Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Lieber konkret als visionär
Gemeinde Aichstetten beauftragt Stuttgarter Büro mit Dorfentwicklungskonzept
AICHSTETTEN - Die Stadtentwicklung GmbH (STEG) aus Stuttgart wird für die Gemeinde Aichstetten ein Dorfentwicklungskonzept erstellen. Im Mittelpunkt steht dabei die Rathausfrage.
Das entschied am Mittwochabend der Gemeinderat einstimmig. Leicht hatten es sich die Räte nicht. Vorausgegangen waren die Präsentationen von zwei Büros und eine fast einstündige Diskussion.
Am Ende gaben die Gemeinderäte dem Konkreten den Vorzug vor dem Visionären. Die STEG wird für die Gemeinde nun zunächst eine Detailplanung für das Rathaus machen. Was benötigt die Verwaltung an Platz? Ist dieser im jetzigen Gebäude vorhanden? Wie müsste dafür das Gebäude umgebaut werden und ist es dafür überhaupt geeignet? Was kostet das? Diese Fragen sollen bis März kommenden Jahres geklärt werden.
Parallel dazu wird die Gesellschaft „einen Blick“(Bürgermeister Dietmar Lohmiller/CDU) auf das Grundschulgebäude werfen. Wäre dieses eine Alternative für den Verwaltungssitz? Was müsste dafür dort gemacht werden und was kostet das?
Bernd Kujacinski, Architekt und Prokurist in der STEG-Zentrale in Stuttgart, und Albert Hampel von der Büro-Dependance in Wangen hatten zuvor die Gesellschaft den Räten vorgestellt. Ihre Gesellschafter seien die LBS Bausparkasse und die Siedlungswerk GmbH. Die STEG habe 110 Mitarbeiter und in den 55 Jahren ihres Bestehens rund 430 Sanierungsmaßnahmen bundesweit geplant.
Knapp 24 000 Euro netto wird die Gemeinde das STEG-Konzept kosten. Einen von der Gesellschaft angebotenen „Masterplan Innenentwicklung“gab der Gemeinderat nicht in Auftrag. Dieser hätte zusätzlich die Grundstücke des „Adler“und Hauptstraße 70 umfasst.
Diesen Schritt will die Gemeinde erst gehen, wenn klar ist, was die Rathauslösung kostet und was sie dann noch an finanziellem Spielraum hat.
Mehrere Gemeinderäte hatten zunächst das achtköpfige Memminger Büro „PSP Architekten“von Professor Josef Schwarz favorisiert. Er hatte vor mehr als 25 Jahren bereits an der Dorfentwicklung in Aichstetten maßgeblich mitgearbeitet.
Er stellte ein eher visionäres Konzept vor, in das er den ganzen Ort, die Altersentwicklung der Bevölkerung und das gesellschaftliche Miteinander in den Mittelpunkt rückte. „Er will eine Entwicklungsidee für die ganze Gemeinde mit uns entwerfen, das ist charmant und angenehm“, fasste Lohmiller den Vortrag des Professors zusammen und bemängelte: „Am Ende ist das aber viel Papier und viel Wunschkonzert.“Das Stuttgarter Büro hat in Lohmillers Augen und in denen zahlreicher Gemeinderäte „den konkreteren Ansatz“.
„Ich will vorankommen und keine Endlosschleifen produzieren“, so Lohmiller. „STEG ist nicht besser, aber erfolgversprechender.“„Es muss etwas vorwärtsgehen“, pflichtete ihm Leonhard Stölzle (Freie Wähler) bei.
Die Visionen will der Gemeinderat trotz der nun getroffenen Entscheidung fürs Konkrete in Sachen Rathaus indes nicht aus den Augen verlieren. „Wir können ja das eine tun, ohne das andere ganz zu lassen“, meinte nicht nur Lothar Keck (CDU).
Zunächst aber wird das Rathaus angegangen. Und wenn dann feststeht, was dieses Projekt kostet, soll Weiteres entschieden werden. „Vielleicht fördert das Landesprogramm ELR ja eines Tages wieder Dorfentwicklungskonzepte statt wie derzeit einzelne Projekte“, so Lohmiller. Und dann kann er sich vorstellen, dass die Gemeinde wieder auf das Büro von Josef Schwarz zurückkommt.