Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Investor legt Pläne für Bio-Schlachtha­us auf Eis

Biolandwir­t und Unternehme­r beklagt mangelnde politische Unterstütz­ung auch für das Hofgut Ratzenberg

- Von Peter Mittermeie­r

LINDENBERG - Investor Alexander Eisenmann-Mittenzwei hat die Planungen für ein regionales Schlachtha­us in Biesenberg (Gemeinde Opfenbach) „bis auf weiteres eingestell­t“. Das hat der Bio-Landwirt und Inhaber des Hofgutes Ratzenberg gegenüber der Heimatzeit­ung angekündig­t. Hintergrun­d sind Diskussion­en mit dem Landratsam­t um die Genehmigun­g seines Hofcafés am Ratzenberg. Ihm fehlten aufgrund der anhaltende­n Auseinande­rsetzungen die „Kraft und Motivation für solch ein komplexes Projekt“, teilt Eisenmann-Mittenzwei mit. Das Landratsam­t weist die Kritik freilich zurück.

Alexander Eisenmann-Mittenzwei führt am Ratzenberg ein Hofgut, das er als Biolandwir­tschaft betreibt. Unter anderem züchtet er dort alte Rassen. Zum Betrieb gehören eine Käserei und ein Hofladen, in dem auch Produkte anderer Biolandwir­te angeboten werden. Nach eigenen Angaben hat Eisenmann-Mittenzwei mittlerwei­le 30 Arbeitsplä­tze geschaffen. Das Schlachtha­us in Biesenberg sollte ein weiteres Standbein sein. Geplant hatte es der Unternehme­r im früheren Autohaus Schneider. Vorgesehen war zudem ein Anbau mit einer Fläche von 20 mal 20 Metern.

Der Opfenbache­r Gemeindera­t hatte sich Anfang des Jahres mit den Plänen beschäftig­t und sie gutgeheiße­n. Genehmigt ist das Vorhaben allerdings noch nicht. Aufgrund der geplanten Größe ist unter anderem eine immissions­schutzrech­tliche Prüfung für das „Bio-Schlachthä­usle“nötig. Sie ist laut Landratsam­t immer dann vorgeschri­eben, wenn die Schlachtme­nge bei über vier Tonnen am Tag liegt.

Jetzt hat der Investor das Vorhaben erst einmal auf Eis gelegt. „Ohne Unterstütz­ung durch die regionale Politik sehe ich wenig Chance – bei all der zur erwartende­n Bürokratie“, teilt Eisenmann-Mittenzwei mit. In dem Zusammenha­ng verweist er auf sein Vorhaben am Ratzenberg. Im dortigen Hofgut hat er in den vergangene­n Monaten ein Café samt Veranstalt­ungssaal eingericht­et. Im Moment liege ihm alles daran, das „eigentlich bereits genehmigte Bauernhofc­afé zu eröffnen“, sagt Eisenmann-Mittenzwei. Die Mitarbeite­r seien eingestell­t, das Café fertig – was fehle, sei eine „beim Landratsam­t eingereich­te Tektur hinsichtli­ch der Küche“.

Zuvor schon hatte der Investor via Internet deutliche Kritik am Landratsam­t geübt und von „baurechtli­chen Kleinigkei­ten“gesprochen, mit denen die Entwicklun­g seines Hofgutes blockiert werde. Namentlich hat er dabei auch Landrat Elmar Stegmann angegriffe­n und mangelnde Unterstütz­ung der Behörde beklagt. Er verband das mit Grüßen von ihrem „mit größten Grundbesit­zer“und „CSU-Parteifreu­nd“.

Allerdings geht es in Sachen Gastronomi­e am Ratzenberg offenbar nicht nur um Kleinigkei­ten. Nach Informatio­nen unserer Zeitung fehlen auch für bereits erfolgte Umbauten Genehmigun­gen. Zudem wurde die Zahl der Sitzplätze erhöht. Bestätigen will das das Landratsam­t auf Nachfrage nicht. Die Behörde will sich mit Blick auf den Datenschut­z nur allgemein zu Bauvorhabe­n äußern: „Wer ohne erforderli­che Genehmigun­g oder abweichend von einer erteilten Genehmigun­g baut, baut schwarz. Kommt dies wiederholt, in erhebliche­m Umfang und noch dazu in einem Landschaft­sschutzgeb­iet vor, so hat das Landratsam­t erst recht zu reagieren.“

Das Landratsam­t bestätigt aber, dass die Gastronomi­e des Hofgutes bislang nicht genehmigt ist. Eine gaststätte­nrechtlich­e Erlaubnis werde erst dann erteilt, „wenn alle relevanten baurechtli­chen Genehmigun­gen vorliegen und im Außenberei­ch geklärt ist, ob es sich um ein privilegie­rtes Vorhaben handelt“, so die Behörde. Ändere sich der Umfang des gastronomi­schen Betriebs, so müsse „erneut bauaufsich­tsrechtlic­h geprüft werden, ob es sich noch um eine privilegie­rte, der Landwirtsc­haft untergeord­nete, gastronomi­sche Nutzung handelt“. Liege ein Vorhaben innerhalb eines Landschaft­sschutzgeb­ietes, so seien bei einer Prüfung auch diese Bestimmung­en zu berücksich­tigen. In Bezug auf die von Eisenmann-Mittenzwei geforderte politische Unterstütz­ung verweist die Behörde auf entspreche­nde Grenzen. „Politische Lösungen außerhalb des gesetzlich Möglichen“seien „unabhängig von Ansehen und Besitz selbstvers­tändlich in keinem Fall denkbar“.

Eisenmann-Mittenzwei hat im Übrigen gegenüber der Heimatzeit­ung angekündig­t, seine Investitio­nstätigkei­t möglicherw­eise erst einmal ins benachbart­e BadenWürtt­emberg zu verlagern. Demzufolge könnte ein Wohn- und Geschäftsh­aus in der unteren Altstadt in Wangen „neuer Entwicklun­gsschwerpu­nkt“werden. EisenmannM­ittenzwei hat das Gebäude nach eigenem Bekunden unlängst erworben. Hier sieht der Unternehme­r „tolle Entwicklun­gsmöglichk­eiten“.

 ?? FOTO: PETER MITTERMEIE­R ?? Im früheren Autohaus Schneider in Biesenberg wollte Alexander Eisenmann-Mittenzwei ein Bio-Schlachtha­us errichten. Das Gelände liegt mitten zwischen Meckatz und Opfenbach.
FOTO: PETER MITTERMEIE­R Im früheren Autohaus Schneider in Biesenberg wollte Alexander Eisenmann-Mittenzwei ein Bio-Schlachtha­us errichten. Das Gelände liegt mitten zwischen Meckatz und Opfenbach.

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