Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Verteidigu­ng bringt wieder Dritten als Täter ins Spiel

Anwälte des Angeklagte­n stellen im Hoßkircher Mordprozes­s zahlreiche Beweisantr­äge

- Von Julia Freyda

RAVENSBURG/HOSSKIRCH - Mit diversen Beweisantr­ägen der Verteidigu­ng ist der Hoßkircher Mordprozes­s am Donnerstag im Landgerich­t Ravensburg fortgesetz­t worden. Mit diesen scheinen die beiden Verteidige­r Zweifel an dem von der Staatsanwa­ltschaft dargestell­ten möglichen Tatgescheh­en säen zu wollen. Sie wirft dem 35-jährigen Angeklagte­n vor, seine Frau erwürgt und anschließe­nd einen Autounfall vorgetäusc­ht zu haben, um die Tat zu vertuschen.

Der vorsitzend­e Richter Stefan Maier hatte bei der vorherigen Verhandlun­g Anfang Juli die Beweisaufn­ahme aus Sicht der Kammer für abgeschlos­sen erklärt und für den gestrigen siebten Prozesstag die letzte Möglichkei­t gegeben, noch Anträge zu stellen. Davon machten Ralf Steiner und Theodoros Germalidis als die Verteidige­r des Angeklagte­n regen Gebrauch. Sie wollen vor allem weitere Sachverstä­ndige und Gutachten hören. Diese sollen etwa klären, ob es in dem Auto überhaupt Spuren gibt, dass der Angeklagte sich darin seine Verletzung­en zugezogen haben könnte. Die 30-jährige Ehefrau war am 26. Februar 2017 tot auf dem Fahrersitz des Mercedes Vito gefunden worden, ihr Mann lag schwer verletzt und bewusstlos rund 100 Meter entfernt. Das Fahrzeug stand auf einem Acker am Gemeindeve­rbindungsw­eg zwischen Tafertswei­ler und Hoßkirch.

Auto gegen 21 Uhr gesehen

Auch möchte die Verteidigu­ng Verschmutz­ungen an den Schuhen des Angeklagte­n näher untersuche­n lassen, mit denen er auf dem Acker gefunden wurde. An diesen soll links außen und rechts innen Erde gehaftet sein, aber nichts an der Sohle. „Das spricht aus unserer Sicht dafür, dass er über den Acker gezogen wurde“, begründete Steiner und brachte damit erneut die Beteiligun­g eines Dritten am Tathergang ins Spiel. Zudem sollen zwei Zeugen geladen werden, die am Tatabend gegen 21 Uhr auf dem Gemeindeve­rbindungsw­eg ein großes dunkles Auto gesehen haben, das mit hoher Geschwindi­gkeit in Richtung Tafertswei­ler unterwegs war. Um 21.19 Uhr wurden vom Handy des Angeklagte­n Whatsapp-Nachrichte­n verschickt und laut Geodaten hat sich das Gerät währenddes­sen im Bereich des Wohnhauses befunden. Für die Verteidige­r ein Zeichen dafür, dass der Angeklagte sich dort und nicht im Fahrzeug befunden hat und eben eine dritte Person der Täter ist.

In einer rund einstündig­en Pause hatten Staatsanwa­ltschaft und Nebenklage Zeit, Stellungna­hmen zu den Beweisantr­ägen zu formuliere­n. Staatsanwa­lt Peter Spieler sprach sich für die Ablehnung aller Anträge aus, da diese eine Wiederholu­ng von schon vorgebrach­ten Beweisen seien. Zudem basierten die bisherigen Erkenntnis­se auf Aussagen von Gutachtern, an deren Sachkenntn­is keine Zweifel bestünden. Die Kammer hat sich nicht weiter zu den Beweisantr­ägen geäußert.

Der Prozess wird heute, Freitag, ab 8.30 Uhr im Sitzungssa­al eins im Landgerich­t Ravensburg fortgesetz­t. Es werden Zeugen gehört, die das Fahrzeug am Tatabend gesehen haben.

Weitere Berichte zu diesem Fall findet man in einem Online-Dossier unter www.schwäbisch­e.de/ mord-hosskirch

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