Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Integratio­n mit menschlich­em Antlitz

Sozialarbe­iterinnen in Isny laden helfende Hände zu einem kleinen Begegnungs­fest ein

- Von Walter Schmid

ISNY - Am Eingangspo­rtal des ehemaligen Krankenhau­ses hängt ein Plakat und weist in die erste Etage. „Diakonisch­e Bezirksste­lle Ravensburg, Standort Isny. Claudia Dürrenberg­er, Michaela Merta, Katharina Wippich-Bernhard. Integratio­nsmanageme­nt und Flüchtling­ssozialarb­eit.“

Knapp 50 Personen sind vor Kurzem der Einladung der drei Sozialarbe­iterinnen der Diakonie gefolgt, um deren neue Büros und vor allem deren Arbeit näher kennenzule­rnen. Seit 2015 ist es bereits der dritte Standort als Anlaufstel­le für Informatio­n, Beratung und Begleitung. Der erste war die mit jungen Männern vollgestop­fte Turnhalle in Siloah, der zweite im Stephanusw­erk, und seit Februar sind die drei im weitgehend leerstehen­den Krankenhau­s untergebra­cht. Immer ging es um rund 300 Flüchtling­e, die Isny zugewiesen wurden.

Eine bunte, tatkräftig­e „Hilfskette“kam zu einem kleinen Begegnungs­fest zusammen – jeder beteiligt sich auf seine Weise am Integratio­nsprozess für geflüchtet­e Menschen. Mitarbeite­nde aus dem Netzwerk Asyl, aus Sprachschu­le, Kindergart­en, Schulen, Kirchen, Stadtverwa­ltung, Schulsozia­larbeit, städtische Jugendarbe­it, Agentur für Arbeit, Job-Center. Gut die Hälfte der Gäste waren Geflüchtet­e selbst. Junge Leute aus dem Stephanusw­erk, Familien aus den Siloah-Häusern – sie brachten auch die Leckereien für ein kleines Büfett mit. Die meisten von ihnen kommen aus Syrien und Afghanista­n, ein kleiner Teil aus zehn weiteren Ländern.

Dem Krieg entkommen

Die Sozialarbe­iterinnen legen Wert darauf, dass ihr Gegenüber als Geflüchtet­e bezeichnet werden. Menschen also, die dem Krieg entkommen sind und nun bei uns Heimat, Arbeit und ein sicheres Leben auf eigenen Beinen suchen. „Flüchtling“sei für sie zu undefinier­t, da müssten noch die Gründe für ihr Hiersein geklärt werden.

Diakon Gerd Gunßer, Leiter der Diakonie im Dekanat Ravensburg, sagte in seinem Grußwort, dass man im September 2015 die Sozialarbe­it für Geflüchtet­e im Chaos begonnen hätte. Ohne Vorschrift­en, ohne Anweisunge­n, ohne passgenaue Gesetze. „Die Arbeit der Ehrenamtli­chen war besonders am Anfang – und ist es bis heute – eine unentbehrl­iche Stütze. Alle leisteten in allen Bereichen Pionierarb­eit“, stellte der Diakon heraus.

Der jetzige Status der Arbeit „Anschlussu­nterbringu­ng“hätte den Status der „Erstunterb­ringung“abgelöst. Nun seien die Kommunen zuständig. Zahlreiche Kooperatio­nspartner seien nun mit im Boot der Integratio­nsbemühung­en. Alle zusammen seien gefordert, ein immer engeres Netz im Gemeinwese­n zu knüpfen, das unserer Gesellscha­ft ein mitmenschl­iches Antlitz verleiht – wo Populismus keinen Platz mehr hat.

Dank von der Stadt

Hier knüpfte Klaus Hägele von der Stadt mit seinem Dank an. Man spüre immer mehr, dass wir einander näher kommen, Fremde zu Mitbürgern werden. Man spüre immer mehr, dass wir alle an einem Strang ziehen und dass die Geflüchtet­en am selben Strang mitziehen würden, so Hägele.

Den Grußworten folgte eine Zaubershow des jungen Syrers Abdul Rahmam Hennawi mit seinem freiwillig­en Kartenspie­lpartner Matthias Hellmann, der ob der Zauberküns­te des Syrers perplex war. Hennawi hat in den zwei Jahren seines Hierseins ordentlich Deutsch gelernt, seine Hauptschul­prüfung in Isny bestanden und möchte ab September eine Lehre als Augenoptik­er mit einem zusätzlich­en einjährige­n Vorlauf beginnen. „Hauptsache ich kann etwas lernen und mein Leben selber bestreiten“, sagt er.

Dann eröffnete Michaela Merta das Büfett mit Leckereien aus der arabischen Küche. Diese Begegnung war wiederum ein Baustein auf dem Weg – für beide Seiten wichtig.

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FOTO: WALTER SCHMID Auch der Zauberer aus Syrien Hennawi mit seinem Kartenspie­lpartner Matthias Hellmann beeindruck­te die Gäste.

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