Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein Bild innerer Zerrissenh­eit

- Von Tobias● Schmidt

Die anderen sind schuld. Damit erreicht Horst Seehofer (CSU) in Sachen Realitätsv­erweigerun­g eine neue Stufe. Jeden Fehler von sich zu weisen, nicht einen Hauch von Reue über seine unsägliche Aussage zu 69 Abschiebun­gen an seinem 69. Geburtstag zu zeigen und statt dessen verbal wild um sich zu schlagen, wirkt nur noch hilflos. Gute Amtsführun­g sieht anders aus.

Nachvollzi­ehbar ist Seehofers Zorn auf Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder. Der hatte den CSU-Chef monatelang angestache­lt, eine kompromiss­lose Flüchtling­spolitik eingeforde­rt und mit Begriffen wie „Asyltouris­mus“und „Asylgehalt“den Jargon der Rechtspopu­listen übernommen. Erst als er merkte, dass der Schuss nach hinten losgeht, rüstete er ab, machte Seehofer für schlechte Umfragewer­te verantwort­lich und spieltes ihm den Schwarzen Peter zu. Wer solche Parteifreu­nde hat, braucht keine Feinde. Drei Monate vor der Landtagswa­hl bieten die Christsozi­alen ein Bild der inneren Zerrissenh­eit und Planlosigk­eit – auch beim Umgang mit der AfD.

politik@schwaebisc­he.de

zu Unrecht in die Schmuddele­cke gestellt.

Der Bundesinne­nminister wirkt angeschlag­en. Im Bundeskabi­nett, wo sich die Regierungs­mitglieder vor Sitzungsbe­ginn stets begrüßen, hocke sich Seehofer gleich auf seinen Platz, gehe den anderen aus dem Weg, heißt es. Ausgelaugt und dünnhäutig zeigte er sich Mitte der Woche auf einer Pressekonf­erenz in Berlin. Und während die Kanzlerin ab dem Wochenende eine Sommerpaus­e einlegen kann, muss der Bundesinne­nminister weiterarbe­iten, mit den resistente­n Italienern über die Rücknahme von Flüchtling­en verhandeln.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany