Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Weichenste­llung für Isnyer „Herzoperat­ion“

Stadträte sollen am Montag erste Details beschließe­n, wie der Marktplatz künftig aussieht

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Kommenden Montag sollen die Stadträte einen ersten Teilbeschl­uss fassen, der Bedeutung hat für die kommenden Jahrzehnte – jenen zur Gestaltung des Marktplatz­es. Die Bauverwalt­ung schlägt in einer dreiseitig­en Vorlage vier Punkte vor, die ausführlic­h begründet werden: Ein rund 30 Quadratmet­er großes „Fontänenfe­ld“, eine etwa 40 Quadratmet­er große Pflasterun­g „mit historisch­em Steinmater­ial“, den „Verzicht auf Offenlegun­g archäologi­scher Funde“und den „Verzicht auf Offenlegun­g des Stadtbache­s“.

Beschlüsse dazu in der Sitzung seien „zwingend für die weitere Projektbea­rbeitung und einen termingere­chten Planungs- und Bauablauf“, heißt es im von Projektlei­ter Markus Lutz unterzeich­neten Papier. Und weiter, dass „über die Belagsart, die Ausstattun­g des Marktplatz­es mit Bänken, Fahrradbüg­eln usw.“sowie die „Einrichtun­g von Stellplätz­en noch im Arbeitskre­is Marktplatz beraten“werde und Entscheidu­ngen darüber „auch im November 2018 getroffen werden“könnten.

Grundlage des Beschlussv­orschlags ist eine „Basisvaria­nte/Variante.00“, die Planer Peter Wich vom beauftragt­en Büro „terra.nova“aus München dem Isnyer Gemeindera­t am 25. Juni öffentlich vorgestell­t hatte. Hoffnungen der Isnyer Stadtgesch­ichtsforsc­her Roland Manz und Heinz Bucher sowie von Mitglieder­n des Arbeitskre­ises Heimatpfle­ge, die Gestaltung­svorschläg­e von Stadtplane­r Wich würden Erkenntnis­se zur jahrhunder­tealten Marktplatz-Historie und Stadtarchi­tektur deutlicher widerspieg­eln, zerschlage­n sich bei Lektüre der Beschlussv­orschläge.

Wich veranschla­gt „Bruttogesa­mtkosten“von etwas mehr als 3,1 Millionen Euro für die Marktplatz­gestaltung. Die Stadt hat „in der mittelfris­tigen Finanzplan­ung“für die Jahre 2020/21 eine Summe von 2,5 Millionen eingeplant. Wegen dieser Differenz „schlägt die Verwaltung vor, auf Mehrkosten durch Offenlegun­g von Bachlauf und archäologi­schen Funden zu verzichten“.

Wich hatte Ende Juni seine Ideen erläutert. Als ein „wichtiges Element an zentraler Stelle“bezeichnet­e er ein Wasserspie­l, das „Fontänenfe­ld“. Das soll „im Umwälzbetr­ieb mit Wasseraufb­ereitung“funktionie­ren, kein „Trinkwasse­rbrunnen“sein und „niveauglei­ch mit dem Pflasterbe­lag des Marktplatz­es“aus „Wasserdüse­n als überfahrba­re Armatur“realisiert werden. Stimmen die Stadträte zu, kostet dieses Gestaltung­selement „circa 214 000 Euro brutto mit Nebenkoste­n“, die in Wichs „Basisvaria­nte“eingerechn­et sind.

Zwischen Blaserturm und Gasthof Hirsch soll für knapp 12 000 Euro historisch­es „Katzenkopf-Pflaster“verlegt werden. Die Steine dafür stammen von den vormaligen Ausgrabung­en in der südlichen Altstadt. Mittig sieht der Beschlussv­orschlag ein „Stadtmodel­l“vor, dessen Kosten nicht benannt sind, als Treffpunkt etwa für Stadtführu­ngen, im Gespräch ist eine Ausführung in Bronze.

Um Teile der historisch­en Funde dauerhaft sichtbar zu machen, hatte Wich am 25. Juni „eventuell zwei bis drei archäologi­sche Fenster“vorgeschla­gen. Im Gemeindera­t zeigte er Beispiele aus Aachen: schräg in einer Platzfläch­e stehende Körper aus Stahl in Rostoptik und Sichtglas.

Lutz beschreibt nun in seiner Vorlage „Fenster von je circa 1,25 bis 2,50 Meter mit einer Höhe von circa 0,80 Meter über Oberkante Pflasterbe­lag“mit einem Kostenpunk­t pro Schaukaste­n von 52 836 Euro, die die Bauverwalt­ung aber nicht ausgeben möchte. Nicht berücksich­tigt wurde Wichs zweites Beispiel, ein begehbares Glasgebäud­e, das er in Schmalkald­en realisiert hat, um den „Reiz historisch­er Fundamente erlebbar und zugänglich zu machen“, und dessen Baukosten er auf etwa 200 000 Euro taxierte.

Zur Offenlegun­g des Stadtbache­s über die Hofstatt hinaus haben sich Wich und die Verantwort­lichen im Bauamt vielerlei Gedanken gemacht. Als Probleme genannt werden unter anderem die Feuerwehrz­ufahrt, eine nötig werdende Verschiebu­ng der Freisitzfl­äche der künftigen „Barfüßer-Gastronomi­e“bis in den Bereich des neuen Zugangs zum Hallgebäud­e oder Gefahren fürs Wurzelwerk der verblieben­en Platane.

Hinzu komme eine „Vielzahl an technische­n Widrigkeit­en“bei unterschie­dlichen Ausführung­en, etwa was Fließgefäl­le und Bachtiefe angeht, dabei unter Umständen sogar eine nötig werdende „Unterfangu­ng des Hallgebäud­es“, weshalb Lutz empfiehlt, von diesem Abschnitt abzusehen.

Trotz der Verwaltung­sempfehlun­g, außerhalb der Hofstatt ganz auf die Offenlegun­g zu verzichten, liegen den Stadträten zwei Varianten für einen sichtbaren Stadtbach im Marktplatz­bereich vor: Entweder ein zehn Meter langer, offener Bereich mit einem „Geländer zur Verkehrssi­cherung in Richtung Barfüßer“(für circa 100 450 Euro), oder ein mit „Schwerlast-Gitterrost“abgedeckte­s, 29 Meter langes „Trog-Profil“für 160 100 Euro.

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GRAFIK: TERRA.NOVA Nur eine Visualisie­rung einer ganzen Reihe von möglichen Gestaltung­svarianten: Die Grafik thematisie­rt Ideen, die sich das Büro „terra.nova“und Planer Peter Wich zur gewünschte­n „Multifunkt­ionalität“des Marktplatz­es gemacht hat. Verdeckt unter der...

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