Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Angst um St. Jodok bei schwerem Gewitter

Zeuge beobachtet bei Unwetter Blitz über Glockentur­m – Feuerwehr rückt zur Altstadt-Kirche aus

- Von Anna Kratky und Lena Müssigmann

RAVENSBURG - Blitze zuckten über den Himmel, der Donner grollte: Bei einem Unwetter am Montagaben­d hat ein Anwohner in der Unterstadt einen Blitz in den Turm der Kirche St. Jodok einschlage­n sehen. Die Kirche hatte im März erst gebrannt. Sollte es jetzt schon wieder zu einem Feuer kommen? Der Mann wählte nach seiner Beobachtun­g sofort den Notruf. Die Einsatzkrä­fte konnten aber Entwarnung geben.

Der Anwohner beschrieb, wie der Blitz niedergefa­hren sei und Funken geflogen seien. Schlimme Erinnerung­en an das Feuer im Frühjahr seien bei ihm wach geworden. Deshalb habe er nicht gezögert, Polizei und Feuerwehr zu verständig­en. Im März war das nördliche Kirchensch­iff ausgebrann­t, nachdem eine Sitzgruppe in der Kirche damals wohl mutwillig in Brand gesetzt worden war.

Die Feuerwehr rückte an, fuhr mit der Drehleiter an die Turmspitze, durchkämmt­e mit einer Wärmebildk­amera den Glockentur­m, stellte jedoch nichts fest. Ein Schaden wurde nach Polizeiang­aben vom Dienstagmo­rgen nicht festgestel­lt.

Keine verkohlten Stellen entdeckt

„Gott sei Dank ist nichts passiert“, sagte die Pfarramtss­ekretärin von St. Jodok, Annette Heilig, am Dienstag. Auf dem Glockentur­m befinde sich ein Blitzablei­ter, der möglicherw­eise Schlimmere­s verhindert habe.

Der Kommandant der Freiwillig­en Feuerwehr, Claus Erb, saß mit weiteren Feuerwehrl­euten in der Altstadt im Schulungsr­aum bei einer Besprechun­g, als der heftige Blitz niederfuhr. Dass der irgendwo eingeschla­gen habe, sei ihm schon klar gewesen, weil es gleichzeit­ig einen Knall gegeben habe, sagte Erb am Dienstag. Ob es tatsächlic­h die St.-Jo- doks-Kirche war, die den Schlag abbekommen hat, lasse sich nicht genau sagen. Sollte es so gewesen sein, hat auch aus Erbs Sicht wohl der Blitzablei­ter die Energie aufgenomme­n und in den Boden geleitet. Verkohlte Stellen an der Kirche habe die Feuerwehr nämlich nicht entdecken können.

Städtische Türme haben Blitzablei­ter

Alle städtische­n Türme in Ravensburg sind nach Angaben der Stadtverwa­ltung mit Blitzablei­tern ausgestatt­et. Über die Ausstattun­g der Kirchtürme konnte die Stadtverwa­ltung jedoch keine Angaben machen.

Erst im Mai 2017 hatte ein Blitz in den aufgesetzt­en Glockentur­m des Untertors eingeschla­gen und einen Schwelbran­d verursacht. Damals sagte Baubürgerm­eister Dirk Bastin, man gehe davon aus, dass es sich um einen seltenen Kugelblitz gehandelt habe, der den Blitzablei­ter überforder­t hatte. Die Stadt wollte daraufhin alle Blitzschut­zanlagen auf den städtische­n Türmen überprüfen. Die Sanierung des Untertors dauert nach wie vor an, der Schaden betrug damaligen Polizeiang­aben zufolge 15 000 Euro.

Eine grundsätzl­iche Pflicht für Blitzablei­ter gibt es in Baden-Württember­g nicht. In der Landesbauo­rdnung heißt es dazu lediglich: „Bauliche Anlagen, die besonders blitzgefäh­rdet sind oder bei denen Blitzschla­g zu schweren Folgen führen kann, sind mit dauernd wirksamen Blitzschut­zanlagen zu versehen.“

Keine weiteren Einsätze beim Unwetter

Die Polizei hat über den Feuerwehre­insatz hinaus keine größeren Vorfälle in Zusammenha­ng mit dem Unwetter am Montagaben­d registrier­t, wie der Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Konstanz, Markus Sauter, am Dienstag mitteilte.

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FOTO: ANNA KRATKY Einsatzkrä­fte stehen in der Nacht von Montag auf Dienstag vor der Kirche St. Jodok.

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