Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Betrunkener Schwimmer löst Großeinsatz aus
Nach einer durchfeierten Nacht will der 21-Jährige in Lindau im Bodensee schwimmen – dann ist er verschwunden
LINDAU - Dass er mit seiner übermütigen Aktion nationalen Seenotalarm auslöst, hätte ein junger Mann am Dienstagmorgen wohl nicht gedacht. Nachdem er mit Freunden die Nacht durch gefeiert hatte, kündigte der 21Jährige an, vom Eichwald ins Lindenhofbad zu schwimmen. Kurz darauf sind Polizei, Wasserwacht, Feuerwehr und THW mit sieben Booten und zwei Hubschraubern auf der Suche nach ihm.
Der junge Mann war in einer Gruppe unterwegs, die wahrscheinlich auf dem Nachhauseweg von einer Party war. Er erzählte, dass er vom Eichwaldbad ins Lindenhofbad schwimmen wolle, ging aber gemeinsam mit zwei jungen Frauen bereits in Zech das erste Mal in den Bodensee, wie Polizeisprecher Christian Eckel sagt. „Die zwei Mädchen sind mit ihm ins Wasser, haben sich aber nur kurz abgekühlt und sind dann wieder raus“, so Eckel. Der junge Mann hingegen ließ sich nicht davon abbringen, von Zech ins Eichwaldbad zu schwimmen. Dort traf er seine Freunde wieder, die ihm seine immerhin rund vier Kilometer lange Tour bis ins Lindenhofbad noch einmal ausreden wollten. Der 21-Jährige gab zwar zu, dass ihm bereits übel sei, wollte aber trotzdem weiter schwimmen.
Laut Polizeibericht fuhren seine Freunde daraufhin zum Toskanapark nahe der Seebrücke, um den Schwimmer abzupassen. Dort fanden sie ihn aber nicht mehr, weswegen sie dessen Eltern verständigten. Diese alarmierten um kurz nach 8 Uhr die Polizei. Die Beamten lösten dann den sogenannten nationalen Seenotalarm aus.
Sieben Boote und zwei Hubschrauber suchen
Mit insgesamt sieben Einsatzbooten der Wasserwachten Lindau und Weiler, des Technischen Hilfswerks Lindau, der Feuerwehr Lindau, sowie der Wasserschutzpolizei bildeten die Einsatzkräfte eine Suchkette auf dem Bodensee zwischen dem Eichwald und er Insel. Im Einsatz waren auch der Rettungshubschrauber aus Friedrichshafen und ein Polizeihubschrauber aus München. Weitere Beamte suchten das Ufer ab. „Wir schätzen, dass er ein Stück der Strecke gegangen ist, ansonsten wäre er sehr schnell unterwegs gewesen. Allerdings wissen wir auch nicht ge- nau, wann er los geschwommen ist“, so Eckel.
Mann rührt sich trotz Hubschraubergeräusch nicht
Einige Zeit später erreichte die Polizei der Hinweis, dass der Vermisste eventuell im Lindenhofbad angekommen sein könnte. Dort war er offenbar zum Betreiber der Surfschule gegangen und wollte seine Freunde anrufen. Da er sie nicht erreichte, ist er laut Polizeibericht zum Badefloß geschwommen und legte sich dort hin.
Kurz vor 10 Uhr fand ihn die Besatzung des Polizeihubschraubers dann tatsächlich auf dem Badefloß. Da er sich trotz des Hubschrauberlärms zunächst nicht rührte, wurde das Floß sofort vom Polizeiboot Zander und vom Wasserwachtboot Barrakuda angefahren. Die Sorgen der Einsatzkräfte erwiesen sich allerdings als unbegründet: „Er wirkte auf dem Floß recht fit“, erzählt Eckel. Um Verletzungen und eine Unterkühlung auszuschließen, sei der junge Mann aber trotzdem dem Rettungsdienst übergeben worden. Dieser brachte ihn zur Untersuchung ins Krankenhaus, welches er in der Zwischenzeit wieder verlassen hat. Laut Polizei fehlt ihm nichts.
Wie betrunken der junge Mann am Dienstagmorgen war, ist noch unklar. Allerdings gibt es auch kein Gesetz, das es verbietet, betrunken schwimmen zu gehen. „Aber unsere Empfehlung ist ganz klar: Kein Alkohol beim Schwimmen, das beißt sich“, sagt Eckel.
Ob nach dem Großeinsatz Kosten auf den jungen Mann zukommen, ist noch nicht geklärt. Laut Polizeisprecher Christian Eckel ist dies aber unwahrscheinlich. „Seine Eltern haben ja die Polizei verständigt – und das aus gutem Grund: Sie waren zurecht besorgt.“Schließlich habe man davon ausgehen müssen, dass dem jungen Mann etwas passiert sei. „Nachvollziehbar ist es nicht, wie man sich auf eine solche Tour begeben kann.“