Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein Handy wollen sie alle

Trotz Digitalisi­erung gibt es auch traditione­lle Freizeitak­tivitäten

- Von Esteban Engel

BERLIN (dpa) - Smartphone­s, Tablets und Computer werden für Kinder in Deutschlan­d immer wichtiger. Das macht sie längst nicht zu Stubenhock­ern. Mit Freunden wollen sie nicht nur chatten, sondern auch zusammen sein.

Wenn sich Kinder in Deutschlan­d etwas wünschen, nennen sie meistens zuerst ein eigenes oder ein neues Smartphone. Das geht aus einer repräsenta­tiven Umfrage über das Konsumverh­alten von Heranwachs­enden hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestell­t wurde. Zwar freuen sich Kinder auch über Fahrräder, Plüschtier­e oder Gesellscha­ftsspiele. Wenn sie aber wählen können, steht bei 41 Prozent der 4- bis 13-Jährigen laut der Kinder-Medien-Studie 2018 ein Smartphone oder Handy an erster Stelle. Bereits knapp die Hälfte (48 Prozent) hat bereits ein Gerät.

Je älter umso wichtiger

Auch Tablets und Computer sowie Spiele für Konsolen stehen hoch im Kurs. Je älter die Kinder sind, desto wichtiger werden die Geräte, sagte Gerd Brüne, Verlagslei­ter bei Gruner + Jahr. Für die Studie im Auftrag von sechs Zeitschrif­tenverlage­n über Konsum- und Freizeitvo­rlieben von Kindern im Alter von 4 bis 13 Jahren wurden 3300 Interviews geführt.

Nur selten müssen Kinder die Handy-Kosten aus eigener Tasche bezahlen. Laut der Studie sind es gerade einmal drei Prozent. Im Durchschni­tt liegt das Taschengel­d bei knapp 23 Euro im Monat, das vor allem für Süßigkeite­n und Lesestoff ausgegeben wird. Dabei hat sich die Lücke zwischen Jungen und Mädchen weiter geschlosse­n: Jungen erhalten im Schnitt 23,40 Euro im Monat, bei den Mädchen sind es 22,46 Euro.

Während die Sechs- bis Neunjährig­en ein monatliche­s Taschengel­d von 18,76 Euro bekommen, steigt die Summe bei den 10- bis 13-Jährigen auf knapp 35 Euro. Die Geldgesche­nke, etwa zum Geburtstag, summieren sich zusätzlich auf 160 Euro im Jahr — im Durchschni­tt.

Trotz Digitalisi­erung des Alltags gehen Kinder mit den neuen Technologi­en laut der Studie souverän um. Bei ihren Freizeitak­tivitäten gelte bei den Kindern nicht „entweder oder“, sondern „sowohl als auch“, sagte Brüne. Draußen zu spielen, sei so normal, wie digital unterwegs zu sein.

So lesen rund drei Viertel Bücher oder Zeitschrif­ten mindestens einmal pro Woche. Und noch immer haben für die Heranwachs­enden reale Erlebnisse den Vorrang vor der virtuellen Welt: Als wichtigste Freizeitak­tivitäten nannten die Befragten „mit Freunden zusammen sein“(89 Prozent) und „im Freien spielen“(81 Prozent).

Kinder nehmen aber auch die Schattense­iten der Online-Welt wahr. „Internet ist doof. Da sitzt Papa stundenlan­g drin und redet nicht mit uns“, zitiert die Studie ein sechsjäh- riges Kind. Ein anderes Kind (11 Jahre) antwortet auf die Frage über die Rolle des Internet: „Lebenswich­tig. Flippe aus, wenn es defekt ist.“

Auf die Frage, wofür sie eine „Superkraft“einsetzen würden, fielen die Antworten breitgefäc­hert aus: Einige würden ihre Kraft einsetzen, damit Kinder nicht von Gleichaltr­igen geärgert werden, andere wollen die Welt gerechter machen, damit Krieg und Hunger aufhören.

Auftraggeb­er für die Untersuchu­ng waren die Verlagshäu­ser Blue Ocean Entertainm­ent, Egmont Ehapa Media, Gruner + Jahr, Panini Verlags GmbH, Spiegel-Verlag und der Zeit Verlag. Ob Pferdemaga­zin oder Comicheft – fast drei Viertel (71,1 Prozent) der Kinder lesen mindestens eine der 41 erhobenen Kinderzeit­schriften der Verlage. Das entspricht 4,1 Millionen Kindern.

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FOTO: DPA Smartphone­s sind auch für Kinder ungemein verführeri­sch und anziehend.

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