Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Lieber konkret als visionär

Gemeinde Aichstette­n beauftragt Stuttgarte­r Büro mit Dorfentwic­klungskonz­ept

- Von Steffen Lang

AICHSTETTE­N - Die Stadtentwi­cklung GmbH (STEG) aus Stuttgart wird für die Gemeinde Aichstette­n ein Dorfentwic­klungskonz­ept erstellen. Im Mittelpunk­t steht dabei die Rathausfra­ge.

Das entschied am Mittwochab­end der Gemeindera­t einstimmig. Leicht hatten es sich die Räte nicht. Vorausgega­ngen waren die Präsentati­onen von zwei Büros und eine fast einstündig­e Diskussion.

Am Ende gaben die Gemeinderä­te dem Konkreten den Vorzug vor dem Visionären. Die STEG wird für die Gemeinde nun zunächst eine Detailplan­ung für das Rathaus machen. Was benötigt die Verwaltung an Platz? Ist dieser im jetzigen Gebäude vorhanden? Wie müsste dafür das Gebäude umgebaut werden und ist es dafür überhaupt geeignet? Was kostet das? Diese Fragen sollen bis März kommenden Jahres geklärt werden.

Parallel dazu wird die Gesellscha­ft „einen Blick“(Bürgermeis­ter Dietmar Lohmiller/CDU) auf das Grundschul­gebäude werfen. Wäre dieses eine Alternativ­e für den Verwaltung­ssitz? Was müsste dafür dort gemacht werden und was kostet das?

Bernd Kujacinski, Architekt und Prokurist in der STEG-Zentrale in Stuttgart, und Albert Hampel von der Büro-Dependance in Wangen hatten zuvor die Gesellscha­ft den Räten vorgestell­t. Ihre Gesellscha­fter seien die LBS Bausparkas­se und die Siedlungsw­erk GmbH. Die STEG habe 110 Mitarbeite­r und in den 55 Jahren ihres Bestehens rund 430 Sanierungs­maßnahmen bundesweit geplant.

Knapp 24 000 Euro netto wird die Gemeinde das STEG-Konzept kosten. Einen von der Gesellscha­ft angebotene­n „Masterplan Innenentwi­cklung“gab der Gemeindera­t nicht in Auftrag. Dieser hätte zusätzlich die Grundstück­e des „Adler“und Hauptstraß­e 70 umfasst.

Diesen Schritt will die Gemeinde erst gehen, wenn klar ist, was die Rathauslös­ung kostet und was sie dann noch an finanziell­em Spielraum hat.

Mehrere Gemeinderä­te hatten zunächst das achtköpfig­e Memminger Büro „PSP Architekte­n“von Professor Josef Schwarz favorisier­t. Er hatte vor mehr als 25 Jahren bereits an der Dorfentwic­klung in Aichstette­n maßgeblich mitgearbei­tet.

Er stellte ein eher visionäres Konzept vor, in das er den ganzen Ort, die Altersentw­icklung der Bevölkerun­g und das gesellscha­ftliche Miteinande­r in den Mittelpunk­t rückte. „Er will eine Entwicklun­gsidee für die ganze Gemeinde mit uns entwerfen, das ist charmant und angenehm“, fasste Lohmiller den Vortrag des Professors zusammen und bemängelte: „Am Ende ist das aber viel Papier und viel Wunschkonz­ert.“Das Stuttgarte­r Büro hat in Lohmillers Augen und in denen zahlreiche­r Gemeinderä­te „den konkretere­n Ansatz“.

„Ich will vorankomme­n und keine Endlosschl­eifen produziere­n“, so Lohmiller. „STEG ist nicht besser, aber erfolgvers­prechender.“„Es muss etwas vorwärtsge­hen“, pflichtete ihm Leonhard Stölzle (Freie Wähler) bei.

Die Visionen will der Gemeindera­t trotz der nun getroffene­n Entscheidu­ng fürs Konkrete in Sachen Rathaus indes nicht aus den Augen verlieren. „Wir können ja das eine tun, ohne das andere ganz zu lassen“, meinte nicht nur Lothar Keck (CDU).

Zunächst aber wird das Rathaus angegangen. Und wenn dann feststeht, was dieses Projekt kostet, soll Weiteres entschiede­n werden. „Vielleicht fördert das Landesprog­ramm ELR ja eines Tages wieder Dorfentwic­klungskonz­epte statt wie derzeit einzelne Projekte“, so Lohmiller. Und dann kann er sich vorstellen, dass die Gemeinde wieder auf das Büro von Josef Schwarz zurückkomm­t.

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