Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein Bild innerer Zerrissenheit
Die anderen sind schuld. Damit erreicht Horst Seehofer (CSU) in Sachen Realitätsverweigerung eine neue Stufe. Jeden Fehler von sich zu weisen, nicht einen Hauch von Reue über seine unsägliche Aussage zu 69 Abschiebungen an seinem 69. Geburtstag zu zeigen und statt dessen verbal wild um sich zu schlagen, wirkt nur noch hilflos. Gute Amtsführung sieht anders aus.
Nachvollziehbar ist Seehofers Zorn auf Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Der hatte den CSU-Chef monatelang angestachelt, eine kompromisslose Flüchtlingspolitik eingefordert und mit Begriffen wie „Asyltourismus“und „Asylgehalt“den Jargon der Rechtspopulisten übernommen. Erst als er merkte, dass der Schuss nach hinten losgeht, rüstete er ab, machte Seehofer für schlechte Umfragewerte verantwortlich und spieltes ihm den Schwarzen Peter zu. Wer solche Parteifreunde hat, braucht keine Feinde. Drei Monate vor der Landtagswahl bieten die Christsozialen ein Bild der inneren Zerrissenheit und Planlosigkeit – auch beim Umgang mit der AfD.
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zu Unrecht in die Schmuddelecke gestellt.
Der Bundesinnenminister wirkt angeschlagen. Im Bundeskabinett, wo sich die Regierungsmitglieder vor Sitzungsbeginn stets begrüßen, hocke sich Seehofer gleich auf seinen Platz, gehe den anderen aus dem Weg, heißt es. Ausgelaugt und dünnhäutig zeigte er sich Mitte der Woche auf einer Pressekonferenz in Berlin. Und während die Kanzlerin ab dem Wochenende eine Sommerpause einlegen kann, muss der Bundesinnenminister weiterarbeiten, mit den resistenten Italienern über die Rücknahme von Flüchtlingen verhandeln.