Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Das Flugzeug geht ab wie ‘ne Rakete!“

Luftsportg­ruppe Isny bietet wieder Abenteuer pur beim Kinder-Ferienprog­ramm

- Von Julia Garthen

ISNY - Wie jedes Jahr im Juli hat die Luftsportg­ruppe Isny e.V. (LSG) am vergangene­n Samstag kleinen Gästen wieder Abenteuer pur geboten: Rund 40 Kinder hatten sich für Gastflüge angemeldet, die im Rahmen des städtische­n Ferienprog­ramms bei den „Isnyer Flugtagen“seit Jahren angeboten werden. Zwischen acht und zehn Minuten durften sie über die Dächer von Isny schweben. Auf dem Flugplatz im Rotmoos schwankte die Stimmung angesichts der beiden Segelflugz­euge merklich zwischen gespannter Erwartung und Nervosität, die nach den Flügen restloser Begeisteru­ng gewichen war.

Markus Laps, der vor Ort die jeweiligen Startnumme­rn vergab, wurde immer wieder gefragt, ob nicht doch das ein oder andere Kind mitfliegen dürfte, das noch nicht angemeldet war – kein Problem. Und auch begleitend­e Eltern kamen schließlic­h noch in die Luft – obwohl das zunächst nicht vorgesehen war –, als die Warteschla­nge am Nachmittag ein Ende hatte.

Auf die Frage, wie lange es die Isnyer Flugtage denn überhaupt schon gebe, wusste keines der LSG-Mitglieder vor Ort eine genaue Antwort. Antje Bütow, Schriftfüh­rerin des Vereins, schätze „mindestens 30 Jahre.“Ihr Sohn, der 18-jährige Jan Schulz, war einer der Piloten, die die Kinder mit nach oben nahmen und ihnen Isny und das Rotmoos aus der Vogelpersp­ektive zeigten. Er gilt als der „Überfliege­r“der LSG Isny und hat kürzlich seinen ersten Segelflug über 500 Kilometer absolviert, wie seine Mutter stolz berichtete.

Wer die Kinder nach ihrem Flug fragte, wie es ihnen gefallen habe, der bekam immer dieselbe, knappe, doch eindeutige Antwort: „Das war toll!“Ein achtjährig­er Junge aus Isny gab den am Boden gebliebene­n Erwachsene­n noch mehr Informatio­nen: „Wenn man startet, geht das Flugzeug ab wie ‘ne Rakete! Und ich hab‘ sogar mein Zuhause gesehen!“

Aber nicht nur ortsansäss­ige Kinder waren begeistert. Eine Familie aus der Schweiz erzählte, dass sie jedes Jahr pünktlich zu den Flugtagen ins Allgäu reist und Ferien auf dem Campingpla­tz macht, um dabei sein zu können – die LSG zieht internatio­nales Publikum an. Und nicht nur das: Hinter den Flugtagen steckt ein wahrer Bürokratie-Berg mit Genehmigun­gsanfragen, Flugnachwe­isen und Planungsvo­rschriften, den unter anderem Albert Brüning, der Veranstalt­ungsleiter des Vereins, in den vergangene­n Wochen bewältigen musste. Mit einem Augenzwink­ern gestand er, dass diese Zeit ihn ungefähr fünf Lebensjahr­e gekostet habe: „Es geht ja nicht nur um den Kindernach­mittag, am Sonntag muss hier den ganzen Tag ein Notarzt anwesend sein, wir brauchen eine extra Versicheru­ng für das Kunstflug-Programm, und alle Flug-Shows müssen wir vom Regierungs­präsidium genehmigen lassen, das ist Standard.“

Glückliche­rweise sei die LSG ein gutes und verlässlic­hes Team, wird von allen Seiten betont, der humorvolle und freundscha­ftliche Umgang untereinan­der ist auffällig. Unter anderem Andreas Thum, der am Samstagnac­hmittag hinter dem Tresen stand und die Gäste bediente, zeigte sich begeistert vom Zusammenha­lt und der Menschlich­keit im Verein: „Hier werden vor allem die jungen Leute in Selbstvera­ntwortung geschult und lernen auch, Verantwort­ung für die Sicherheit anderer zu übernehmen.“Segelflugs­port sei Teamsport, zumal auf einen Piloten mindestens vier Helfer kämen, ohne die ein Flug gar nicht möglich sei. „Anderswo verbringen die jungen Menschen vielleicht ihre Freizeit in Kneipen, hier sind sie in der Natur und müssen auch mal körperlich arbeiten – das tut der Jugend ganz gut“, sagte Thum schmunzeln­d.

Das unterstrei­cht der 20-jährige Laurin Hecht: „In der LSG bekommt man im Laufe der Zeit ein großes technische­s Verständni­s, weil man ja auch immer wieder die verschiede­nsten Dinge reparieren muss. Und nach einem langen Flugplatz-Wochenende kommt man zwar mit einem Sonnenbran­d, dafür aber sehr glücklich nach Hause!“

Einen Sonnenbran­d hatten Ferienprog­ramm-Kinder nicht, als sie nach Hause gingen, und Hechts „Glücklichs­ein“würden sie bestimmt unterschre­iben – wie die LSG-Organisato­ren überhaupt, wegen des Wetters: Entgegen der Prognosen ging das Kinder-Fliegen reibungslo­s über die Bühne, auch der Sonntag bot „Schönwette­r-Löcher“in der Wolkendeck­e.

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FOTO: WENZEL SCHUMACHER Ausblicke wie dieser bot sich den Kindern aus den LSG-Segelflugz­eugen: vorne rechts die beiden Isnyer Kirchen, darüber hinten das DethleffsF­irmengelän­de und links die Hallen von Gardinia.
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FOTO: JULIA GARTHEN „Stop – Flugbetrie­b“: Das allseits bekannte Warnschild am Fußgängerw­eg im Rotmoos galt auch am Samstag, als die Ferienprog­ramm-Kinder ihre Flugrunden drehten.

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