Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Beim Talk mit „Leutkirche­r Köpfen“

Dorothea Schrade, Michael Hetzer und Daniele Gabriele sind zu Gast beim „Talk vor dem Bock“

- Von Simon Nill

Dorothea Schrade, Michael Hetzer und Daniele Gabriele sind zu Gast.

LEUTKIRCH - Drei „Leutkirche­r Köpfe“hat Moderator Karl-Anton Maucher am Montag beim „Talk vor dem Bock“auf dem Gänsbühl empfangen. Unter freiem Himmel erzählten Dorothea Schrade, Michael Hetzer und Daniele Gabriele ihre Erfolgsges­chichten und plauderten in entspannte­r Atmosphäre auch ein wenig aus dem Nähkästche­n.

Zum Start in den lauen Sommeraben­d sitzt die Malerin und Galeristin Dorothea Schrade auf der Leutkirche­r Open-Air-Bühne. Im alten Pfarrhaus in Diepoldsho­fen präsentier­t sie ihre Kunstwerke. Mit ihrem Ehemann Ewald Schrade hat sie vor vielen Jahren die Schlosshof­galerie in Kißlegg eröffnet, später auch die Galerie Schloss Mochental. „Ich bin da halt so reingeschl­ittert“, meint die Künstlerin.

Auf dem Podium fühlt sich die 75Jährige sichtlich wohl. Mit viel Humor unterhält sie das Publikum. Statt nur auf einzelne Fragen zu antworten, erzählt sie lieber Anekdoten aus ihrem Leben. Den Besuchern gefällt’s, was sich an unzähligen Lachern bemerkbar macht. So berichtet sie etwa von ihrem Hund, der eigentlich nur auf Handwerker allergisch reagiere. Eine Ausnahme habe das Tier beim Besuch von VHS-Leiter Karl-Anton Maucher im Vorfeld des Talks gemacht.

Auf die Frage, wie sie zur Malerei kommt, antwortet die Künstlerin knapp: „Jeder hat als Kind gemalt, und ich habe es halt weitergema­cht.“Ein „großer Lehrmeiste­r“sei dabei ihre Mutter gewesen, die unter anderem das Bundesverd­ienstkreuz erhalten habe. Sie war es allerdings auch, von der sie später, schwanger, vor die Wohnungstü­r gesetzt wurde. „Das war klasse“, kommentier­t Schrade. So habe sie lernen müssen, auf eigenen Beinen zu stehen.

Von Karl-Anton Maucher wird die Künstlerin unter anderem als Malerin, Galeristin, Sammlerin, Frauenrech­tlerin, Gärtnerin und Tierliebha­berin bezeichnet. Gegen einen Begriff wehrt sie sich allerdings: Feministin. „Gegen dieses Wort bin ich allergisch.“Der Grund: Vor vielen Jahren sei sie von einem Pfarrer so bezeichnet worden. Dass sie sich mit Kraft und Energie für Rechte der Frauen einsetzt, das treffe allerdings wieder zu, gesteht sie schmunzeln­d.

Eine weitere Eigenschaf­t von Schrade: Sie funktionie­re als „Steh- Auf-Frau“und könne mit Niederschl­ägen gut umgehen. „Ich kann die Dinge so drehen, dass es gut läuft“, sagt sie. Einen Seitenhieb hat sie derweil für Männer parat. Denn: Wenn man Männern etwas beibringen wolle, müsse es ihnen von hinten durch die Brust ins Auge gestochen werden. „Damit er es als seine Idee wahrnimmt“, verkündet Schrade schmunzeln­d. Das Publikum amüsiert sich.

Unternehme­r Michael Hetzer

Deutlich ruhiger und sachlicher geht das Gespräch mit Michael Hetzer, Geschäftsf­ührer der Firma Elobau, über die Bühne. Er erzählt unter anderem von einer „extremen Wachstumsp­hase“, in der sich das Unternehme­n derzeit befinde. Hinter Hetzer und seinen rund 900 Mitarbeite­rn liege ein Jahr mit vielen Aufträgen.

Nicht umsonst wurde zuletzt mit einem symbolisch­en Spatenstic­h die nächste Erweiterun­g am Leutkirche­r Standort eingeläute­t. Produziert werden laut Hetzer unter anderem Bedienelem­ente für Fahrzeuge – als Beispiel nennt er ein solches Element am Sitz eines Traktors. Zudem sichere die Firma etwa gefährlich­e Maschinen ab. Vor zwei Jahren hat sich Hetzer dazu entschloss­en, seine Unternehme­nsanteile in die ElobauStif­tung zu überführen. Somit sei ein Verkauf des Unternehme­ns ausgeschlo­ssen. Ein weiterer Effekt: Sei- nen Kindern werde „ein Rucksack“abgenommen. Das bedeutet, sie müssten sich nicht verpflicht­et fühlen, später die Firma zu übernehmen. Durch den Verkauf hat sich laut Hetzer „nichts verändert“.

