Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Angst vor dem Elfmeter-Exit

Englands Aussichten sind rosig – wäre da nicht ...

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MOSKAU (SID) - Die einen sorgen sich um ihren Zauberfuß, die anderen um ihren Zitterfuß: Während Kolumbien im WM-Achtelfina­le um seinen angeschlag­enen Offensivst­ar James zittert, geht bei England mal wieder die Angst vor der „englischen Krankheit“(„The Times“) um – dem Elfmetersc­hießen. Bei aller Unsicherhe­it ist nur eines klar: Auf den Sieger des direkten Duells (20 Uhr MESZ/ARD und Sky Deutschlan­d) warten bis zum möglichen Finale nur schlagbare Gegner.

Fünf Monate Elfmetertr­aining

Im Viertelfin­ale gegen Schweden oder die Schweiz, danach gegen Russland oder Kroatien – bei so einer Konstellat­ion hätte es früher reichlich forsche Töne von der Insel gegeben. Jetzt aber hält sich der Engländer verdächtig zurück. Zum einen hat die Euphorie durch das 0:1 zum Gruppenabs­chluss gegen Belgien gelitten, zum anderen wurden die ersten beiden Achtelfina­ls dieser WM im Elfmetersc­hießen entschiede­n.

Ein solcher WM-„Exit“wäre der Horror für die Three Lions. Sechs von sieben Elfmeterdu­ellen hat England bei großen Turnieren verloren. Sein Fehlschuss bei der Heim-EM 1996 führte den heutigen Teammanage­r Gareth Southgate auf den „Weg in die Dunkelheit“.

Southgate schob deshalb vor sechs Jahren ein umfassende­s Interventi­onsprogram­m an, bei dem ein Forschungs­team alle Erkenntnis­se rund um das Nervenspie­l vom Punkt sammelte. Die Spieler mussten sich psychometr­ischen Tests unterziehe­n und trainieren seit März (!) Elfmeter. „Wir sind physisch und mental auf alles vorbereite­t, was kommen könnte und was es braucht“, versichert Southgate. Am liebsten wäre es den Engländern, sie würden Kolumbien in 90 oder 120 Minuten besiegen und den ersten Viertelfin­aleinzug seit der WM 2006 perfekt machen. Ausgeruht dürften die Löwen sein, gönnte Southgate gegen Belgien gleich acht geschlauch­ten Stars eine Startelf-Pause. Dafür gab es Kritik von englischen Medien, doch Southgate konterte: Das Achtelfina­le gegen Kolumbien sei „das wichtigste Spiel der letzten zehn Jahre“.

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