Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Wir treffen uns auch privat“

Revolverhe­ld-Gitarrist Niels Kristian Hansen über Harmonie in der Band und Musik

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TETTNANG - „Ich lass für dich das Licht an" oder „Lass uns gehen“sind nur zwei ihrer zahlreiche­n Ohrwürmer: Die deutschspr­achige Band „Revolverhe­ld“kommt am Samstag, 28. Juli, zum Regionalwe­rk Bodensee Schlossgar­ten Open Air nach Tettnang. Linda Egger hat mit Gitarrist Niels Kristian Hansen über die Tour und das bevorstehe­nde Konzert der Nordlichte­r in Tettnang gesprochen.

Ihr seid ja derzeit auf Tour und ständig auf Achse. Was habt ihr immer dabei, wenn ihr unterwegs seid, was darf auf keinen Fall fehlen?

In erster Linie haben wir natürlich immer unsere Instrument­e dabei, die sind ganz wichtig. Mittlerwei­le haben wir auch eine relativ große Crew, die sich darum kümmert, dass alles auf der Bühne glatt läuft. Was privat natürlich immer dabei sein muss, ist gute Laune. Die haben wir im Sommer aber automatisc­h, wenn das Wetter mitspielt – und das tut es glückliche­rweise meistens – da muss ich jetzt mal kurz auf Holz klopfen (lacht).

Nehmt ihr euch denn Zeit, die Orte anzuschaue­n, an denen ihr Konzerte gebt?

Unbedingt! Das ist ja das tolle an diesem Job, dass wir so viel rumkommen, so viele verschiede­ne Orte sehen. Wir freuen uns natürlich, wenn wir uns auch mal was anschauen können, wenn es die Zeit erlaubt. Wir versuchen das immer ein bisschen auszukoste­n. Oft gibt es ja auch schöne Sehenswürd­igkeiten. Das führt sogar so weit, dass wir gerne mal lokale Produkte oder lokales Essen genießen möchten. Wir kommen unglaublic­h gerne in die Bodenseere­gion, wir haben schon sehr oft da gespielt – sei es Konstanz, Lindau oder auch auf der Seebühne Bregenz.

Ihr wart ja schon befreundet, bevor ihr als Band gemeinsam unterwegs wart. Macht man da auch privat noch hin und wieder was zusammen oder braucht jeder seinen Freiraum abseits der Band?

Ja, wir sind so verrückt, dass wir uns auch privat noch treffen – auch, wenn wir schon so viel zusammen unterwegs sind. Wir machen zum Beispiel Konzertrei­sen zusammen, das ist unser größtes gemeinsame­s Hobby. Musik verbindet, aber das kann man auch wunderbar mit einem schönen Trip in eine andere Stadt oder sogar ein anderes Land verbinden. Ein schönes Konzert sehen und mit seinen Kumpels unterwegs sein, das ist schon was feines und das gibt’s auch immer noch abseits des ganzen Tourlebens.

Wie ist bei euch die Rollenvert­eilung in der Band? Seid ihr euch immer einig?

Johannes ist natürlich als Sänger das Sprachrohr der Band, aber wir sind alle Typen, die was zu sagen haben und es gibt keinen, der sich immer zurückhält und die anderen machen lässt. Das ist alles recht ausgeglich­en innerhalb der Band. Wir kennen uns unglaublic­h gut nach so einer langen Zeit – da kennt man die Eigenheite­n der anderen und weiß, wie jeder so tickt. Insofern gibt’s da wenig Reibereien. Natürlich gibt es auch mal Meinungsve­rschiedenh­eiten. Dass wir aber komplett konträr liegen, das kommt eigentlich nicht vor. Dafür machen wir das auch alles schon lange genug. Deswegen sind auch alle Entscheidu­ngen, die wir treffen, immer Gemeinscha­ftsentsche­idungen.

Im April kam das neue Album raus. Bastelt ihr schon wieder an etwas neuem?

Wir sind gerade ganz froh, dass wir aus dem Studio wieder raus sind, das ist ja doch immer eine Zeit, wo man sich sehr zurückzieh­t. Da muss man immer aufpassen, dass man nicht zu verschrobe­n wird, weil man nur im Studio abhängt und schauen muss, dass man seine sozialen Kontakte nach außen pflegt. Das kommt immer ein bisschen zu kurz. Insofern sind wir gerade wieder froh, unter Menschen zu sein. Durch die ganze Republik zu touren, das tut uns allen gerade sehr, sehr gut und macht wahnsinnig viel Spaß.

Wie ist denn der typische Revolverhe­ld-Fan? Gibt es ihn überhaupt?

Wir haben einfach immer Musik gemacht, die in erster Linie uns gefällt. Alles andere hat sich irgendwie automatisc­h ergeben. Vor 16 Jahren, als wir angefangen haben, da haben wir uns thematisch mit anderen Sachen beschäftig­t als heute. Wir haben uns weiterentw­ickelt und unsere Fans sind sicherlich auch mitgewachs­en mit der Zeit. Es gibt welche, die sind schon von Anfang an dabei, sind auch älter geworden und bringen mittlerwei­le ihre Kinder mit auf die Konzerte. Es ist ein schöner, bunter Mix, da sind von jung bis älter alle möglichen Menschen dabei.

In „Zimmer mit Blick“habt ihr auch eine gesellscha­ftskritisc­he Note mit eingewoben. Warum ist euch das wichtig?

Johannes ist seit fünf Jahren Vater, ich werde in diesem Herbst noch Vater und da fängt man halt irgendwann an, auch über nachfolgen­de Generation­en nachzudenk­en. Was für eine Welt hinterlass­en wir unseren Kindern? Im Titeltrack „Zimmer mit Blick" geht es um genau diese Thematik: Die Krisen der Welt, dass man sich nicht wegducken sollte, seine Komfortzon­e mal verlassen sollte und Haltung zeigen muss. Wir haben als Künstler eine Stimme und für uns ist es in der heutigen Zeit wichtig, dass man sich positionie­rt, sich mit gewissen Sachen auseinande­rsetzt und sich informiert – gerade in dieser Fake-News-Zeit. Wenn sich alle wegducken, dann passiert nichts. Wenn man alles unhinterfr­agt stehen lässt, dann steuern wir in eine ganz gefährlich­e Richtung.

Wie viel Persönlich­es oder sogar selbst Erlebtes steckt in euren Songs?

Es sind zumindest immer Geschichte­n, mit denen wir irgendwie zu tun haben. Gerade, wenn es um Beziehungs­geschichte­n geht, dann ist oft der erste Anstoß irgendetwa­s, das man mal irgendwo aufgeschna­ppt hat. Wir sind ja auch so viel unterwegs, dass wir viele unterschie­dliche Menschen treffen und Geschichte­n mitbekomme­n. Das sind alles Sachen, die einen inspiriere­n, darüber einen Text zu schreiben.

Wie entstehen eure Songs? Wie geht ihr vor, bis am Ende eine komplette

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