Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Dackelhündin verschwindet in Rohr
Feuerwehr Neutrauchburg rettet kleine Ausreißerin „Wolga“am Herbisweiher
NEUTRAUCHBURG - Raus aus dem Halsband und rein ins Rohr – das fand Dackelhündin „Wolga“am vergangenen Samstag zunächst ziemlich spannend. Ein Leichtsinn, der aber bestraft wurde: Denn der kleine Hund blieb in einem etwa 150 Meter langen Rohr stecken und musste von der Feuerwehr-Abteilung Neutrauchburg gerettet werden.
Dass die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr nicht nur zum Brände löschen da sind oder bei Unfällen zum Einsatz kommen, sondern teilweise auch ziemlich unkonventionelle Aufgaben übernehmen müssen, hat sich am Wochenende wieder einmal gezeigt: Die Dackeldame Wolga war augenscheinlich fest dazu entschlossen, die Natur einmal auf eigene Faust zu erkunden – und das auf alle Fälle ohne Leine.
Sie entledigte sich eigenmächtig ihres Halsbandes und schlüpfte, gänzlich entgegen des Willens ihrer Besitzerin, in ein etwa 150 Meter langes, unterirdisch verlegtes Rohr im Bereich des Herbisweihers und blieb verschwunden, was Wolgas Frauchen vermuten ließ, dass ihr Vierbeiner prompt im dunklen Kanal steckengeblieben sein musste.
„Um 10.05 Uhr haben wir von der Einsatzzentrale die Nachricht mit den Koordinaten-Daten erhalten, dass wir ausrücken müssen“, berichtet Uwe Kolb, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr-Abteilung Neutrauchburg. Er setzte zunächst eine aufwendige Prozedur in Gang, denn niemand habe gewusst, wo genau sich das Tier unterirdisch befindet. Eine Röhrenkamera wurde vom Wasserzweckverband Untere Argen angefordert, gleichzeitig organisierte die Wehr einen Bagger.
„Wir haben immer wieder ein Winseln gehört, konnten das aber nicht sofort stellenmäßig genau zuordnen“, erzählt Kolb weiter. Jedenfalls habe sich das Tier zu diesem Zeitpunkt bereits schon fast bis ans Ende des Rohres bewegt gehabt. Und als der Bagger seine Arbeiten aufgenommen hatte, seien plötzlich keine Laute des Vierbeiners mehr zu hören gewesen. Der Versuch, das Rohr freizulegen, habe ihn wohl zum Rückwärtsgang getrieben.
„Ich vermute, das Tier hat Angst vor dem Lärm bekommen“, schildert Kolb, denn mit dem Hinterteil voraus sei Wolga schließlich wieder ans Tageslicht gekommen. „Das einzig Lustige an der Geschichte war, dass die Dackeldame nach ihrer Befreiung nicht gleich zu ihrer Besitzerin ging, sondern erst einmal glücklich zu uns gekommen ist – ganz unter dem Motto: Danke, dass ihr mir geholfen habt“, freut sich Kolb.
Insgesamt waren bei der Rettungsaktion, die etwa zweieinhalb Stunden gedauert habe, zehn Aktive der Neutrauchburger Wehr im Einsatz. Unterstützung erhielten sie von einem Kameraden, der die Röhrenkamera besorgte, sowie von einem zweiten, der den Bagger zur Verfügung stellte. „Wir haben alle Rettungsmöglichkeiten aus unseren eigen Reihen selber organisiert“, äußert sich Kommandant Kolb abschließend anerkennend.