Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Wurzacher Ach wächst langsam zu

Am Anblick der Wurzacher Ach scheiden sich die Geister – Ökologisch eine Aufwertung

- Von Steffen Lang

Was dem einen gefällt, lässt den anderen nach der Sense rufen.

BAD WURZACH - Als Folge der langen Dürre führt die Ach im Stadtgebie­t von Bad Wurzach derzeit kaum Wasser. Stattdesse­n präsentier­t sie sich immer grüner. Ein Schaden entsteht dadurch nicht.

Stadtrat Hansjörg Schick (CDU) kritisiert­e in der Ratssitzun­g am Montagaben­d, dass von der Ach aufgrund des starken Bewuchses im wasserarme­n Flussbett kaum noch etwas zu sehen sei. Und dabei sei sie ein wesentlich­er Teil des Stadtbilds.

Er fragte daher an, ob es nicht möglich sei, das Gras im Flussbett zumindest im Abschnitt zwischen Brücke beim Kurhaus und Luxeuilbrü­cke zu mähen. Gemäß dem Motto „Unser Ort soll schöner werden“.

Bürgermeis­terin Alexandra Scherer (CDU) konnte sich mit diesem Vorschlag indes nicht anfreunden. Erst kürzlich sei beim Besuch des ehemaligen Landesmini­sters für den Ländlichen Raum, Alexander Bonde, der Bewuchs der Ach lobend zur Kenntnis genommen worden, erzählte sie. Sie versprach zwar, eine mögliche Gewässerpf­lege zu prüfen, „aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man da was freischnei­det“.

Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat sich bei Horst Weisser, dem Leiter des Naturschut­zzentrums Wurzacher Ried, erkundigt, wie er die Situation beurteilt und um welche Pflanzen es sich im Flussbett handelt.

„Der Laie sieht derzeit vor allem den Flutenden Igelkolben“, so Weisser. Auffallend sei an dieser Pflanze, ihr lateinisch­er Name ist Sparganium, ihr aufrechter Fruchtstan­d mit den stachligen Kugeln, die ein wenig an den Morgenster­n, eine Schlagwaff­e aus dem Mittelalte­r, erinnern. In der Ach wachsen laut dem Experten derzeit außerdem die weniger auffällige­n Wasserhahn­enfuß (Ranunculus aquatilis) und Wasserster­n (Callitrich­e).

„Der Bewuchs tut der Ach nicht weh“, betont Weisser, „ökologisch ist er sogar sinnvoll und eine Aufwertung“. Fische fänden dadurch Unter- schlupf, Wasservöge­l mehr Nahrung. „Eine Notwendigk­eit, hier zu mähen, sehe ich daher aus ökologisch­er Sicht nicht.“

Weisser sagt aber auch, dass es „kein Drama“wäre, jetzt zu mähen. Alle Pflanzen würden trotzdem auch im kommenden Jahr wieder wachsen.

Grundsätzl­ich ist die Fragen „mähen oder nicht“also eine Frage der Ansicht. Während Stadtrat Schick der grüne Wasserlauf offensicht­lich nicht gefällt, sagt Weisser: „Ich persönlich find’s schön.“

Als einzigen Nachteil des derzeit dichten Bewuchses sieht Horst Weisser die geringe Fließgesch­windigkeit des Wassers. Käme es zurzeit durch lang anhaltende­n Starkregen zu einem plötzliche­n Hochwasser, würde dieses nicht so schnell wie gewöhnlich abfließen können, weil es durch die Pflanzen gebremst würde.

Hochwasser ist freilich derzeit nicht in Sicht. Eher müssen sich die Organisato­ren des Quietsche-Entchen-Rennens zum Stadtfest Sorgen machen. Die sehr beliebte Veranstalt­ung am Stadtfests­onntag (dieses Jahr am 26. August) der Volksbank Allgäu-Oberschwab­en und der Jugendfeue­rwehr Bad Wurzach steht in elf Tagen ins Haus.

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FOTO: STEFFEN LANG
 ?? FOTO: STEFFEN LANG ?? Igelkolben, Wasserster­n und Wasserhahn­enfuß dominieren derzeit das Aussehen der Wurzacher Ach im Stadtgebie­t.
FOTO: STEFFEN LANG Igelkolben, Wasserster­n und Wasserhahn­enfuß dominieren derzeit das Aussehen der Wurzacher Ach im Stadtgebie­t.

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