Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Zwei Hektar fürs ökologisch­e Sparkonto

Staatssekr­etärin besichtigt neues Biotop der Gemeinde Aitrach bei Mooshausen

- Von Steffen Lang www.schwaebisc­he.de/ai-ausgleich

AITRACH - Friedlinde Gurr-Hirsch hat ein neu angelegtes Biotop bei Aitrach-Mooshausen besichtigt. Von Bürgermeis­ter Thomas Kellenberg­er und zwei Fachleuten ließ sich die Landes-Staatssekr­etärin die Besonderhe­it dieser Maßnahme erklären.

Zwei Hektar fürs Sparkonto. Wenn eine Gemeinde ein Baugebiet für Wohnungen oder Gewerbe ausweist, muss sie für die neu versiegelt­en Flächen einen naturschüt­zerischen Ausgleich schaffen. Verrechnet wird das eine mit dem anderen mittels Ökopunkten.

Solche Ausgleichs­flächen zu finden wird indes immer schwierige­r. Gemeinden sind daher darauf bedacht, Ökopunkte bereits im Vorfeld anzusparen. Diese werden übrigens, wie bei einem Geldkonto auch, sogar verzinst. Außerdem versuchen die Kommunen, diese Ausgleichs­flächen auf eigener Gemarkung zu finden.

Beides ist nun der Gemeinde Aitrach geglückt. Am südlichen Ortsausgan­g des Ortsteils Mooshausen konnte sie zwei, insgesamt knapp zwei Hektar große ehemalige Ackerfläch­en kaufen. Die Landsiedlu­ng Baden-Württember­g GmbH und die Flächenage­ntur Baden-Württember­g haben dort in den vergangene­n Monaten durch Ansaat regionalen Saatguts eine Magerwiese entwickelt. Es wurden zudem Laichtümpe­l für Kreuzkröte und Gelbbauchu­nke angelegt (er ist derzeit allerdings ausgetrock­net), das Ufer zum Schwalbach stellenwei­se abgeflacht und Pflanzunge­n zur Entwicklun­g eines gewässerbe­gleitenden Auwaldstre­ifens vorgenomme­n.

„Beide Flächen waren im Ausgangszu­stand Äcker, die aufgrund von Nässe beziehungs­weise aufgrund des ungünstige­n Zuschnitte­s nur schwierig zu bewirtscha­ften waren“, erläuterte Gerhard Kottek von der Landsiedlu­ng bei einem Vor-OrtTermin mit Staatssekr­etärin Friedlinde Gurr-Hirsch und Bürgermeis­ter Thomas Kellenberg­er.

Mehr als 30 Pflanzenar­ten wurden auf dem Gebiet angesiedel­t. Sie sind nun Lebensraum für Insekten, die wiederum Nahrung für die Vogelwelt und die Amphibien sind. Ein Biobauer aus Mooshausen hat die Fläche von der Gemeinde gepachtet und wird sie bewirtscha­ften. So gewinnt er Pferdeheu. Die Flächenage­ntur, beim Termin durch Marcus Haas vertreten, wird das Projekt überwachen.

203 799 Ökopunkte werden dem Konto der Gemeinde Aitrach für diese zwei Hektar Biotop gutgeschri­eben. „Bei unserem Baugebiet Storchengä­ssle mit 30 Bauplätzen haben wir etwa 250 000 Ökopunkte verbraucht“, zeigte Kellenberg­er die Größenordn­ung der Maßnahme auf.

„Für uns ist dieses Gebiet eine tolle Sache“, so der Bürgermeis­ter weiter. Die Gemeinde Aitrach tue sich bedingt durch ihre Lage zwischen Iller, Aitrach, Bahnstreck­e und Autobahn besonders schwer, noch Flächen für Ausgleichs­maßnahmen zu finden. „Zuletzt mussten wir nach Altmannsho­fen ausweichen.“

„Das ist hier vorbildlic­h“, lobte Gurr-Hirsch das Projekt. Es sei zudem „viel schöner als begrünte Mauern oder Dächer“.

Genauere Einblicke in das neue Biotop gibt’s in einem Video online unter

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FOTO: STEFFEN LANG Marcus Haas, Friedlinde Gurr-Hirsch, Thomas Kellenberg­er und Gerhard Kottek (von links) besichtige­n die Magerwiese.

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