Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kurze Beine, kurze Wege

An Leutkirche­r Grundschul­standorten soll sich vorerst nichts ändern

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- Vor „Schnellsch­üssen“warnt der aus Leutkirch stammende CDU-Landtagsab­geordnete Raimund Haser, der stark in Bildungsth­emen eingebunde­n ist. Vor „Schnellsch­üssen“warnt auch Bernd Schosser, Rektor der Grund- und Werkrealsc­hule in Wuchzenhof­en, Sprecher der Leutkirche­r Schulleite­rkonferenz. „Das Thema ist hochsensib­el“, betont Bürgermeis­terin Christina Schnitzler. Die auf Ebene der Landespoli­tik nicht zuletzt durch ein Gutachten des Landesrech­nungshofes angefachte Diskussion über die Zukunft der kleinen Grundschul­en beschäftig­t auch die Leutkirche­r Fachszene. Dabei sieht es im Allgäu ungleich besser aus als in vielen anderen Landesteil­en.

„Es gibt keine Schließung­sdiskussio­n“, so hat sich vor Kurzem bereits Roland Bürkle, Noch-Bürgermeis­ter von Bad Wurzach, geäußert, als in seinem Gemeindera­t der Kindergart­enund Schulbedar­fsplan aufgerufen wurde. Aktuell deutet auch am Schulstand­ort Leutkirch nichts darauf hin, dass von der Verwaltung aus aktiv das aktuelle Konzept infrage gestellt wird. Immerhin acht Grundschul­standorte unterhält Leutkirch. Dazu kommen noch als Förderstan­dorte die Don-Bosco-Schule und die in das Gesamtkonz­ept integriert­e St.Anna-Schule, auch wenn dafür die Stadt nicht als Träger verantwort­lich ist. „Dieser Aufwand für die Kinder ist gerechtfer­tigt“, sagt Christina Schnitzler.

Druck aus der Landespoli­tik

Nicht ausgeschlo­ssen aber ist, dass auf lange Sicht der Druck aus der Landespoli­tik auch in Leutkirch eine neue Standortdi­skussion auslösen könnte. „Die Probleme sind ja nicht neu, insbesonde­re Grundschul­leiterstel­len aber auch Lehrerstel­len zu besetzen“, sagt Christina Schnitzler. Hohe Belastung, keine attraktive Bezahlung, darauf weisen seit Jahren auch alle Fachverbän­de hin.

„Natürlich müssen wir uns alle über die Lehrersitu­ation und die Versorgung­sengpässe Gedanken machen“, sagt auch Schosser trotz der in Leutkirch aktuell ausreichen­den Grundverso­rgung. So konnte im vergangene­n Jahr auch die vakant gewordene Schulleite­rstelle in Ausnang durch Patricia Piendl adäquat besetzt werden. „Auf uns hier bezogen sieht es gut aus“, sagt Schosser, der sich auch als Pädagoge bereits mehrfach geäußerter Kritik widersetzt, die die an kleinen Schulstand­orten wie etwa Ausnang eingeführt­en Kombiklass­en über zwei Jahrgangss­tufen hinweg schlechtre­det. „Es funktionie­rt“, sagt Schosser. Aufeinande­r zugehen anstatt sich von Jahrgang zu Jahrgang abzugrenze­n, auch das sei in frühen Jahren für die Kinder und Jugendlich­en eine wichtige Erfahrung.

Die im Vergleich mit anderen Regionen so unaufgereg­te Diskussion im Allgäu ist allerdings auch direkte Folge der aktuell stabilen Situation an allen Standorten. Auch auf Basis der zuletzt gemeldeten Anmeldezah­len konzentrie­ren sich die Kollegien bereits darauf, in Ruhe das nächste Schuljahr vorzuberei­ten. Und in Raimund Haser wissen sie einen Abgeordnet­en hinter sich, der sich zum besonderen Wert kleiner Schulen klar bekennt. „Gerade bei Grundschul­en geht es nicht nur ums Geld. Und es geht auch nicht nur um die Vermittlun­g von Bildungspl­aninhalten. Es geht um Wertevermi­ttlung, Geborgenhe­it, Vertrauen, Anknüpfung­spunkte für Vereine und Organisati­onen. Es geht um das Kennenlern­en der Eltern untereinan­der, es ist der Ort, an dem man das Heimatgefü­hl erlebbar machen kann. Und es geht um die ersten Schritte jedes kleinen Bürgers in die Verantwort­ungsgemein­schaft vor Ort“, sagte er, nachdem die Berechnung­en des Landesrech­nungshofes zumindest auf der Stuttgarte­r Bühne Aufgeregth­eiten ausgelöst hatten.

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FOTO: PATRICK SEEGER Kurze Beine, kurze Wege: Am Grundprinz­ip soll sich an den Leutkirche­r Schulen nichts ändern.

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