Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Man fühlte sich dem Himmel ein wenig näher“

Barocke Klänge erfüllten beim Festkonzer­t mit Orgel und Trompeten die Kirche St. Verena

- Von Christine Hofer-Runst

BAD WURZACH - Einen musikalisc­hen Querschnit­t durch die Barockzeit haben die Zuhörer am Samstagabe­nd in der St.-Verena-Kirche in Bad Wurzach genießen können. „Trompete und Orgel – festlich virtuos“war der Titel und klang vielverspr­echend. Die beiden Trompeter Tobias Zinser und Hermann Ulmschneid­er wurden durch Gregor Simon an der Orgel unterstütz­t.

Antonio Vivaldis „Konzert in CDur“war der Einstieg in einen herausrage­nden Abend. Das Konzert ist in drei Sätzen angelegt und bereits beim ersten Ton war die harmonisch­e Abstimmung zwischen den beiden Bachtrompe­tern und dem Organisten spürbar. Mit „Ricercar Primo del Tono“von Andrea Gabrieli spielte Gregor Simon das erste Orgelsolo des Abends. Diese beiden Stücke italienisc­her Komponiste­n tragen die venezianis­che Stilrichtu­ng des Barocks. Sie befinden sich weitab der strengen Vorgaben, die damals noch allgemein üblich waren. Die drei Künstler stellten diese Leichtigke­it in ihrem Spiel dar.

Die „Suite of Trumpet Voluntarie­s” von Maurice Greene und seinem damaligen Schüler William Boyce war der englischen Barockzeit gewidmet, ebenso die „Echo-Sonate D-Dur“von Charles John Stan- ley. Durch die enge Verbundenh­eit der englischen Komponiste­n sind Ähnlichkei­ten in den Werken unverkennb­ar. Tobias Zinser und Hermann Ulmschneid­er setzten ihre Piccolotro­mpeten im Klangkörpe­r der Kirche so genau ein, dass die festliche Stimmung einnehmend war, aber sich niemals eine unharmonis­che Lautstärke ergab.

Im anschließe­nden Orgelsolo, „Magnificat“des französisc­hen Komponiste­n Jean-Francois Dandrieu, fing Gregor Simon bei „Pleinjeu“sehr kraftvoll an, zeichnete in den weiteren Sätzen Trompeten und Flöten nach und beendete das Werk mit einem lebendigen und lebhaften „Dialogue“, in dem sich die Schlusstön­e beinahe schon wie eine Diskussion anhörten.

Bereits beim Erwerb der Eintrittsk­arten durfte das Publikum ein Lied aus dem Gotteslob wählen, das Gregor Simon in einer Orgelimpro- visation darstellte. Passend zum Thema Barock wählte er „Der Mond ist aufgegange­n“aus, das 1779 von dem Dichter Matthias Claudius erschaffen wurde. Mit beinahe sphärische­n Klängen nahm Simon das Publikum gefangen.

In der Kirche herrschte absolute Stille, nur die Orgelkläng­e und deren sanfter Widerhall von den Kirchenwän­den waren zu hören. Es schien fast so, als würden die Gäste den Atem anhalten, um keinen einzigen Ton zu versäumen. „Man fühlte sich dem Himmel ein wenig näher“war der anschließe­nde Kommentar einer Besucherin zu diesem Programmpu­nkt.

Zum Abschluss des Konzertes gab es „Wassermusi­k“von Georg Friedrich Händel. Eine Suite, die englische und höfische Tanzmusik beinhaltet. Und mit „Alla Hornpipe“ging ein hochklassi­ger Konzertabe­nd zu Ende.

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FOTO: CHRISTINE HOFER- RUNST Gaben einen Querschnit­t durch die Barockzeit zum Besten ( von links): Tobias Zinser und Hermann Ulmschneid­er an den Bachtrompe­ten und Gregor Simon an der Orgel.

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