Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Nur die Brücke sorgt für Ärger
Metzquartier in Friedrichshafen hat sich zum Gesundheitsviertel entwickelt
FRIEDRICHSHAFEN - Das Metzquartier wird in Kürze komplett vermietet sein, auch wenn es sich heute anders darstellt, als das ursprünglich mal geplant war. Im Erdgeschoss ziehen bis auf einige Ausnahmen Dienstleister statt Geschäftslokale ein. Als Ursache wird die fehlende Fußgängerbrücke zwischen Sedanstraße und Möttelistraße ausgemacht. Die Fertigstellung hat sich immer wieder verzögert.
Gebaut wurde das Metzquartier von der Fränkel AG. Für das Quartier Metzstraße ist die Fränkel AG mit dem Goldzertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ausgezeichnet worden. „Für die ökologische Qualität wurde das 2015 in der Häfler Innenstadt errichtete Quartier mit 80,7 Prozent ausgezeichnet, für die ökonomische mit 88,4 Prozent und für die technische mit 74,2 Prozent der maximal erreichbaren Punkte. Das Quartier Metzstraße ist gezielt als gesundheitsorientiertes Viertel geplant worden – mit Arztpraxen, einer Apotheke und einem Biosupermarkt konnte es damit auch bei der soziokulturellen und funktionalen Qualität punkten“, schreibt die Fränkel AG auf ihrer eigenen Internetseite. „Nachhaltigkeit ist für uns eine entscheidende Erfolgsgröße, auch bei allen laufenden und künftigen Projekten“, sagt dazu Fränkel-Vorstand Peter O. Buck.
Angelegt war das Quartier in der Möttelistraße mit mehreren Geschäftslokalen, deren Vermietung sich jedoch als sehr schwierig gestaltete. Die erhofften Geschäfte kamen nicht, weil es noch keine Fußgänger-Verbindung zwischen der Altstadt und dem Quartier gibt und der Weg zu den Geschäftsräumen eine Sackgasse ist. Die Brücke wurde entgegen der Architektenwettbewerbs-Idee im Gemeinderat gesondert diskutiert und unabhängig vom Quartier betrachtet. Sie war lange Zeit umstritten, nicht zuletzt wegen der Kosten in Höhe von rund 2,2 Millionen Euro. Im Oktober 2016 beschloss der Gemeinderat den Bau. Im Januar 2017 erfolgte die Ausschreibung und im Frühjahr sollte Baubeginn sein. Fertigstellung war für die 36 Meter lange Brücke im Sommer 2018 geplant. Das scheiterte schließlich an technischen Problemen.
Als solche werden in Fachkreisen falsche Berechnungen der Statik genannt. Diese seien erneut überarbeitet worden, weil die Brücke im geplanten Zustand nicht hätte stehen können. Die Stadt teilt dazu auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung mit: „Grundsätzlich sind in Friedrichshafen die Baugrundverhältnisse schwierig. Bei diesem Bauvorhaben sind Mikropfähle als Gründungselemente der Widerlager geplant. Diese wurden mit Zugversuchen geprüft, ob ihre Zugfestigkeit ausreichend ist. Da die Grenzwerte nicht erreicht wurden, mussten die Pfähle überrechnet werden. Anschließend wurde die Statik angepasst und zusätzliche Pfähle erstellt.“Und das kostete Zeit. Als Widerlager wird im Brückenbau ein Bauteil bezeichnet, das den Übergang zwischen der Brückenkonstruktion und dem Erddamm herstellt. Zum gegenwärtigen Stand schreibt die Stadtverwaltung, dass die Widerlager auf beiden Seiten, Möttelistraße und Sedanstraße, erstellt worden sind. „In der kommenden Woche erfolgen die Sicherungsarbeiten, Hangvernagelung des unteren Teils des Hanges, zum Bahndamm“, so Andrea Kreuzer, Sprecherin der Stadt Friedrichshafen. Anschließend werde das Fundament des Pylons erstellt, an dem die Brücke aufgehängt werden soll. Gleichzeitig werden bei der beauftragten Stahlbaufirma in Furth im Wald die Teile des Brückenüberbaus hergestellt. Die Montage der Brücke ist für Anfang Oktober geplant.
Für Jaqueline Egger-Buck ist das Quartier Metzstraße ein sehr gutes Beispiel, wie gut die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Privatinvestor bei einem umfangreichen Bauvorhaben funktioniert habe. Abgesehen von der Brücke seien alle Prozesse sehr gut verlaufen. „Die Akzeptanz und Frequenz der Metzstraße hat sich seit der Fertigstellung des Quartiers extrem erhöht sowie die Verweildauer der Besucher verlängert“, sagt EggerBuck. Und das sei auch verursacht durch die städtische Investition in den Straßenbau der Metzstraße. Die Mieter im gesamten Quartier seien sehr zufrieden mit ihren Mietflächen. Inzwischen sind zwei von drei Flächen seit Frühjahr dieses Jahres fest vermietet und für die letzte verfügbare Fläche werden derzeit Mietvertragsverhandlungen geführt, ebenfalls mit einem Dienstleister und nicht mit einem Geschäft oder Ladenlokal. Genaueres dazu kann die Fränkel AG jedoch noch nicht sagen.