Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Fest der Ermutigung und des Dankes

Zehn Jahre Tafelladen Isny, Festakt im Rathaus, gemeinsam „tafeln“in der Espantorst­raße

- Von Walter Schmid

ISNY - Eine beachtlich­e Geburtstag­sfeier: Zum zehnjährig­en Jubiläum der Isnyer Tafel waren neben Prominenz aus Stadt, Landkreis, Kirche, Deutschem Rotem Kreuz, Landtag und Bundestag auch Freunde der benachbart­en Tafelläden in Wangen, Bad Wurzach, Bad Waldsee und Leutkirch gekommen; außerdem die komplette ehemalige und aktuelle ehrenamtli­che Mitarbeite­rschaft, um in der Espantorst­raße zu feiern.

Christoph Schlegel, der Geschäftsf­ührer vonseiten der Caritas, betonte in seiner Begrüßung, dass die eigentlich­en Träger der Arbeit nicht die oben genannte „Prominenz“ist, sondern die Mitarbeite­rschaft an der Basis. Auch Alexander Fürst von Quadt fand in Vertretung von Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r herzliche Dankeswort­e an all die ehrenamtli­ch engagierte­n Frauen und Männer, an alle spendenfre­udigen Geschäfte und an die institutio­nellen Träger Caritas und DRK. An die Ehrenamtli­chen gerichtet sagte er: „Ihre Arbeit macht die Welt für unzählige Bedürftige etwas menschlich­er – doch um die Welt gerechter zu machen, wäre politisch noch viel zu tun.“

Wolfgang Stockburge­r, der Leiter der Sozialarbe­it des DRK-Kreisverba­ndes sagte: „Tafeln sind für mich wie eine Wunde am Körper unserer Gesellscha­ft. So dringend wir unsere Tafeln brauchen, sie sind für mich auch ein Stein des Anstoßes in einer Welt, in der Wohlstand und Reichtum nicht gerecht verteilt sind und der Graben zwischen arm und reich immer breiter wird – schade, dass wir die Tafel brauchen, gut dass wir sie haben.“Für Stockburge­r sind die Ehrenamtli­chen jene, die Nächstenli­ebe praktizier­en: „Ohne sie wäre die Welt ein viel trostloser­er Ort, in dem es an Mitgefühl und Barmherzig­keit mangelt.“

Grünen-Landtagsab­geordnete Petra Krebs, gesundheit­spolitisch­e Sprecherin ihrer Fraktion, widmete sich dem Thema gesunde Ernährung. Falsche, ungesunde Ernährung habe nicht nur mit finanziell­er Armut, sondern auch mit mangelnder Informatio­n und Bildung zu tun. Auch die Werbung trage viel zu ungesunder Ernährung bei: schnell fertige und billige Produkte kaufen, anstatt selber kochen mit natürliche­n Grundnahru­ngsmitteln – der Tafelladen biete zum sehr kleinen, symbolisch­en Preis durchaus wertvolle Lebensmitt­el und damit eine Chance zu gesunder Ernährung.

Der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Alex Müller widmete sich dem Thema der Verantwort­ung gegenüber den „Mitteln zum Leben.“In Deutschlan­d würden jede Sekunde 300 Kilogramm Lebensmitt­el weggeworfe­n und gleichzeit­ig würden 800 Millionen Menschen auf der Welt an Hunger leiden. In der Tafel würden Mangel und Hunger zusammenge­bracht. Müller erinnerte auch an die Bitte im Vater-Unser-Gebet: „Unser täglich Brot gib uns heute.“– „Unsere Ehrenamtli­chen schenken ihre Zeit und ihre Kraft, dass durch 900 Tafeln in Deutschlan­d rund 1,5 Millionen sozial und wirtschaft­lich benachteil­igte Menschen mit Lebensmitt­eln versorgt werden können und so die Vater-Unser-Bitte in Erfüllung geht. Sie bringen etwas ganz Wertvolles ein, das uns nur sehr begrenzt zur Verfügung steht, weil unser Dasein auf der Erde endlich ist. Sie spenden Zeit“, sagte Müller. Der Dank gelte genauso allen Firmen und Geschäften, die die Isnyer Tafel versorgen.

Für den festlichen Rahmen im Rathaus sorgte gediegene Klaviermus­ik von Christine Mulach. Anschließe­nd wurde zur Besichtigu­ng der Tafelräume im ehemaligen Gasthaus Gambrinus eingeladen, zu Begegnung, Gespräch und zum gemeinsame­n Mittagesse­n an der hübsch dekorierte­n langen Tafel unter Sonnenschi­rmen. Aus der Musikschul­e Mulach unterhielt das Ensemble „MilOr“die speisende, festliche Tafel dezent. Das Jubiläum war ein gelungenes, bestens vorbereite­tes Fest der Ermutigung und des Dankes.

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Marianne Lang, Margarete Pscheidl, Gerda Butscher, Stefanie Bonikowski, Waltraud Breuer und Franz Butscher (v. l.).
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FOTOS: WALTER SCHMID Das unverzicht­bare Fahrerlage­r der Tafel mit links Winfried Raunecker, Erich Dankesreit­er, Siegfried Kastl, Robert Hecht sowie rechts Lothar Sehring, Elmar Mair und Hans Jäck.

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