Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

In Ravensburg drohen viele Baustellen

Durchgangs­straßen sollen leiser werden – Wenn Spezialasp­halt nicht hilft, droht Tempo 40

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Wie geht es weiter mit dem Lärmaktion­splan für Ravensburg? Nachdem die Stadtverwa­ltung von ihrem eigenen Vorschlag, auf den wichtigste­n Durchgangs­straßen auch tagsüber Tempo 30 einzuführe­n, wieder abgerückt ist, beginnen nach den Sommerferi­en die Gespräche mit dem Regierungs­präsidium Tübingen, wie schnell auf der B 32 sogenannte­r lärmoptimi­erter Asphalt eingebaut werden kann.

Da die Fahrbahn der B 32 vor allem im Bereich der Wilhelmstr­aße in einem sehr schlechten Zustand ist, geht Baubürgerm­eister Dirk Bastin von einer schnellen Umsetzung aus. „In Höhe des katholisch­en Gemeindeha­uses ist die Straße schon abgesackt und wurde bislang nur notdürftig geflickt. Auf der Wilhelmstr­aße haben sich gefährlich­e Wellen gebildet.“Bastin hegt den Verdacht, dass nicht bloß der Belag betroffen ist, sondern möglicherw­eise auch der Unterbau. Das hätte unschöne Folgen: „Es würde bedeuten, dass man den neuen Asphalt nicht mal eben in den Sommerferi­en aufträgt.“Eine länger andauernde Baustelle wäre unausweich­lich.

Lärmoptimi­erter Asphalt (LOA) ist ein Straßenbel­ag, der Lärm schluckt, im Gegensatz zu herkömmlic­hem Flüsterasp­halt aber deutlich länger hält. Flüsterasp­halt ist je nach Verkehrsau­fkommen – und das ist auf den Ravensburg­er Durchgangs­straßen hoch – nach fünf bis 10 Jahren hinüber. LOA hält mit 15 Jahren ähnlich lang wie normaler Asphalt, ist dafür aber auch 15 bis 20 Prozent teurer. „Die Arbeitsstu­nden und der Maschinene­insatz kosten dasselbe, aber das Material ist teurer“, erklärt Bastin.

Die Kosten trägt im Falle der B 32, also der Wangener Straße, Wilhelmstr­aße und Schussenst­raße, der Bund. Weitere Straßen, die die Stadt selbst bezahlen muss, sollen rasch folgen: die Gartenstra­ße innerhalb der nächsten fünf Jahre und danach Karlstraße und Georgstraß­e. Bastin: „Die Anwohner haben ein Recht auf einigermaß­en lebenswert­e Rahmenbedi­ngungen. Wir müssen die Menschen, die an diesen Straßen wohnen, vor Lärm schützen. Auch wenn klar ist, dass es dort nie so ruhig sein wird wie in Baindt oder Waldburg.“

Maximal 65 Dezibel am Tag

Das Ziel sind maximal 65 Dezibel tags und 55 Dezibel nachts. Sollte es durch den LOA allein nicht zu erreichen sein, könnte doch noch ein Tempolimit eingeführt werden, meint Bastin. „Zum Beispiel Tempo 40, aber dann durchgehen­d tags und nachts.“Voraussetz­ung wäre aber, dass der Gemeindera­t dem zustimmt. Als Alternativ­e könnte die Stadt auch den betroffene­n Anwohnern passive Lärmschutz­maßnahmen finanziere­n: den Einbau besonderer Fenster zum Beispiel.

Die Ravensburg­er müssen sich in den nächsten zehn Jahren auf jeden Fall auf einige Baustellen einrichten, prognostiz­iert Bastin. Eine Kostenprog­nose mag er derzeit noch nicht abgeben, weil die Auftragsbü­cher der Tiefbauunt­ernehmen derzeit voll sind, was die Preise bei öffentlich­en Ausschreib­ungen stark nach oben getrieben hat. „Die Preise sind heute definitiv anders als noch vor zwei Jahren.“

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FOTO: IMAGO In Nordrhein- Westfalen wird lärmoptimi­erter Asphalt bereits seit gut zehn Jahren verwendet. Unser Bild zeigt eine Baustelle in Essen.

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