Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Schüler fürs Leben rüsten
Karrierebegleiterin Hildegard Mühler ist seit zwei Jahren im Schulzentrum tätig
BAD WURZACH (sz) - Die „Brücke“zwischen Schule und Beruf ist für manchen Jugendlichen kein leichter Weg. Was will ich einmal werden? Was interessiert mich? Möchte ich eine Ausbildung machen, weiter zur Schule gehen oder mich sogar Richtung Studium orientieren?
Karrierebegleiterin Hildegard Mühler gibt im Bad Wurzacher Schulzentrum in dieser wichtigen Lebenssituation wertvolle Hilfe für junge Menschen, teilt die Stadt mit.
Seit Juni 2016 ist die gelernte Schriftsetzer- und Druckformenherstellermeisterin sowie zweifache Mutter im Rahmen eines EU-Pilotprojekts an Real- und Werkrealschule mit einem Beschäftigungsumfang von 60 Prozent tätig, um Schüler bei der eigenen Berufsfindung zu unterstützen.
60 Prozent der Kosten übernimmt die Europäische Union
An insgesamt elf Schulen im Landkreis werden entsprechende Karrierebegleiter eingesetzt, die als Teil des Kollegiums Schüler in dieser Entscheidungsphase begleiten. In Einzelkontakten und Gruppenarbeit werden Jugendliche vorwiegend ab der siebten oder achten Klasse darin unterstützt, ihre Stärken herauszufinden und Berufsfelder sowie Ausbildungsmöglichkeiten näher kennenzulernen. 60 Prozent der anfallenden Kosten werden dabei aus dem Förderprogramm der EU getragen, den Rest übernimmt die Stadt Bad Wurzach.
Die Karrierebegleiterin berichtet aus den ersten zwei Jahren ihrer Tätigkeit durchaus differenziert von ihren Erfahrungen: „Die Arbeit mit den jungen Menschen macht mir wirklich große Freude, besonders natürlich wenn man auch konkrete Erfolge sieht“, erklärt Mühler. „Zwischenzeitlich kennen die Schülerinnen und Schüler meine Arbeit und viele kommen ganz von selbst auf mich zu, wenn sie Unterstützung brauchen“. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liege neben rein praktischer Unterstützung wie etwa beim Erstellen von Bewerbungsunterlagen darin, die Jugendlichen zu ermuntern und in ihrem Selbstvertrauen zu stärken. Oft gebe es große Hemmungen, überhaupt einen persönlichen Kontakt zu Betrieben aufzunehmen.
„Meistens sind die Jugendlichen dann nach der ersten positiven Erfahrung sehr erleichtert“, berichtet Hildegard Mühler beispielsweise von einer Schülerin, die sich sehr dagegen gewehrt hatte, bei einem Arbeitgeber telefonisch nach dem Stand der Bewerbung nachzufragen. Doch auch dies gehöre dazu, um nach einer gewissen Zeit das Interesse an einer Ausbildungsstelle zu unterstreichen. Intensives Üben und Ermunterung zeigten hier Erfolg: „Das war ja eigentlich gar nicht so schwer“, so die Betroffene später. „Jetzt kann ich in Zukunft auch bei anderen Stellen alleine anrufen.“
Wichtig ist der Karrierebegleiterin, dass die Jugendlichen selbst die nötigen Fähigkeiten erlernen, um gut für den Bewerbungsprozess und den Einstieg ins Berufsleben gerüstet zu sein. Neben der Einzelberatung bietet die Karrierebegleiterin aber auch Workshops beziehungsweise Unterricht im Klassenverbund an, wie beispielsweise Onlinebewerbung, Vorgehen bei Vorstellungsgesprächen oder zum Thema „Auf was legen die Arbeitgeber wert“. Darüber hinaus organisiert sie unter anderem Berufswahlcamps oder den „Markt der Berufe“. Engagierte Eltern wenden sich immer wieder mit Fragen und Sorgen rund um die Berufswahl und den Bewerbungsprozess ihrer Kinder an Hildegard Mühler.
Die Zusammenarbeit mit Werkrealschule und Realschule gestaltet sich bislang sehr gut. „Wir haben mit Frau Mühler eine sehr vertrauensvolle und effektive Zusammenarbeit“betonen Schulleiterin Julia Kiebler von der Werkrealschule und der stellvertretende Rektor der Realschule Martin Aigner in einem gemeinsamen Gespräch. „Wir hoffen natürlich, dass die Zusammenarbeit sich auch in Zukunft so positiv weiterentwickeln wird, um möglichst niemanden auf dem Übergang zur Berufswelt zu verlieren“.
Das EU-Projekt läuft nach derzeitigem Stand noch bis Sommer 2020, dann wird über eine Fortführung der Arbeit neu entschieden.
Den Kontakt zur Karrierebegleiterin herstellen können Interessierte jederzeit über die Daten auf den Internetseiten der Schulen unter werkrealschule-badwurzach.de realschule-bad-wurzach.de