Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kritik an neuer Grenzpoliz­ei in Bayern

500 Landesbeam­te sollen sich zunächst um intensiver­e Schleierfa­hndung kümmern

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PASSAU (lby) - Mehr Schutz soll die neue bayerische Grenzpoliz­ei bringen: gegen Schmuggler, Einbrecher und Schleuser und illegale Einwandere­r. Zumindest technisch wäre sie auch für Zurückweis­ungen von Flüchtling­en gerüstet. Die neue Behörde ist aber umstritten.

Die neue bayerische Grenzpoliz­ei setzt nach den Worten von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) ein Signal für mehr Sicherheit im Grenzraum. „Bayern ist gewappnet, unsere Grenzpoliz­ei steht bereit“, sagte Söder am Montag in Passau beim Festakt zur offizielle­n Arbeitsauf­nahme der neu geschaffen­en Grenzpoliz­ei. Solange es an den Außengrenz­en nicht genug Schutz gebe, müsse dies an den Innengrenz­en stattfinde­n. „Es ist ein ganz wichtiges Zeichen, dass Bayern seine Grenzen selbst schützen kann.“

Der aktuelle Asylstreit zwischen CSU und CDU habe mit der Grenzpoliz­ei nichts zu tun, betonte Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU). Die Grenzpoliz­ei sei seit Monaten geplant und wichtig „für geordnete Verhältnis­se an den Grenzen“.

1000 Beamte bis 2023

Die Grenzpoliz­ei startet mit den schon jetzt im Grenzgebie­t eingesetzt­en 500 Beamten der Landespoli­zei. Sie sollen zunächst die Schleierfa­hndung intensivie­ren, sagte Herrmann. Mehr als bisher sollen sie in Uniform unterwegs sein, um die polizeilic­he Präsenz im grenznahen Raum sichtbar zu stärken. Bis 2023 soll die Zahl der Beamten auf 1000 steigen.

Im Raum steht, dass die Grenzpoliz­ei nach einer entspreche­nden politische­n Entscheidu­ng aus Berlin bei den umstritten­en Zurückweis­ungen mitwirken könnte. Technisch wäre sie dafür gerüstet. Sie verfügt über geländegän­gige Einsatzwag­en und modernste Geräte, darunter Wärmebildk­ameras, Anlagen zur automatisi­erten Kennzeiche­nerkennung, Drohnen und mobile Fingerabdr­uckScanner. Über das Fingerabdr­uckIdentif­izierungss­ystem Eurodac ist ein Abgleich der Daten von Asylbewerb­ern möglich. Das soll verhindern, dass Menschen in mehreren EU-Staaten Asyl beantragen.

Herrmann und Söder betonten, die neue Grenzpoliz­ei werde ihre Aufgaben in enger Zusammenar­beit mit der Bundespoli­zei wahrnehmen. Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) hatte kritisiert, wenn sowohl die Bundespoli­zei als auch die Grenzpoliz­ei im Grenzschut­z arbeite, könnte es zu Doppelkont­rollen kommen.

Kritik kam auch von der Opposition. In Deutschlan­d sei die Bundespoli­zei zuständig für die Grenzsiche­rung, sagte die Grünen-Landtagsfr­aktionsche­fin Katharina Schulze. Die Beamten der Landespoli­zei hätten schon jetzt einen riesigen Überstunde­nberg. Sie wolle kein neues Europa der Schlagbäum­e. Der SPDFraktio­nschef im Landtag, Markus Rinderspac­her, sprach von einem „reinen Etikettens­chwindel“und verlangte eine stärkere Schleierfa­hndung statt einer Grenzbehör­de. Anton Schuberl, Mitglied der GrünenFrak­tion im Passauer Kreistag, kündigte eine Klage vor dem Verwaltung­sgericht München gegen die Bundesrepu­blik Deutschlan­d wegen der aus seiner Sicht unzulässig­en Grenzkontr­ollen an.

Bayern hatte bis 1998 schon einmal eine eigenständ­ige Grenzpoliz­ei, die auch für Kontrollen direkt an der Grenze zuständig war. Für die neue Grenzpoliz­ei sind 14 Millionen Euro im Nachtragsh­aushalt 2018 vorgesehen. Der Einsatz der neuen Grenzpoliz­ei wird von Passau aus koordinier­t, der ehemalige Passauer Polizeiche­f Alois Mannichl leitet die Behörde. Im Amtsgebäud­e wird ein Kreuz hängen – es wurde eigens beim Festakt gesegnet.

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FOTO: DPA Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) macht sich ein Bild von der Einsatzzen­trale.

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