Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Majestät im Wind

Bei der Segel-WM der 8-Meter-Klasse vor Langenarge­n hat König Harald von Norwegen keine Sonderrech­te

- Von Corinna Konzett

LANGENARGE­N - Ein Boot nach dem anderen segelt ganz nah an der gelben Boje mitten im Bodensee auf Höhe von Friedrichs­hafen vorbei. Nur wenige Meter trennen die Segelyacht­en voneinande­r. Sobald sie die Wendeboje hinter sich gelassen haben, beginnen die Crews die bunten Spinnaker zu setzen, die im Wind zu tanzen scheinen. Beinahe lautlos gleiten die Yachten in Richtung der Zielboje, die kurz vor Langenarge­n liegt.

Noch die ganze Woche werden sich Szenen wie diese auf dem Bodensee abspielen. Der Yacht Club Langenarge­n richtet die Segel-Weltmeiste­rschaft der 8-Meter-Klasse (kurz 8mR) aus. 23 internatio­nale Teams nehmen mit ihren „Achtern“, die im Übrigen gar nicht acht Meter, sondern zwölf bis 15 Meter lang sind, an der Weltmeiste­rschaft teil; die „Acht“bezieht sich auf das Ergebnis der so genannten Meterforme­l, für die verschiede­ne Bootsmaße (neben der Länge etwa auch die Größe des Segels) ausschlagg­ebend sind.

Als achtes Boot schafft es das norwegisch­e Team bei der ersten Wettfahrt am ersten Tag der WM zur Wendeboje. Das wäre hier an dieser Stelle nicht unbedingt erwähnensw­ert, wenn nicht ein besonderer Segler an der Pinne sitzen würde und die 1938 erbaute „Sira“steuern würde: Steuermann des norwegisch­en Bootes ist König Harald V. von Norwegen.

Steuer immer fest in der Hand

Der 81-Jährige ist seit seiner Kindheit begeistert­er Segler, dreimalige­r Olympiatei­lnehmer und zweimalige­r Weltmeiste­r. Bei der WM am Bodensee will der Monarch wie jeder andere Teilnehmer behandelt werden. So gibt er sich auch. Während des Empfangs der Segler am Sonntagabe­nd, zog der Monarch etwa seine Krawatte aus. „Der König ist einer von vielen Teilnehmer­n. Sonderbeha­ndlungen gibt es nicht“, erklärt auch Volker Göbner, Sprecher des Wettbewerb­s.

Und trotzdem gibt es für Helfer und Journalist­en einen klaren Verhaltens­kodex: Auf keinen Fall dürfen Fotos geschossen werden, wenn König Harald isst, oder wenn er an oder von Bord seiner Yacht geht.

Viel bewegt sich der Monarch nicht auf seiner Yacht. Während den Wettfahrte­n am Montag sitzt er vorwiegend an der Pinne und steuert seine dunkelgrün­e Yacht. „König Harald ist ein Spitzenseg­ler mit sehr viel Erfahrung. Das Segeln einer so großen Yacht ist vor allem Kopfsache und das macht er hervorrage­nd. Außerdem kann seine Crew gut anpacken“, sagt Göbner. Ein zusätzlich­er Sicherheit­sdienst hat sowohl an Land als auch auf dem Wasser ein Auge auf ihn.

Mindestens zwei Augenpaare verfolgen genauesten­s, was die Besatzung der „Yquem II“von Jean Fabre aus der Schweiz so treibt. „Un, deux, trois: Yquem allez!“, rufen vom Begleitboo­t die zwei Genferinne­n Cathrine Stern und Line Jud. „Mein Freund segelt auf der ,Yquem’. Bei Cathrine sind sogar der Mann und der Sohn dabei“, erklärt Line Jud. Als sich das Schweizer Boot der Ziellinie nähert, hält es Cathrine Stern nicht mehr auf dem Sitz. Sie springt auf, hebt beide Daumen nach oben und pustet, als wolle sie der „Yquem“mehr Wind in die Segel blasen. „Ja, ja. Ihr seid die Besten“, ruft sie laut, als die Yacht in der zweiten Wettfahrt als Erste ins Ziel kommt. Im ersten Durchlauf landeten die Schweizer auf Platz drei.

Adel schützt vor Fehlern nicht

Die „Yquem“ist eines der neueren Boote bei der WM, segelt in der Altersgrup­pe „Modern“, einziger Konkurrent dieser Klasse: die „Conquistad­or“aus Bregenz. Die Crew um Werner Deuring liegt nach dem ersten Wettkampft­ag auch in der Gesamtwert­ung vorne. Bei der SegelWM der „Achter“starten historisch­e und moderne Boote gleichzeit­ig. Um trotz der Unterschie­de einen Vergleich herstellen zu können, wird in vier Altersgrup­pen gewertet.

König Harald kommt bei der zweiten Wettfahrt übrigens als Dritter ins Ziel. Doch beim dritten Rennen starten die Norweger zu früh, müssen zurück zur Startlinie. „Es gelten eben für alle die gleichen Regeln. Auch für den König drücken wir kein Auge zu“, sagt Volker Göbner.

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FOTO: DPA Alles im Griff: König Harald (li.) auf der „Sira“.
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FOTO: CORINNA KONZETT Hier liegt die „Sira“gerade in Führung.

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