Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Derby auf Champions-League-Niveau

Theaterfes­tival: „The Whiskey Foundation“und Jesper Munk stellen das Zelt auf den Kopf

- Von Babette Caesar

Band „Rainer von Vielen“zeigt ihr Potenzial auf dem Isnyer Theaterfes­tival.

ISNY - Das 35. Isnyer Theaterfes­tival hat am Freitagabe­nd noch einmal musikalisc­h in die Vollen gegriffen: Drei Stunden boten die Münchner Band „The Whiskey Foundation“und im Anschluss Jesper Munk mit Band als Hauptact satten Rock und Blues. Schlicht „Amazing“– toll – ist das passende Wort für die beiden Sets, die das Zelt füllten und die Luft zum Vibrieren brachten. Was den Bluesrock heute ausmacht und lebendig hält, machten die beiden Auftritte mehr als deutlich.

Dieser Abend gehöre den StromGitar­ren, erklärte Franz Schmid vom Programm-Team des Festivals den Besuchern, die dicht gedrängt in der Arena auf „The Whiskey Foundation“warteten; auf Julian Frohwein, Pascal Fischer, Franz Klein und Janis Gursky an Piano und Orgel, Schlagzeug, E-Gitarre und Bass mit Sänger, Gitarrist und Mundharmon­ikaspieler Murat Kaydirma.

Der umjubelte Support hatte sein mittlerwei­le drittes Album „Blues and Bliss“im Gepäck, das Rockhymnen der 1960er- und 1970er-Jahre auf Touren bringt und im 21. Jahrhunder­t ankommen lässt. Das sind keine sim- plen, wenngleich oft gut gemachten Cover-Songs. Das sind virtuose Neuverpack­ungen von Anleihen an einen Jim Morrison und The Doors oder an die unvergessl­ichen Gitarren-Gigs eines Carlos Santana.

Ausschnitt­haft blitzen altbekannt­e Melodien auf, um sofort wieder abzutauche­n in selbst Komponiert­es. Das schwelgt zwischen Herz- und Schmerzfee­ling und einem aufgeladen­en, schweißtre­ibenden Sound. „Eine schöne Familie“nennt Frontmann Kaydirma seine Band, die 2013 mit „Take the Walk“debütierte. Seine Reibeisens­timme mag an eine wie die von Joe Cocker erinnern, ist aber längst zu einem eigenen Charakteri­stikum geworden. Berauschen­d schön ist die Langzeitve­rsion auf Jim Morrisons „The End“mit einem lyrisch selbstverg­essenen Klavierpar­t und Übergriffe­n ins Psychedeli­sche. Manchmal glaubt man sich tatsächlic­h zurückvers­etzt in die Zeit der großen alten Rock-Hasen.

Mit Jesper Munk, geboren 1992 in München und mittlerwei­le nach Berlin umgezogen, betrat ein anderes Kaliber das Parkett. Von vielen als Wunderkind gefeiert, der dem Südstaaten-Blues zu neuem Auftrieb verhelfe, wandelt der Deutsch-Däne jetzt mit dem aktuellen Album „Favourit Stranger“auf ungewohnte­ren Spuren aus Jazz und Soul.

Image auch optisch verändert

In weißem Trägerhemd und karierter Hose, mit Oberlippen­bärtchen und kurzgescho­renen Haaren hat er auch optisch sein Image verändert. Mutig könnte man seinen Solo-Start zu Beginn nennen, nach dem Hype, den „The Whiskey Foundation“entzündet hatte. „Ich fang’ jetzt mal an, euch einzustimm­en auf ein etwas ruhigeres Set“– ja, Jesper Munk ist ein ehrlicher Mensch. Doch vor allem ein Sänger, der sich dicht vor zwei Mikrofonen positionie­rt und sein begnadetes Organ bis in Falsetthöh­en schraubt.

Während sich das Zelt langsam wieder füllte, blieb es mit Keyboarder Robbie Moore, Bassist Taylor Savvy, Gitarrist Knox Chandler und Drummer Michael Fromme nicht lange ruhig. Munks Timbre verleiht seinem Auftritt das Image eines Lonely Man, der dabei sehr erotisch und sehr verletzlic­h wirkt. Schwermut im Wechsel mit genussvoll­er Leichtigke­it haftet seiner Performanc­e an, die zupacken kann, dass einem die Ohren klingeln.

Auch, wenn die Akustik nicht immer ideal war, so doch im Gitarrendu­ett mit dem US-amerikanis­chen Knox Chandler oder neben Keyboarder Robbie Moore, mit dem er gegen Schluss eine gewaltige, psychedeli­sche Klangkulis­se entfachte. Minutenlan­g schwebend wie in Trance und elektrisie­rendem Zeitraffer.

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FOTO: MATTHIAS HAGMANN
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FOTOS: MATTHIAS HAGMANN Keyboardso­unds unterlegte­n mit einer gewaltigen, psychedeli­schen Klangkulis­se den „ Abend der Stromgitar­re“mit Jesper Munk.
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Mit Rockhymnen aus den 1960erund 1970er- Jahren brachten „ The Whiskey Foundation“die Zuhörer auf Touren.

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