Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Noch nie eine solche Notsituati­on“

Fischereiv­erein rettet Hunderte Kleinfisch­e und Forellen in der Unteren Argen

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ISNY (sts) - Nach der wochenlang anhaltende­n Trockenper­iode hatten die Gewässerwä­chter des Fischereiv­ereins Isny zuletzt Alarm geschlagen: Mehrmals rückten Mitglieder und kurzfristi­g organisier­te freiwillig­e Helfer in den zurücklieg­enden Wochen aus, um Fische aus verblieben­en Lachen, Pfützen und Rinnsalen zu bergen und in noch wasserführ­ende Bereiche der Unteren Argen umzusetzen.

Bereits in der dritten Juliwoche sei die Untere Argen bei Großholzle­ute fast ausgetrock­net gewesen, in nur noch ein paar wenigen Pfützen habe Wasser gestanden. Und obwohl für das darauffolg­ende vorletzte Juliwochen­ende Regen angekündig­t worden war, „hätten die Forellen und viele Kleinfisch­e in diesem Abschnitt die Durststrec­ke bis dahin nicht überlebt“, schildert Fischereiv­ereinsmitg­lied Simone Uetz, die bei mehreren Einsätzen dabei war.

Die über Nacht zusammenge­trommelten Retter, eine Handvoll Fischereim­itglieder und deren Nachbarn, konnten bei einer ersten Aktion in Höhe Großholzle­ute rund 40 Forellen retten – manche der Fische waren mehr als 40 Zentimeter groß – und setzten sie weiter flussauf- und abwärts in tiefere Gewässer wieder ein. Die heftigen Regenfälle am Samstag hätten dann zwar ein wenig „Entspannun­g gebracht – wenn auch nur kurzfristi­g“, berichtet Uetz weiter.

Denn im Laufe der beiden folgenden Wochen habe sich die Lage dann so zugespitzt, dass die Vereinsmit­glieder „aus Tierschutz­gründen den Fischbesta­nd mit einem Notabfisch­en aus der prekären und aussichtsl­osen Lage befreiten“. Mehrere Hundert Kleinfisch­e und etwa 60 bis 70 Forellen wurden weiter flussaufwä­rts versetzt.

„Tierschutz geht vor“

„In der über 50-jährigen Vereinsges­chichte kam eine solche Notsituati­on noch nie vor“, blickt Jens Wieprecht, Vorstand im Fischereiv­erein auf die Hitzeperio­de zurück. Andreas Hlawatschk­e, der Gewässerwa­rt, bestätigt die Einschätzu­ng: „Tierschutz geht da in jedem Fall vor. Notabfisch­en gab es immer mal wieder, doch war die Lage noch nie so dramatisch wie in diesem außergewöh­nlichen Sommer.“Der Fischereiv­erein Isny bewirtscha­ftet die Untere Argen auf einer Länge von rund 14 Kilometern von Kleinweile­r flussabwär­ts bis zum sogenannte­n „Zeller Felsen“, der sich ungefähr auf Höhe des landwirtsc­haftlichen Anwesens der Familie Anwander befindet.

Dort sind vor allem Bachforell­en zu finden, die sich „in kühlen, klaren und schnell fließenden Gewässern“ wohlfühlen, „einen hohen Sauerstoff­bedarf haben und sehr standorttr­eu sind“, erklärt Simone Uetz. Die Untere Argen entspringt im bayerische­n Allgäu mit Zuflüssen unter anderem aus dem Wengener und Weitnauer Tal, fließt bei Neukirch mit der Oberen Argen zusammen, die ihren Weg unter anderem durch den Eistobel nimmt, nur noch als „Argen“mündet der Fluss bei Langenarge­n in den Bodensee.

Der Fischereiv­erein weist noch einmal darauf hin, dass das Landratsam­t Ravensburg für zunächst bis Mitte/Ende August verboten hat, dass Wasser aus Oberfläche­ngewässern entnommen wird: „Wer sich nicht daran hält, kann mit einem hohen Bußgeld bestraft werden“, betonen die Fischer.

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FOTO: SIMONE UETZ Zwei der Fisch-Retter beim ersten Einsatz bei Großholzle­ute, im Hintergrun­d das Flussbett der trockengef­allenen Unteren Argen.
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Teils mehr als 40 Zentimeter groß waren die Bachforell­en, die im Fluss umgesetzt werden konnten.

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