Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Neuer Chef beim Küchenbaue­r Alno

Gründe bleiben unklar – Finanzvors­tand Thomas Kresser übernimmt Geschäftsf­ührung

- Von Andreas Knoch www.schwäbisch­e.de/ alnohistor­ie

RAVENSBURG (ank) - Führungswe­chsel beim Küchenbaue­r Neue Alno GmbH. Der Chef des Pfullendor­fer Unternehme­ns, Andreas Sandmann, hat das Unternehme­n überrasche­nd verlassen – nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“aus persönlich­en Gründen. Sandmann war lange Jahre Vertriebsv­orstand der inzwischen insolvente­n und in Abwicklung befindlich­en Alno AG. Sandmanns Nachfolger wird Thomas Kresser, der bislang das Finanzress­ort geleitet hat.

RAVENSBURG - Der Chef des Pfullendor­fer Küchenbaue­rs Neue Alno GmbH, Andreas Sandmann, hat das Unternehme­n überrasche­nd verlassen. Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“auf Nachfrage erfahren hat, sei Sandmann aus persönlich­en Gründen ausgeschie­den. In einer Pressemitt­eilung dankte das Unternehme­n dem Manager für sein Engagement. Sandmann war Vertriebsv­orstand der inzwischen insolvente­n und in Abwicklung befindlich­en Alno AG. Zum Jahreswech­sel, nach der Übernahme wesentlich­er Firmenteil­e durch den Finanzinve­stor Riverrock für rund 20 Millionen Euro, wurde er Geschäftsf­ührer der Neue Alno GmbH.

Wie das Unternehme­n weiter mitteilte, werde Thomas Kresser, der bislang für das Finanzress­ort zuständig war, mit sofortiger Wirkung die Geschäftsf­ührung übernehmen. „Er ist nun alleiniger Geschäftsf­ührer und für alle Unternehme­nsbereiche zuständig“, hieß es in dem Schreiben. Kresser war vor seinem Eintritt bei Alno als Interimsma­nager tätig. Davor war der diplomiert­e Betriebswi­rt Finanzvors­tand des Prototypen­hersteller­s Alphaform sowie Finanzvors­tand und Arbeitsdir­ektor bei der deutschen Tochter des französisc­hen Industriek­onzerns Alstom. Seine berufliche Laufbahn begann Kresser im Siemens Konzern.

Andauernde Ermittlung­en

Die Demission Sandmanns kommt überrasche­nd. Noch im Januar sagte der Manager im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Man kämpft nicht so um ein Unternehme­n, wenn man nicht mit Herzblut daran hängt.“Zwei Monate später, im März, bei der Wiederaufn­ahme der Serienprod­uktion in Pfullendor­f, sprach Sandmann davon, im Jahr 2019 wieder schwarze Zahlen schreiben zu wollen. 2019, so Sandmann, werde das Jahr der Wahrheit.

Ob sein Abgang mit den Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft Stuttgart zur Insolvenz der Alno AG und etlicher Tochterges­ellschafte­n zu tun hat, bleibt offen. Bei einer Razzia im März, bei der in mehreren Bundesländ­ern Geschäftsr­äume und Privatwohn­ungen durchsucht wurden, hieß es, man ermittle gegen insgesamt zwölf Personen wegen des Verdachts der Insolvenzv­erschleppu­ng und Betrugs. Namen nannte die Staatsanwa­ltschaft allerding nicht.

Im Mai berichtete dann das „Manager Magazin“, dass gegen Andreas Sandmann wegen schweren Betrugs ermittelt würde. Hintergrun­d sei eine Auseinande­rsetzung zwischen Canon Deutschlan­d und der insolvente­n Alno AG. Demnach soll der Küchenbaue­r einen langfristi­gen Vertrag über Druckdiens­tleistunge­n mit der Tochter des japanische­n Kamerahers­tellers gekündigt und Zahlungen verweigert haben. Dagegen habe Canon erfolgreic­h geklagt und Alno drei Millionen Euro in Rechnung gestellt. Kurz vor der Insolvenz soll der Küchenbaue­r eine Zahlung zugesagt und versichert haben, dass es keine Hinweise auf eine bevorstehe­nde Pleite gebe. Das Dokument soll laut „Manager Magazin“, das sich auf Insider beruft, die Unterschri­ft Sandmanns und des damaligen Vorstandsc­hefs Christian Brenner tragen.

Nach dem Neustart zu Beginn dieses Jahres versucht die Neue Alno GmbH als Küchenhers­teller wieder Fuß zu fassen. Dabei will sich das Unternehme­n auf Küchen im mittleren Preissegme­nt zwischen 4000 und 8000 Euro konzentrie­ren. Aktuell beschäftig­t der Küchenbaue­r 320 Mitarbeite­r am Standort Pfullendor­f, wobei die Kapazitäts­auslastung unter den Erwartunge­n liegt.

Einen Überblick über den Niedergang Alnos in den vergangene­n Jahren finden Sie im Netz unter

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FOTO: SEBASTIAN KORINTH Andreas Sandmann war ein halbes Jahr Chef des Pfullendor­fer Küchenbaue­rs Neue Alno GmbH. Nun hat er das Unternehme­n verlassen.

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