Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Zwei Hektar fürs ökologische Sparkonto
Staatssekretärin besichtigt neues Biotop der Gemeinde Aitrach bei Mooshausen
AITRACH - Friedlinde Gurr-Hirsch hat ein neu angelegtes Biotop bei Aitrach-Mooshausen besichtigt. Von Bürgermeister Thomas Kellenberger und zwei Fachleuten ließ sich die Landes-Staatssekretärin die Besonderheit dieser Maßnahme erklären.
Zwei Hektar fürs Sparkonto. Wenn eine Gemeinde ein Baugebiet für Wohnungen oder Gewerbe ausweist, muss sie für die neu versiegelten Flächen einen naturschützerischen Ausgleich schaffen. Verrechnet wird das eine mit dem anderen mittels Ökopunkten.
Solche Ausgleichsflächen zu finden wird indes immer schwieriger. Gemeinden sind daher darauf bedacht, Ökopunkte bereits im Vorfeld anzusparen. Diese werden übrigens, wie bei einem Geldkonto auch, sogar verzinst. Außerdem versuchen die Kommunen, diese Ausgleichsflächen auf eigener Gemarkung zu finden.
Beides ist nun der Gemeinde Aitrach geglückt. Am südlichen Ortsausgang des Ortsteils Mooshausen konnte sie zwei, insgesamt knapp zwei Hektar große ehemalige Ackerflächen kaufen. Die Landsiedlung Baden-Württemberg GmbH und die Flächenagentur Baden-Württemberg haben dort in den vergangenen Monaten durch Ansaat regionalen Saatguts eine Magerwiese entwickelt. Es wurden zudem Laichtümpel für Kreuzkröte und Gelbbauchunke angelegt (er ist derzeit allerdings ausgetrocknet), das Ufer zum Schwalbach stellenweise abgeflacht und Pflanzungen zur Entwicklung eines gewässerbegleitenden Auwaldstreifens vorgenommen.
„Beide Flächen waren im Ausgangszustand Äcker, die aufgrund von Nässe beziehungsweise aufgrund des ungünstigen Zuschnittes nur schwierig zu bewirtschaften waren“, erläuterte Gerhard Kottek von der Landsiedlung bei einem Vor-OrtTermin mit Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch und Bürgermeister Thomas Kellenberger.
Mehr als 30 Pflanzenarten wurden auf dem Gebiet angesiedelt. Sie sind nun Lebensraum für Insekten, die wiederum Nahrung für die Vogelwelt und die Amphibien sind. Ein Biobauer aus Mooshausen hat die Fläche von der Gemeinde gepachtet und wird sie bewirtschaften. So gewinnt er Pferdeheu. Die Flächenagentur, beim Termin durch Marcus Haas vertreten, wird das Projekt überwachen.
203 799 Ökopunkte werden dem Konto der Gemeinde Aitrach für diese zwei Hektar Biotop gutgeschrieben. „Bei unserem Baugebiet Storchengässle mit 30 Bauplätzen haben wir etwa 250 000 Ökopunkte verbraucht“, zeigte Kellenberger die Größenordnung der Maßnahme auf.
„Für uns ist dieses Gebiet eine tolle Sache“, so der Bürgermeister weiter. Die Gemeinde Aitrach tue sich bedingt durch ihre Lage zwischen Iller, Aitrach, Bahnstrecke und Autobahn besonders schwer, noch Flächen für Ausgleichsmaßnahmen zu finden. „Zuletzt mussten wir nach Altmannshofen ausweichen.“
„Das ist hier vorbildlich“, lobte Gurr-Hirsch das Projekt. Es sei zudem „viel schöner als begrünte Mauern oder Dächer“.
Genauere Einblicke in das neue Biotop gibt’s in einem Video online unter