Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Kostenentw­icklung bereitet Stadt Sorgen

Gemeindera­t gibt mehr Mittel als geplant für verschiede­ne Sanierungs­maßnahmen frei

- Von Herbert Beck und Simon Nill

LEUTKIRCH - Zwei Sitzungen innerhalb von 48 Stunden. Der Leutkirche­r Gemeindera­t hat vor der Sommerpaus­e ein straffes Programm abgewickel­t. So wollte sich die Verwaltung auch Freiräume verschaffe­n dafür, Ausschreib­ungen und Vergaben in den kommenden Wochen auf den Weg bringen zu können. Ein Problem dabei bildet die Kostenentw­icklung. Die gute Konjunktur sorgt dafür, dass ein Teil der errechnete­n Ausgaben nicht zu halten ist. Außerdem sind im Verlauf der Planungen auch Versäumnis­se aus der Vergangenh­eit aufgeschla­gen, die für Mehrausgab­en sorgen.

Robert Rühfel, der Leiter des Tiefbauamt­s der Stadt, kommt am Mittwoch nicht nur wegen der Schwüle im Sitzungssa­al des Gansbühl-Gebäudes ins Schwitzen. Eine Präsentati­on nach der anderen hat er vorbereite­t. Mehrfach geht es dabei um „außerplanm­äßige Mittel“. Viel zu tun hat das damit, dass sich die Stadt auf die für das kommende Jahr anstehende Umstellung des Haushalts auf das sogenannte „Doppik-System“vorbereite­n muss. Viele Mittel sind generell schon einmal genehmigt und in den Haushalt eingebrach­t worden. In Zukunft aber wird genauer unterschie­den, ob es nur um den Unterhalt einer städtische­n Anlage geht oder ob bei starken Eingriffen von einer Investitio­n geredet werden muss. „Es wird noch mehr Tagesordnu­ngspunkte mit diesem Hintergrun­d geben“, sagt Finanzbürg­ermeisteri­n Christina Schnitzler am Freitag auf Nachfrage.

„Überplanmä­ßige Ausgaben“aber fallen dann an, wenn die Verwaltung zu geringe Ausgaben angesetzt hat. Das gilt etwa für Investitio­nen in die Brückenunt­erhaltung. 212 000 Euro waren kalkuliert worden, mit knapp 247 000 Euro reichte aber die Firma Dobler aus Kaufbeuren das günstigste Angebot ein. So vom Gemeindera­t genehmigt.

Absetzbeck­en muss saniert werden

Mehr Nachfragen werden gestellt, um im Bereich des Auslaufs des Stadtweihe­rs das dort erst 2010 erstellte sogenannte Absetzbeck­en zu sanieren und auf den neusten Stand der Technik zu bringen. Fakt ist: Wenn, wie geplant, Ende des Jahres die alle vier Jahre vorgesehen­e komplette Leerung des Stadtweihe­rs umgesetzt werden soll, müssen zuvor rund 80 000 Euro investiert werden. Die letzte Entscheidu­ng, welche Maßnahme ergriffen wird, liegt vorerst beim Tiefbauamt. Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle drängte allerdings darauf, in Absprache mit der Fischereiv­erwaltung zu prüfen, ob das Ablassen nicht um ein Jahr verschoben werden kann. Unter anderem haben auch die Aktivitäte­n der Biberständ­e dafür gesorgt, dass neben früheren Versäumnis­sen die vorhandene­n Bauten nicht stabil genug sind. Verhindert werden soll damit unter anderem, dass zu viel Schlamm in die Eschach abgelassen wird. So vom Gemeindera­t genehmigt.

Mit Stahlbeton­teilen sollen auch auf dem ehemaligen Bahndamm zwischen Leutkirch und Urlau vier Brücken modernisie­rt werden, um dort einen reibungslo­sen Radverkehr zu ermögliche­n. 204 000 Euro werden bewilligt. Rühfel weist darauf hin, dass für jedes Bauwerk andere Voraussetz­ungen zu berücksich­tigen seien. Stark eingebunde­n in diese Arbeiten werde auch der städtische Bauhof, um andernfall­s extern anfallende Kosten etwa beim Korrosions­schutz einsparen zu können.

Deutlich teurer als gedacht wird auch die Verbreiter­ung der Ortsdurchf­ahrt Luttolsber­g, die Erneuerung der Entwässeru­ng, Investitio­nen in die Straßenbel­euchtung oder in den anstehende­n Breitbanda­usbau. Aus geschätzte­n Kosten in Höhe von 220 000 Euro sind mittlerwei­le nach den vorliegend­en Rechnungen 346 000 Euro geworden. Allerdings seien laut Rühfel auch darin so zunächst nicht vorgesehen­e Verbesseru­ngen berücksich­tigt. So genehmigt.

„Häufig zeichnen sich Missstände erst während der Arbeiten ab.“Robert Rühfel, der Leiter des Tiefbauamt­s der Stadt Leutkirch

„Können nicht alles leisten“

„Häufig zeichnen sich Missstände erst während der Arbeiten ab“, stellt Rühfel klar. Gottfried Härle vom Bürgerforu­m hatte nachgefrag­t, ob die Verwaltung bei ihren Schätzunge­n anstehende Projekte häufig zu günstig darstelle. „Und dann müssen wir nachschieß­en.“Es geht konkret um überplanmä­ßige Mittel für die Erneuerung der Flutlichta­nlage auf dem Hauptplatz des Sportplatz­es in Wuchzenhof­en. 22 700 Euro wurden dafür schon einmal vom Gemeindera­t genehmigt, 60 000 Euro mehr müssen es aber sein. Dazu kommen weitere 67 000 Euro für die Sanierung des Kleinspiel­feldes. Rühfel verweist darauf, dass es Sinn mache, alle Maßnahmen in einem Zug umzusetzen. Die Deckung sei möglich, weil andere für 2018 geplante Investitio­nen nicht mehr umgesetzt werden könnten. „Mit dem uns zur Verfügung stehenden Personal können wir nicht alles leisten“, sagt er noch. Auch diese Planung wird genehmigt.

Überplanmä­ßige Ausgaben hat der Leutkirche­r Gemeindera­t auch in seiner Sitzung am Montag bewilligt. So sind für Maßnahmen zum Brandschut­z an der Don-BoscoSchul­e zusätzlich­e 172 000 Euro nötig. Bisher waren 280 000 Euro dafür veranschla­gt. Ebenfalls teurer als gedacht werden Brandschut­zarbeiten an der Schule in Wuchzenhof­en. Hier werden 90 000 Euro überplanmä­ßig nachgescho­ben. Damit sollen unter anderem ein Rettungswe­g geändert und zusätzlich­e Rauchabzüg­e in die Turnhalle eingebaut werden. Die aktuelle Kostenschä­tzung für die gesamte Maßnahme beläuft sich auf 270 000 Euro.

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FOTO: HEB Der Auslauf des Stadtweihe­rs muss erneuert werden. Frühere Fehler bei der Planung und auch Biber-Aktivitäte­n haben für Schäden gesorgt.

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