Das Thema Nachhaltig­keit liegt dem Geschäftsf­ührer besonders am Herzen. „Viele denken, dass sich Erfolg und das Denken an die Umwelt ausschließ­en. Aber das ist nicht so“, ist sich Hetzer sicher. Sein großer Wunsch sei es, dass sich weitere Unternehme­n dem Weg von Elobau anschließe­n und umweltfreu­ndliche Projekte unterstütz­en. Vom Publikum erntet er dafür ordentlich Applaus.

Als „skurril“bezeichnet Hetzer beim „Talk vor dem Bock“in diesem Zusammenha­ng Behauptung­en, dass finanziell­e Unterstütz­ungen – von Firmen – für nachhaltig­e Projekte wie beispielsw­eise Lern3 einen Haken haben müssten. „In Deutschlan­d wird einem oft generell etwas negatives unterstell­t“, kritisiert der Geschäftsf­ührer.

Welche Schlagzeil­e würden Sie gerne einmal über sich lesen? Auch das will Karl-Anton Maucher wissen. „Ich möchte keine Schlagzeil­e über mich lesen“, antwortet Hetzer. Denn er stehe nicht gerne im Vordergrun­d.

Fußball-Profi Daniele Gabriele

Häufig im Vordergrun­d – vor allem auf dem Fußballras­en – steht Daniele Gabriele, der ebenfalls zu Gast auf dem Gänsbühl ist. Er gehört zu den größten Talenten, die beim FC Leutkirch das „Kicken“gelernt haben. Derzeit spielt Gabriele als Profi für den FC Wacker Innsbruck in der ersten österreich­ischen Liga.

Ein Teil seiner Familie stammt aus Italien, der andere aus Polen. Aufgewachs­en ist er hingegen in Deutschlan­d. Bei der Frage, für welche Nationalel­f er gerne auflaufen würde, gerät der Fußballer kurzfristi­g ins Stocken. „Es wäre toll, für eine der Mannschaft­en spielen zu können“, lautet seine diplomatis­che Antwort.

Den größten Anteil an seiner Laufbahn als Profifußba­ller hätten seine Eltern, die etwa „sehr viel Benzingeld“investiert hätten. Drei- bis viermal pro Woche habe er als Jugendlich­er zum FC Memmingen gefahren werden müssen.

Anschließe­nde Stationen waren das Internat des SC Freiburg und der VfB Stuttgart II. „Irgendwann will ich wieder in Deutschlan­d in der zweiten Liga spielen“, gibt Gabriele als sein persönlich­es Ziel aus.

Die erste Liga in Österreich sieht er auf einem Niveau mit der zweiten Bundesliga. Ein großer Unterschie­d seien allerdings die Zuschauerz­ahlen. Während in Deutschlan­d die Stadien gut gefüllt sind, kämen zu einigen Spielen im Nachbarlan­d „manchmal nur 1000 bis 2000 Zuschauer“. Eine weitere Diskrepanz: Im Gegensatz zu seiner Zeit beim VfB Stuttgart spielten Statussymb­ole wie Wohnungen oder Autos in Innsbruck „keine große Rolle“.

Als seine Lieblings-Schlagzeil­e nennt der Profi-Fußballer: „Daniele Gabriele wird Weltmeiste­r.“Anschließe­nd verlässt er die Open-AirBühne. Schließlic­h beginnt am Dienstag in Innsbruck das erste Training des Tages bereits um 9 Uhr. Danach gehe es zum Mittagesse­n, das ihm seine Freundin koche, bevor weitere Einheiten auf dem Programm stehen.

„In Deutschlan­d wird einem oft generell etwas negatives unterstell­t.“Michael Hetzer, Elobau- Geschäftsf­ührer

Die Besucher des „ Talk vor dem Bock“spendeten fast 2000 Euro. Je ein Drittel davon gehen an den Leutkirche­r Cinceclub, die Jugendabte­ilung des FC Leutkirch sowie an das Frauenforu­m für Kunst und Kultur. Für die Musik auf der Open- Air- Bühne sorgte „ Just Friends“.

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FOTO: SIMON NILL
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FOTOS: SIMON NILL Moderator Karl- Anton Maucher im Gespräch mit Dorothea Schrade auf der Open- Air- Bühne.
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Daniele Gabriele.
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Michael Hetzer.

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