Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Brillante „Kabinettstücke“
„The Hot Stuff Jazzband“eröffnet den Leutkircher Sommerjazz
LEUTKIRCH - Die Hot Stuff Jazzband hat am Mittwochabend im Museumshof den Auftakt zum Leutkircher Sommerjazz gestaltet.. Vielen noch bekannt als „Pit Müllers Hot Stuff“treten sie jetzt in einer neuen Formation auf, um die Zuhörer mit ihrem „Mini Big Band Sound“zu verführen. Das Quintett lässt bekannte Klassiker aus Blues, Jazz und Funk der 1930er bis 1970er Jahre aufleben. Das aber ohne Hype, sondern filigran, detailverliebt und jeden Moment dem Instrumentalen gewidmet.
„Besser kann es wirklich nicht sein“, eröffnete Matthias Hufschmid diesen Jazzabend. Gemeint sind die sommerlichen Temperaturen, während sich die Sitzreihen nicht ganz gefüllt haben. Zum fünften Mal gastierte das Quintett in Leutkirch.
Am Abend allerdings nicht mit Eric Stevens am Bass, sondern Gary Todd übernahm diesen Part. Der gebürtige Amerikaner gehört dem Modern Jazz an und spielte in Orchestern von Stan Kenton und Buddy Rich. Dann in Deutschland fand man ihn in der Paul Kuhn Big Band sowie den Orchestern von Hugo Strasser und Max Greger. Hier schließt sich der Kreis zu Schlagzeuger Hermann Roth, Gitarrist John Brunton und Heinz Dauhrer an Trompete und Flügelhorn. Mit Posaunist und Sänger Butch Kellem aus Philadelphia hat die Band einen international stark vertretenen Musiker im Boot. Bandleader und Trompeter Pit Müller aus Schönau in Niederbayern sei, so Hufschmid, vor einem Jahr verstorben. Seinem Flair und seinen „technischen Kabinettstücken“ist die aktuelle Besetzung treu geblieben.
„Wir sind alle Niederbayern“, schickte der gebürtige Stuttgarter Heinz Dauhrer lachend voraus. Hinter der Bühne grassiere der Akzent. Doch für die Auftritte hätten sie sich ihn abtrainiert.
Werken von Duke Ellington, mit dem Gary Todd oft gespielt hat, von Wes Montgomery, Clark Terry, Sonny Burke oder Herbie Hancock gehörte der Abend.
Wenn Butch Kellem seine Stimme erhebt
„When I get to old to dream” von Sigmund Romberg aus dem Jahr 1934 oder der vielfach gecoverte Klassiker „Black Coffee” von 1948 gaben den Solisten an Trompete und Posaune Raum. Nicht nur instrumental, denn sobald Butch Kellem seine Stimme erhebt und scattet, lockert sich die Atmosphäre im Nu auf. Er ist Entertainer aus dem Herzen heraus. Was dieser Abend einmal mehr in Reinkultur bewies, ist die Unverzichtbarkeit einer gut geölten Rhythmusgruppe. Mit Hermann Roth, der in Duke Ellingtons „It don´t mean a Thing, if it ain´t got that Swing” mit seinem Drumset förmlich zu schweben begann. Mit John Brunton, der kaum je eine Miene verzieht. Nicht nur, wenn er zu einem seiner exorbitanten Gitarrensoli in Wes Montgomerys „Boss City“ansetzt, sondern auch im Hintergrund ist sein Saitenspiel stets präsent und unverwischt.
Das „Girl von Ipanema“in neuem Outfit
Akustisch verschenkt diese Band keinen einzigen Akkord. Das macht sie klanglich so authentisch, dass selbst Ohrwürmer wie „The Girl von Ipanema“in ein vollkommen neues Outfit schlüpfen. Nichts Abgeleiertes, nichts Überkommenes. Möglich machen das die virtuosen Duette von Dauhrers Flügelhorn und Kellems Posaune, die das Thema immer wieder wandeln und variieren. Mit Bedacht und ausgefeiltem technischen Können in den Details. Für „a lot of Fun“sorgte Kellems Performance zu „Hey Mr. Mumbles“aus der Feder von Clark Terry, dem „Master of Jazz Trumpet“. Kellem machte sich seinen Spaß auf „What did you say?“– mit groovenden und swingenden Vocals. Viel Beifall und Bravorufe würdigten diese Session.