Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ellie und Emillio: Faszination nicht nur für Kinder
Isnyer Theaterfestival: Die zauberhafte Geschichte vom Straßenkehrer und der Mülltonnen-Puppe
ISNY - „Da schläft schon einer“, ruft ein aufmerksames Kind beim Betreten des Zelts auf dem Theaterfestivalgelände am Donnerstagnachmittag. Selten ist, dass Darsteller schon auf der Bühne sind, bevor das Publikum auf den Bänken sitzt. Aber dem kleinen Besucher fällt das sofort auf.
Ungewöhnlich geht es im musikalischen Tanztheater mit „Emillio & Ellie“auch gleich weiter: Emillio, der einsame Straßenkehrer – der endlich erwacht, nachdem die Zuschauer Platz genommen haben –, macht sich gemächlich an seine Arbeit, die Bühne zu kehren. Auf seinem Wagen, den er mit sich zieht, nicht nur Besen in unterschiedlichster Größe, sondern auch einzelne Musikinstrumente. Wie seltsam.
Seltsam auch, was er beim Kehricht-Entsorgen plötzlich in einer Mülltonne entdeckt: Ellie, die lebendige Puppe. Sie lässt sich behutsam, Arm für Arm, Bein für Bein, von Emillio aus dem Karton heben. Ihr Augenzwinkern und Schnalzen verät bald, dass sie keine gewöhnliche Puppe darstellen soll – eher eine mit einem etwas eigenwilligen Eigenleben, das Emillios Welt durcheinanderbringt. Einerseits angezogen von ihr, andererseits schon fast genervt, versuchte er, ihr diese, unsere Welt zu zeigen. Musik scheint Ellie zu lieben. Denn jedes Mal, wenn Emillio zu seiner Harmonika greift, bewegt Ellie so anmutig, wie es eine Puppe denn kann, ihre Glieder und tanzte zu den Klängen.
Eine stumme Geschichte von zwei unterschiedlichen und einsamen Gestalten, die versuchen, Freundschaft zu schließen. Die Musik verbindet die beiden. Und so bildet sich eine langsame Zuneigung. Sie musizieren zusammen. Und – überraschende „Zugabe“: Ellie gelingt es, Emillio am Ende auch, ihre Welt, in der sie lebt, zu zeigen.
Faszinierte Kinder. Fasziniert von den einfachen, aber melodischen Klängen der Flöten, der Ukulele, der Zieharmonikas. Sie schüttelen sich vor Lachen, wenn Ellie in ihrer Ungeschicktheit Emillio mit dem Besen im Gesicht trifft. Verzaubernd die Choreographie der beiden, die trotz heißer Temperaturen konzentriert in harmonischen Bewegungen miteinander, ohne Worte, ein rührendes, aber auch lustiges Schauspiel bieten.
Nach der Vorstellung lädt das aus Bregenz kommende Duo, Carolina Fink und Andreas Paragioudakis, die Kinder zum Mitmachen ein – schnell schnalzt, klopft und klatscht es rhythmisch im Zelt zu Flöte und Harmonika, bis beide hinter dem Vorhang verschwinden.
„Die beiden haben genau den Humor der Kinder getroffen“, begeistert sich eine Mutter beim Verlassen des Theaterfestival-Zelts. Eine hochwertige Vorstellung, nicht nur für die kleinen Besucher; erneut der Beweis, welch sensibles Gespür die Programmplaner dafür haben, das Isnyer Theaterfestival zu dem zu machen, was sie sich auf die Fahnen geschrieben haben: ein Familienfestival.