Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die richtige Folie für Fleisch
Neues Projekt an der Hochschule Kempten beschäftigt sich mit wiederverwertbaren Verpackungen
KEMPTEN - Fleischverpackungen, die recycelt werden können, sucht man in deutschen Kühlregalen oft vergeblich. Ob die Steaks, Hähnchenschenkel oder das Hackfleisch in Kunststoffschalen oder in Vakuumbeuteln liegen: die Verpackungen bestehen meist aus mehreren Kunststoffschichten (sogenannten Verbundfolien), die hierzulande größtenteils in Verbrennungsanlagen landen. Das möchten Professor Markus Prem und seine Studenten der Hochschule Kempten ändern.
In dem dreijährigen Forschungsprojekt „Qualimeat“arbeiten sie deshalb zusammen mit einigen Partnern an zukunftsfähigen Verpackungssystemen für Fleisch. „Damit sind wir am Puls der Zeit“, sagt Prem und weist auf die aktuelle Diskussion rund um Plastikmüll-Vermeidung hin. Bisher haben die Lebensmittelund Verpackungstechnologen in Kempten Fleischverpackungen nicht in den Fokus gesetzt. Mit dem Projekt „Qualimeat“, das seit nun seit eineinhalb Jahren läuft, soll sich das ändern.
Die Wissenschaftler des Projekts „Qualimeat“experimentieren mit Folien, die nur aus einer Schicht bestehen und dadurch wiederverwertbar sind. Zum Einsatz kommen dabei Folien aus Polypropylen, geschäumte Verpackungen sowie Biopolymere, erläutert Prem.
Die Schwierigkeit dabei sei, dass die sogenannten Monofolien nicht die gleichen Eigenschaften haben wie die Verbundfolien. Denn die verschiedenen Schichten, die das Recyceln so schwierig machen, haben durchaus einen Sinn. Sie bieten unterschiedliche Eigenschaften, vor allem eine Gas- und Aromabarriere, die wichtig sind, um Fleisch möglichst lange frisch zu halten. In vielen Fällen sei es deshalb wahrscheinlich nicht möglich, komplett auf Verbundverpackungen zu verzichten, sagt Prem. Aber um es dort zu schaffen, wo es möglich ist, „ist es wichtig, mal etwas anders zu machen“, betont der Wissenschaftler.
Das treibt auch Manuel Stecker an, der sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter um das Forschungsprojekt „Qualimeat“kümmert. „Ich möchte neue Wege in Richtung Nachhaltigkeit gehen“, sagt der 22Jährige. Für das Studium der Lebensmittelund Verpackungstechnologie habe er sich entschieden, weil ihn die Wechselwirkungen zwischen Lebensmittel und Verpackung interessiert haben. Und jetzt, da er fast fertig ist, sagt er: „Man bekommt wirklich einen guten Überblick und versteht die Prozesskette, die hinter Haltbarkeiten und Verderbsmechanismen stecken.“Außerdem könne er jetzt gut beurteilen, wie Nachhaltigkeit im Bereich Verpackung funktioniert und auch umgesetzt werden kann.
Beim Projekt „Qualimeat“untersucht Stecker Verpackungen, die unter bestimmten Bedingungen biologisch abbaubar sind. Sie bestehen aus Maisstärke. Darin verpackt sind bei Steckers Experimenten Schweinerückensteaks. Durch die Veränderungen des Schutzgases in der Hülle kann man Rückschlüsse darauf ziehen, wie geeignet die Verpackung ist. Aber schon jetzt ist für Prem klar: „Sie funktioniert.“Vergleiche mit herkömmlichen Verpackungen stehen allerdings noch aus. Ein wichtiger Faktor bei der Haltbarkeit von Fleisch sei nicht nur die Verpackung, sondern auch die Bakterienbelastung, erläutert Prem. Je hygienischer in den Schlachtbetrieben gearbeitet werde, desto länger sei das Fleisch von Haus aus haltbar. Die richtige Verpackung garantiere dann die Frische für einen bestimmten Zeitraum, der von Fleisch zu Fleisch unterschiedlich ist.