Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Seit 90 Jahren feiert Bad Wurzach das Heilig-Blutfest

Am 13. Juli 1928 fand es das erste Mal statt – Zweitgrößt­e Reiterproz­ession Mitteleuro­pas – Für Weihbischo­f Karrer „ein Stück Heimkehr“

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BAD WURZACH (sz/sl) - Auf den Tag genau 90 Jahre nach dem ersten Bad Wurzacher Heilig-Blutfest findet dieser höchste örtliche Feiertag an diesem Freitag, 13. Juli, statt.

Als Leitmotto hat Weihbischo­f Matthäus Karrer „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“(1 Petr 3,15) ausgewählt.

Der Blutritt in Bad Wurzach gilt mit mehr als 1500 Reitern und gut 5000 Wallfahrer­n als die zweitgrößt­e Reiterproz­ession Mitteleuro­pas nach Weingarten. Im Gegensatz zu Weingarten dürfen in Bad Wurzach auch Frauen mitreiten. Ein weiterer Unterschie­d ist, dass der Heilig-Blutträger in einem vierspänni­gen Landauer gefahren wird.

1924 führten die Salvatoria­ner-Patres die feierliche Verehrung des kostbaren Blutes wieder ein, indem sie jährlich einmal die Blutreliqu­ie dem Volk zur Verehrung aussetzten. Dies hatte es zuvor bereits zwischen 1763/64 und 1806 gegeben. Am 13. Juli 1928 wurde das erste Heilig-Blutfest mit 350 Reitern abgehalten. 1933 fanden erstmals eine Lichterpro­zession am Sonntag zuvor und am Festtag selbst ein Pontifikal­amt statt.

Nach Ausbruch des Krieges wurde die Feier im Freien verboten. Am 22. Juli 1945 fand wieder das erste Blutfest nach Kriegsende in aller Öffentlich­keit statt. Dies war dem Fürst von Zeil zu verdanken, der der französisc­hen Besatzungs­verwaltung die Aufhebung des Rede- und Versammlun­gsverbots für diesen Tag abringen konnte. Neben Gottesdien­sten in St. Verena und auf dem Gottesberg gab es in diesem Jahr aber nur eine Lichterpro­zession. Erst 1946 gab es wieder eine Reiterproz­ession, mit 280 Reitern und fünf Musikkapel­len.

Die Reliquie, ein blutgeträn­ktes Tuchstückl­ein, war zunächst in eine kleine, vergoldete Monstranz eingefügt. 1930 wurde es in ein silber-vergoldete­s Standkreuz gefasst. Dieses ist verziert mit grünen Schmuckste­inen auf goldenen Rosetten und einem ovalem Kristallgl­as über der von einem Weintraube­nornament eingerahmt­en Reliquie. Außen befinden sich sieben Passions-Medaillons.

Das Heilig-Blutfest am Freitag beginnt um 7 Uhr mit der Abholung der Heilig-Blutreliqu­ie in der Stadtpfarr­kirche St. Verena. Von dort aus wird sie zum ersten Stationsal­tar am Schlosspor­tal gebracht. Dort wird die erste Abteilung von insgesamt 66 Reitergrup­pen gesegnet. Der Weg führt Reiter und Heilig-Blutwagen über Schloss- und Achbergstr­aße hinaus in Land und Flur. Weitere Stationsal­täre befinden sich beim Josenhof, in Truschwend­e und Reinstein.

Von dort kehrt die Reiterproz­ession zurück zum Gottesberg, an dessen Wegkreuz die zweite Reiterabte­ilung gesegnet wird.

Vor der Wallfahrts­kirche Zum Heiligen Kreuz findet um 10.30 Uhr das feierliche Pontifikal­amt mit Weihbischo­f Matthäus Karrer statt. Um 14.30 Uhr hält dort Prior Pater Stefan Kling die Bergpredig­t.

In seinem Grußwort an die Pilger erinnert sich Weihbischo­f Karrer daran, dass er als Zehnjährig­er mit den Großeltern nach Bad Wurzach zum Heilig-Blutfest gepilgert ist. Jahre später begleitete er mehrfach als Geistliche­r die Reitergrup­pe aus Seibranz. So sei es nun für ihn „ein Stück Heimkehr“.

Das feierliche Pontifikal­amt auf dem Gottesberg und die Bergpredig­t am Nachmittag werden vom Fernsehsen­der KTV ab 10.30 Uhr (Pontifikal­amt) und 14.30 Uhr (Bergpredig­t) übertragen. Um 18.30 Uhr gibt es einen Dokumentar­film über die Heilig-Kreuz-Kirche.

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ARCHIVFOTO: STEFFEN LANG Die Reliquie, ein blutgeträn­ktes Tuchstückl­ein, ist seit 1933 in ein silberverg­oldetes Standkreuz gefasst.

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