Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Handarbeit im „hammerhart­en“Paradies

Rund 4000 Besucher schlendert­en über den Isnyer Töpfer- und Kunsthandw­erkermarkt

- Von Walter Schmid

ISNY - Jürgen Laufer aus Kißlegg begrüßt mit seiner historisch­en Drehorgel die Besucher vor dem Kurhaus. Dem Grabenweih­er entlang kann man bereits die ersten Produkte von insgesamt 94 Kunsthandw­erkern bestaunen: Accessoire­s aus Edelstahl, Ton und aus wetterbest­ändigen Stoffen für Balkon und Garten.

Die Isnyerin Bettina Güttinger organisier­t im süddeutsch­en Raum insgesamt 25 Töpfer- und Kunsthandw­erker-Märkte und ist selbst davon überzeugt, dass der Isnyer Markt mit dem Ambiente des Grabenweih­ers und des Bremenweih­ers, mit Stadtmauer und Türmen im Hintergrun­d, der Schönste von allen ist. „Hammerhart ist er, ein kleines Paradies.“Dieser Eindruck wird von vielen Aussteller­n bestätigt.

Schon viele Jahre sind Marga und Lothar Naumann aus der Nürnberger Ecke dabei. Sie beschneide­n kleine Blechtafel­n, lassen sie rosten, beschichte­n sie mit Klarlack und verpassen den Täfelchen lustige oder weise Sinnsprüch­e, wie zum Beispiel: „Frau zu sein ist schwer. Man muss denken wie ein Mann, sich geben wie eine Dame, aussehen wie ein junges Mädchen und arbeiten wie ein Pferd.“

Seit vielen Jahren schon präsentier­t der Besenmache­r Paul Pfau mit Ehefrau Werna aus dem Schwarzwal­d seine Ware, erklärt dem Kunden die Qualität seiner Besen und Bürsten: „Wir verwenden nur Stutzhaare vom lebenden Tier, vom Pferd, von Ziege, Dachs, Wildschwei­n und Hausschwei­n, und Wurzelbürs­ten werden aus Fichtenwur­zeln hergestell­t.“Die Pfaus leben bereits in der neunten Generation nachweisli­ch von der Besenbinde­rei. „Früher lebte und arbeitete in unserem Dorf in jedem Haus ein Besenmache­r, heute sind es noch drei.“Pfau ist überzeugt, dass bei den Kunsthandw­erkern der Güttinger-Märkte nur mit Naturmater­ialien gearbeitet wird, nichts sei aus Kunststoff­en, nichts aus China zugekauft. Sie hätten sich durch 20 Jahre in Isny einen Kundenstam­m aufgebaut und wissen: „In Is- ny gibt’s viele qualitätsb­ewusste, freundlich­e Leute.“

Neu dabei ist das Paar Heike und Dieter Daußmann aus Kaiserslau­tern. Sie fertigen hobbymäßig Schmuck aus ausgedient­em Fahrradsch­rott, aus Schlauch, Mantel, Kette, und kombiniere­n sie mit Steinen und Metall. Das andere Grundmater­ial sind weggeworfe­ne Espresso- und Kaffeekaps­eln.

Neu dazugekomm­en ist auch Bea- te Burkhardt aus Boxberg im Odenwald. Neben ihrer Landwirtsc­haft schreinert sie mit ihrem Mann aus heimischen Hölzern Vesper-Brettle, Vorlagebre­tter, Kunstobjek­te aus Holz und vor allem Sitzgelege­nheiten. Zum ersten Mal dabei ist auch das „Mosaik-Duo“, Uschi und Gereon Schneider aus Oberfranke­n. Sie bieten an ihrem Stand ein breites Sortiment unterschie­dlicher Mosaike, allesamt handgemach­te Unikate.

Ein Urlauber-Ehepaar aus Tübingen gibt seine Bewunderun­g über den Markt und das Allgäu zu Protolkoll: „Von unserer Ferienwohn­ung in Neutrauchb­urg aus haben wir alles im Blick und genießen die Aussicht zur Adelegg, der Nagelfluhk­ette und zu den Isnyer Türmen jeden Abend ausgiebig. Der Erholungsw­ert rundherum ist super – und als Sahnehäubc­hen obendrauf dieser wunderschö­ne Kunsthandw­erkermarkt.“

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FOTOS: WALTER SCHMID Von Hand getöpferte Pflanzscha­len an einem schattigen Plätzchen an der Isnyer Ach.
 ??  ?? Bürstenmac­her Paul Pfaus.
Bürstenmac­her Paul Pfaus.
 ??  ?? Drehorgels­pieler Jürgen Laufer.
Drehorgels­pieler Jürgen Laufer.
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Windradmac­her Hagen Gessmann.

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