Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Anwohner wollen die Linden beim „Baumgarten“erhalten
Pläne für einen Hotelkomplex sehen die Fällung der Bäume vor – Stadt will Gespräch mit Bauherrn suchen
WANGEN - Beim früheren „Baumgarten“soll in absehbarer Zeit das größte Hotel Wangens entstehen (die SZ berichtete). Nicht gegen das Bauprojekt an sich, aber gegen die Pläne, dass vor dem Gebäudekomplex die drei großen Linden an der Bahnhofstraße fallen könnten, machen jetzt Anwohner mobil. Auch die Stadt möchte die alten Bäume gerne erhalten.
Nachdem die Kastanie im Garten bereits weg sei und die in der Bahnhofstraße stehenden Linden aus „angeblich brandschutztechnischen Gründen“verschwinden sollen, hält Anwohner Joachim Wollenberg, zumindest nach den aktuellen Planungen, den Namen „Baumgarten“für nicht mehr gerechtfertigt. „Der Gewinn für Wangen mag durch dieses Hotelprojekt sicherlich bemerkenswert sein, das Verschwinden weiterer uralter, Stadtbild prägender Bäume ist für mich jedenfalls eine Katastrophe“, sagt der Anwohner und fragt: „Weiß eigentlich noch jemand, dass die Bahnhofstraße ursprünglich eine Allee war?“Für ihn gelte deshalb: „Hotelprojekt – meinetwegen. Aber Finger weg von den Linden.“
Armin Bauser drückt es etwas sachlicher aus. „Wir haben großes Interesse, dass die Bäume stehen bleiben“, sagt der Liegenschaftsamtsleiter. Beim städtischen Bauamt läuft gerade die Baugenehmigung der Eigentümerfamilie Kolb für das Hotelprojekt, das südlich und östlich des historischen Gasthauses „Baumgarten“ein dreigeschossiges Gebäude vorsieht. Der Mittelbau mit dem Eingangsbereich soll dabei für die Zufahrt von der Bahnhofstraße aus etwas zurückversetzt sein. Zumindest in diesem Bereich sollen die Linden aus brandschutztechnischen Gründen wegfallen, um der Feuerwehr im Fall der Fälle genügend Aufstellfläche zu bieten. Der Brandschutz werde bei einem Bauantrag zwar mitbetrachtet, sagt Armin Bauser.
Grundsätzlich seien Bäume auf einem Nachbargrundstück, die mit einem Bauvorhaben direkt nichts zu tun hätten, aber baurechtlich nicht relevant. Bei dem Hotelprojekt an der Bahnhofstraße stehen die drei Linden auf öffentlichem Grund, der „Nachbar“ist also die Stadt Wangen. „Falls wir der Ansicht sind, dass die Gefahr besteht, dass die Bäume durch das Bauprojekt Schaden nehmen könnten, dann müssten wir vorab Gespräche mit dem Bauherrn führen, weil wir den alten Baumbestand gerne erhalten würden“, so Bauser.
Dass beim sogenannten Ausschachten auch die Linden beschädigt werden könnten, hält Martin Blum für nicht ausgeschlossen. Davon unabhängig bezeichnet der Wangener Bauhofchef den Standort der drei Linden als „relativ schlecht“. Die Bäume stünden auf einem schmalen Grünstreifen, ihr „Quartier“sei durch die Straße und den Gehweg eingeschränkt, in der Vergangenheit habe es deswegen immer mal wieder Probleme gegeben. „Bevor man die Baugenehmigung erteilt, sollte man sich über die Bäume Gedanken machen“, so Blum. Sollte es je zu einer Fällung kommen, müsse der Bauherr für einen entsprechenden Ausgleich sorgen – finanzieller Art oder als Ersatzpflanzung.
Um dies zu verhindern und die Linden zu erhalten, wollen die Anwohner weiter mobil machen. Die Wangener Stadträte wurden bereits kontaktiert, manche haben sich dem Vernehmen nach bereits für den Erhalt der alten Bäume ausgesprochen.