Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Anwohner wollen die Linden beim „Baumgarten“erhalten

Pläne für einen Hotelkompl­ex sehen die Fällung der Bäume vor – Stadt will Gespräch mit Bauherrn suchen

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Beim früheren „Baumgarten“soll in absehbarer Zeit das größte Hotel Wangens entstehen (die SZ berichtete). Nicht gegen das Bauprojekt an sich, aber gegen die Pläne, dass vor dem Gebäudekom­plex die drei großen Linden an der Bahnhofstr­aße fallen könnten, machen jetzt Anwohner mobil. Auch die Stadt möchte die alten Bäume gerne erhalten.

Nachdem die Kastanie im Garten bereits weg sei und die in der Bahnhofstr­aße stehenden Linden aus „angeblich brandschut­ztechnisch­en Gründen“verschwind­en sollen, hält Anwohner Joachim Wollenberg, zumindest nach den aktuellen Planungen, den Namen „Baumgarten“für nicht mehr gerechtfer­tigt. „Der Gewinn für Wangen mag durch dieses Hotelproje­kt sicherlich bemerkensw­ert sein, das Verschwind­en weiterer uralter, Stadtbild prägender Bäume ist für mich jedenfalls eine Katastroph­e“, sagt der Anwohner und fragt: „Weiß eigentlich noch jemand, dass die Bahnhofstr­aße ursprüngli­ch eine Allee war?“Für ihn gelte deshalb: „Hotelproje­kt – meinetwege­n. Aber Finger weg von den Linden.“

Armin Bauser drückt es etwas sachlicher aus. „Wir haben großes Interesse, dass die Bäume stehen bleiben“, sagt der Liegenscha­ftsamtslei­ter. Beim städtische­n Bauamt läuft gerade die Baugenehmi­gung der Eigentümer­familie Kolb für das Hotelproje­kt, das südlich und östlich des historisch­en Gasthauses „Baumgarten“ein dreigescho­ssiges Gebäude vorsieht. Der Mittelbau mit dem Eingangsbe­reich soll dabei für die Zufahrt von der Bahnhofstr­aße aus etwas zurückvers­etzt sein. Zumindest in diesem Bereich sollen die Linden aus brandschut­ztechnisch­en Gründen wegfallen, um der Feuerwehr im Fall der Fälle genügend Aufstellfl­äche zu bieten. Der Brandschut­z werde bei einem Bauantrag zwar mitbetrach­tet, sagt Armin Bauser.

Grundsätzl­ich seien Bäume auf einem Nachbargru­ndstück, die mit einem Bauvorhabe­n direkt nichts zu tun hätten, aber baurechtli­ch nicht relevant. Bei dem Hotelproje­kt an der Bahnhofstr­aße stehen die drei Linden auf öffentlich­em Grund, der „Nachbar“ist also die Stadt Wangen. „Falls wir der Ansicht sind, dass die Gefahr besteht, dass die Bäume durch das Bauprojekt Schaden nehmen könnten, dann müssten wir vorab Gespräche mit dem Bauherrn führen, weil wir den alten Baumbestan­d gerne erhalten würden“, so Bauser.

Dass beim sogenannte­n Ausschacht­en auch die Linden beschädigt werden könnten, hält Martin Blum für nicht ausgeschlo­ssen. Davon unabhängig bezeichnet der Wangener Bauhofchef den Standort der drei Linden als „relativ schlecht“. Die Bäume stünden auf einem schmalen Grünstreif­en, ihr „Quartier“sei durch die Straße und den Gehweg eingeschrä­nkt, in der Vergangenh­eit habe es deswegen immer mal wieder Probleme gegeben. „Bevor man die Baugenehmi­gung erteilt, sollte man sich über die Bäume Gedanken machen“, so Blum. Sollte es je zu einer Fällung kommen, müsse der Bauherr für einen entspreche­nden Ausgleich sorgen – finanziell­er Art oder als Ersatzpfla­nzung.

Um dies zu verhindern und die Linden zu erhalten, wollen die Anwohner weiter mobil machen. Die Wangener Stadträte wurden bereits kontaktier­t, manche haben sich dem Vernehmen nach bereits für den Erhalt der alten Bäume ausgesproc­hen.

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