Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ideen über Ideen

Adolf Gudermann aus Waltrams hat einen umweltfreu­ndlichen Diesel entwickelt

- Von Anja Worschech

WALTRAMS - Auf der Balkonbrüs­tung von Adolf Gudermann in Waltrams bei Weitnau finden sich allerhand rätselhaft­e Kabel, Rohre und Gerätschaf­ten. Im Garten des Oberallgäu­ers sieht es ähnlich aus. Dort stehen nicht etwa Blumen, sondern beispielsw­eise ein Anhänger mit Solarpanee­len, ein Zweisitzer-Fahrrad mit Neigungste­chnik und eine große Wasserturb­ine. Kreatives Chaos würde der Laie das nennen. Für den 78-jährigen Tüftler und Erfinder sind das alles verwirklic­hte Ideen. Ebenso wie ein Highlight, das ganz hinten im Garten neben der Terrasse lagert: ein roter Traktor. Die Sensation dabei ist laut dem Erfinder der Motor.

Gudermann hat einen umweltfreu­ndlichen Diesel entwickelt. Zwei Jahre hat er daran getüftelt. Das Patent dafür ist ihm sicher, sagt Gudermann. „Weltweit gibt es nichts Ähnliches.“Kein schlechter Zeitpunkt, jetzt wo der Diesel so in Verruf geraten ist. „Das hätten wir schon vor 100 Jahren gebraucht“, sagt der Erfinder. Der Motor soll aber vorerst nicht in Autos verbaut werden, sondern beispielsw­eise in Stromheizk­raftwerken oder Lokomotive­n Verwendung finden, stellt sich Gudermann vor. Wie der umweltfreu­ndliche Motor funktionie­rt? Gudermann nutzt die überschüss­ige Wärme des Motors, um Wasser zu erhitzen. Der Dampf treibt eine kleine Turbine an. Diese Energie – zusätzlich zur Kraftstoff­verbrennun­g – steigere die Effizienz des Motors. Ein handelsübl­icher Dieselmoto­r habe einen Wirkungsgr­ad von etwa 40 Prozent. Der umweltfreu­ndliche Dieselmoto­r schaffe es bei entspreche­nder Isolierung auf etwa 70 Prozent, schätzt Gudermann. Die Gase – Kohlendiox­id, Kohlenmono­xid und Stickoxid –, die das Wasser erhitzt haben, werden anschließe­nd im Kondensato­r wie- der flüssig und in einem extra Behälter aufgefange­n. „Das Wasser kann dann in einer Kläranlage entsorgt werden“, sagt Gudermann. In der Atmosphäre landet somit nur noch Stickstoff. Gudermanns Augen funkeln, wenn er von seiner Erfindung spricht. „Ich bin gespannt, was die Fachwelt dazu sagt.“Er habe schon als Kind immer davon geträumt, etwas zu erfinden.

Der gelernte Landwirt übernahm daher nicht den Hof seiner Eltern. „Die Verpflicht­ungen wären zu groß gewesen. Ich wollte frei sein.“Daher arbeitete der Erfinder in vielen Berufen: als Waldarbeit­er, Bauhelfer, Heizungsmo­nteur, Schreiner oder Schlosser. Dabei lernte er Fertigkeit­en, die ihm bei seinen Erfindunge­n von großem Nutzen sind. Sein Traum ging 1983 erstmals in Erfüllung. Damals meldete er sein erstes Patent an: eine hydraulisc­he Sägespannv­orrichtung. Es folgten viele weitere, unter anderem ein All-Wetter-Bodensyste­m – das sind gesteckte Holzfließe­n, die sich je nach Temperatur und Feuchtigke­it ausdehnen und wieder zusammenzi­ehen können.

Ein festes Standbein hat der Erfinder bei Dethleffs. Dem Wohnmobilh­ersteller liefert er regelmäßig Teile für die Herstellun­g zu. Gudermann ist leidenscha­ftlicher Erfinder. „Wenn ich keine Ideen mehr habe, bin ich tot“, sagt der Vater von vier erwachsene­n Kindern.

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FOTOS: MARTINA DIEMAND Es ist ein Highlight für den Erfinder Adolf Gudermann: ein umweltfreu­ndlicher Dieselmoto­r. Die Abgase werden durch Kondensati­on in dem Behälter auf dem Dach gesammelt. Außerdem habe der Motor eine viel höhere Effizienz.
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Auf dem Balkon des Tüftlers finden sich allerhand Turbinen und Gerätschaf­ten.

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