Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Das teuerste Bauprojekt der Stadtgesch­ichte

Renovierun­g der Gymnasien kostet mehr als Sanierung des Ravensburg­er Humpisquar­tiers

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Die Sanierung der Ravensburg­er Gymnasien wird noch teurer. Damit überholen die Schulen im Hinblick auf die Kosten das Humpisquar­tier und werden die teuerste Baumaßnahm­e in der Geschichte der Stadt Ravensburg.

Auf zwölf Millionen Euro schätzte die Stadt 2012 die Kosten für die dringende Sanierung des über 100 Jahre alten Spohngebäu­des, in dem sich das Albert-Einstein- und das Spohngymna­sium befinden. Beim Projektsta­rt ging man von 16,7 Millionen Euro aus. Stück um Stück kamen dann unvorherge­sehene Mehrkosten hinzu. Jetzt belaufen sich die Projektkos­ten auf 20,8 Millionen Euro, rund 15 Millionen davon muss die Stadt Ravensburg aus eigener Tasche bezahlen.

Baubürgerm­eister Dirk Bastin hat eine Wette verloren. „Ich war überzeugt, dass das Projekt unter der Marke von 20 Millionen Euro bleibt“, sagte er am Donnerstag bei der Sitzung des Projektaus­schusses Generalsan­ierung des Ravensburg­er Gemeindera­ts. Dieser segnete die erneute Kostenstei­gerung bei einer Enthaltung ab. Dabei wurde aber auch die Sorge laut, dass es zu weiteren Mehrkosten kommen könnte.

Aktuell kommen neue Kosten für die Sanierung der Dächer des Spohngebäu­des hinzu. Der Grund: Die Dächer waren in den 90er Jahren saniert worden, daher hatte man sie im Vorfeld der Renovierun­g nicht genauer untersucht. Jetzt musste die Stadt aber feststelle­n, dass die Dächer undicht sind; teilweise ist das Dämmmateri­al völlig durchnässt. Sie müssen von außen geöffnet, komplett neu aufgebaut und von innen nachgedämm­t werden. Mehrkosten: 900 000 Euro. „Wir haben die Dächer im Vorfeld nicht intensiv genug untersucht“, sagte Baubürgerm­eister Dirk Bastin im Ausschuss. Man hätte der zurücklieg­enden Sanierung doch besser nicht trauen sollen. Bastin: „Das war ein Fehler, und diesen Fehler muss ich mir gefallen lassen.“

Nach Aussage von Dieter Katein vom Amt für Architektu­r und Gebäudeman­agement wird die notwendige Erneuerung der Dächer keine Auswirkung­enn auf die Fertigstel­lung der Gesamtsani­erung haben. Auch der dritte Bauabschni­tt wurde fristgerec­ht zu Ende gebracht, so Katein, der vierte und letzte werde bis zum Schulbegin­n nach den Sommerferi­en 2019 abgeschlos­sen sein.

Ganz abgesehen vom Zeitplan zeigte sich Dieter Katein auch bei der Sorge um mögliche weitere Mehrkosten optimistis­ch. Aus seiner Sicht gebe es in der weit fortgeschr­ittenen Sanierung „keine weiteren großen Risiken“.

Die Stadträte im Projektaus­schuss jubelten zwar nicht, waren sich aber einig, dass die Dachsanier­ung und die damit verbundene­n Kostenstei­gerungen unvermeidl­ich seien. „Das ist kein kommunalpo­litisches Drama“, meinte August Schuler (CDU). Ingrid Brobeil-Wolber (Grüne) sah „keine Alternativ­e“. Heike Engelhardt (SPD) sagte: „Wir müssen diese Kröte schlucken.“

Deutliche Kritik gab es von Wilfried Krauss (Bürger für Ravensburg). Er sei verwundert, dass die Dächer nicht vorab gründliche­r untersucht wurden. Mit der aktuellen Kostenstei­gerung sei für ihn „die rote Linie erreicht“. Seine Fraktion werde keiner weiteren Erhöhung zustimmen. Krauss enthielt sich bei der Abstimmung als Einziger.

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ARCHIVFOTO: ROLAND RASEMANN Das Spohngebäu­de beherbergt zwei Ravensburg­er Gymnasien. Die Sanierung des über 100 Jahre alten Hauses wird inzwischen zur Kostenfall­e für die Stadtverwa­ltung.

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