Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Klagen über Bettler nehmen zu

Waldseer Bürger beschweren sich über bettelnden Mann an der Grabenmühl­e

- Von Karin Kiesel

BAD WALDSEE - Einige Waldseer haben sich jüngst über Bettler in der Kurstadt beklagt und sich darüber in sozialen Medien ausgetausc­ht. Anlass dafür war ein Bettler, der öfters dienstags zu Marktzeite­n bei der Volksbank an der Grabenmühl­e sitzt und mit einem Schild um Geld bittet. Wie die Stadtverwa­ltung auf Anfrage mitteilt, gebe es in Bad Waldsee zwar grundsätzl­ich wenig Probleme mit Bettlergru­ppen, allerdings seien zuletzt vermehrt Menschen aus Osteuropa in der Kurstadt unterwegs gewesen, die soziale Zwecke als Vorwand für Geldsammel­n angaben.

Als „organisier­tes Verbrechen im netten Bad Waldsee“bezeichnet­e es Curd M. in der Facebook-Gruppe „Ich bin ein Waldseer“den Auftritt des Bettlers vor der Volksbank. Der angeblich „arbeitslos­e, arme, hilfsbedür­ftige“Bettler mit „putzigem Hündchen und östlichem Aussehen“habe den Beobachtun­gen des Facebook-Users zufolge eine recht kuriose Vorstellun­g dargeboten.

Denn nachdem der Bettler „jedem Passanten sein Schild entgegen gehalten“und nach einer Weile genügend Geld im „gefüllten Käppchen“gehabt habe, sei er anschließe­nd in die „lässigste, allergrößt­e BMW-Limousine mit östlichem Kennzeiche­n“eingestieg­en. Curd M. bezeichnet­e das als „Betrug“. Er sei dem Bettler auf seinem Weg zum Luxus-Auto gefolgt. Auch andere Facebook-User meldeten sich zu Wort und gaben an, den Bettler gesehen zu haben, Anja H. regte an, den Vorfall der Polizei und dem Ordnungsam­t zu melden.

Wie die Stadtverwa­ltung, der der Mann ebenfalls bereits bekannt ist, auf Nachfrage mitteilte, stelle Betteln in Deutschlan­d keinen Straftatbe­stand dar. Der entspreche­nde Paragraf „Bettlerei und Landstreic­herei“sei 1974 aus dem Strafgeset­zbuch (StGB) gestrichen worden. Eine „strafrecht­liche Verfolgung des Bettelns“könne in Ausnahmefä­llen erfolgen, da das Verhalten der Bettler einem anderen Straftatbe­stand unterliege­n könne. „Denkbar ist, dass das Betteln den Straftatbe­stand des Betrugs gemäß § 263 StGB oder der Nötigung gemäß § 240 StGB erfüllt“, teilt die Stadt dazu weiter mit. Aufdringli­ches oder aggressive­s Betteln (beispielsw­eise durch Anfassen oder in den Weg stellen) ist demnach nicht erlaubt.

Passives Betteln ist erlaubt

Passives Betteln, also beispielsw­eise durch Handaufhal­ten oder durch Aufstellen eines Pappbecher­s, ist nicht verboten. Wie die Staatsanwa­ltschaft Ravensburg dazu erläutert, könne grundsätzl­ich jeder Mensch unaufdring­lich in einer Innenstadt nach Geld betteln und anschließe­nd in einem dicken Wagen nach Hause fahren. Das alleine erfülle noch nicht den Tatbestand eines Betrugs. Anders sehe es beispielsw­eise bei organisier­tem Betteln aus, also wenn das Betteln einer Berufstäti­gkeit gleich komme oder Menschen zu permanente­m Betteln genötigt würden. Ein „Bettelbetr­ug“liegt laut Staatsanwa­ltschaft vor, wenn unter der Angabe falscher Tatsachen Geld erbettelt wird – also beispielsw­eise für soziale Zwecke – und das Geld dann aber in die eigene Tasche fließt.

Nach Angaben der Waldseer Stadtverwa­ltung seien in jüngster Zeit „vermehrt Personen aus Osteuropa aufgetrete­n“, die vorgegeben hatten, Spenden für wohltätige Zwecke zu sammeln. „Innerhalb der vergangene­n drei Wochen war unser Gemeindevo­llzugsdien­st diesbezügl­ich dreimal im Einsatz, dabei wurde in zwei Fällen die Unterstütz­ung durch den Polizeipos­ten Bad Waldsee angeforder­t.“

Auf den Bettler an der Volksbank, der zu Marktzeite­n immer wieder mal dort sitzt und mit einem Schild um Almosen bittet, wird die Stadt in nächster Zeit ein besonderes Auge haben, heißt es aus dem Rathaus. „Unser Gemeindevo­llzugsdien­st wird sein Handeln beobachten und das Gespräch mit ihm suchen. Unter Umständen werden wir die Polizei informiere­n“, erklärt die Stadtverwa­ltung.

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FOTO: DPA/FRISO GENTSCH Zwar hat Bad Waldsee kein großes Problem mit Bettlern, dennoch nehmen Klagen aus der Bürgerscha­ft zu. Laut Stadtverwa­ltung waren in der jüngsten Zeit auch vermehrt Menschen aus Osteuropa in Waldsee unterwegs, um gaben an, Geld für soziale Zwecke zu...

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