebäude dann einen Lagerraum für kirchliches Inventar bieten. „Zurzeit liegt alles verstreut im Ort.“Ende 2019 soll die Sanierung endgültig abgeschlossen sein, hofft Leupolz, „und dann haben wir hoffentlich auf Jahrzehnte Ruhe.“
Statt selbst viel Geld in die Sanierung des Pfarrhauses zu stecken, hätte die Kirchengemeinde das Gebäude auch verkaufen können. „Wir wollten aber das herrliche Ensemble rund um den Pfarrgarten, mit Kindergarten, St. Martin, Pfarrhaus und Kirche in einer Hand behalten“, begründet Leupolz die Entscheidung, für die es aber auch „viel Überzeugungsarbeit“gebraucht habe.