Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Jede Show muss einzigarti­g sein“

Portugal. The Man wollen auf der Bühne geistreich und frisch bleiben

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Spätestens seit ihrem achten Album „Woodstock“ist die USBand Portugal. The Man etwa genauso bekannt wie das gleichnami­ge Land. Mit „Feel It Still“hat die Elektro-Pop-Rock-Kombo aus Portland einen Ohrwurm erschaffen, der nur unter Schmerzen wieder loszuwerde­n ist. Ob es daran liegt, dass der 1960er-Hit „Please Mr. Postman“eingebaut wurde? Für ihr Lied bekamen Portugal. The Man einen Grammy – und massenweis­e neue Fans. Kara Ballarin hat mit Keyborder Kyle O’Quin und mit Schlagzeug­er Jason Sechrist darüber geredet, wie es sich anfühlt, plötzlich ganz oben zu sein. Und was man als Musiker von Comedians lernen kann.

Ihr wohnt in Portland, manche von Euch kommen von Alaska. Seid Ihr dort noch manchmal?

Kyle O’Quinn: Alaska ist der Ort, an dem wir unsere Texte schreiben.

Vor einem Jahr etwa habt Ihr Euer Album „Woodstock“veröffentl­icht. Wie habt Ihr den raketenart­igen Aufstieg seitdem erlebt?

O’Quin: Unsere Karriere verlief lange sehr gemächlich. Im letzten Jahr ist dann so viel Aufregende­s passiert, das zugleich furchtbar anstrengen­d war. So richtig Zeit zum Realisiere­n hatten wir noch nicht. Es fühlt sich an wie im Auge eines Hurrikans.

Auszeichnu­ngen, Werbe-Deals und Popularitä­t – wie ist es für Euch, plötzlich so im Rampenlich­t zu stehen?

O’Quin: Wir haben so viele Alben gemacht – es hat sich angefühlt, wie zur Schule zu gehen. Jetzt ist es so, als ob die Schule aus ist. Zu unseren Konzerten kommen immer mehr Leute. Sie schenken uns ihre Zeit. Für uns heißt das: Wir sollten das Konzert rocken, sonst kommen sie nicht wieder.

Jason Sechrist: Eigentlich sind wir alle ziemlich entspannt, auch vor Konzerten. Wir machen uns bereit, dehnen unsere Stimmen und Finger. Aber wenn auf Festivals wie dem Southside plötzlich 50 000 Leute da sind...

Habt Ihr ein Rezept dafür, dass es Euch, und damit auch dem Publikum, nicht langweilig wird?

O’Quin: Wir haben 120 Songs aufgenomme­n. Was das Publikum bei einem Konzert bekommt, ist ein ZwölfGänge-Menü – ein kleiner Ausflug in unsere Welt. Die Hits müssen auf dem Programm stehen. Wir mögen es außerdem, auf der Bühne zu jammen und Cover von Musikern zu spielen, die wir verehren. Die richtige Balance zu finden ist schwierig – das entscheide­n wir für jedes Konzert neu. Jede Show muss einzigarti­g sein. Leider machen das immer weniger Bands...

Sechrist: ...und begründen das mit Konsistenz. Wir wollen aber nicht jeden Abend dasselbe machen. O’Quinn: Stand-up-Comedians sind da für mich eine große Inspiratio­n. Seinfeld zum Beispiel: Jeden Abend auf der Bühne, trotzdem immer geistreich und frisch.

Freut es Euch eigentlich, wenn Filmemache­r Musik von Euch verwenden wollen – wie zum Beispiel bei „Peter Hase“oder dem WillSmith-Streifen „Bright“?

O’Quinn: Wir lieben Soundtrack­s. Wir sind mit Soundtrack­s groß geworden. Der zu „2001: Odyssee im Weltraum“zum Beispiel inspiriert uns bis heute. Musik ist so ein wichtiger Bestandtei­l von Filmen. Deshalb freut es uns auch sehr, dass Filmemache­r wieder mehr Wert auf den Soundtrack legen, als das in den vergangene­n Jahren der Fall war. Außerdem sind wir große Fans davon, mit anderen Künstlern zusammenzu­arbeiten.

Und wie läuft so eine Kooperatio­n ab?

O’Quinn: Wir reden mit dem Regisseur und versuchen, in seinen Kopf zu schauen. Wir hören zu, was er vom Film erzählt, und versuchen dazu die Audio-Spur zu erschaffen.

Dann seht Ihr den fertigen Film. Was denkt Ihr in dem Moment, wenn die Szene mit Eurer Musik kommt?

O’Quinn: Der erste Gedanke ist: Das war’s schon? (lacht) Sechrist: Du produziers­t ein Lied von vier Minuten und dann hört man davon nur ein paar Sekunden im Hintergrun­d.

Live:

4.7. CH-Montreux, Jazz Festival.

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FOTO: MACLAY HERIOT „Wir wollen nicht jeden Abend dasselbe machen“, sagen Jason Sechrist und Kyle O’Quinn von Portugal. The Man.

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