Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Fußballpro­fi im Wartestand

Memminger Timo Gebhart ist nach seinem Aus bei 1860 München auf Jobsuche

- Von Dominik Prähofer

MEMMINGEN - Auf dem weitläufig­en Stadiongel­ände herrschen an diesem Abend angenehme Sommertemp­eraturen. Dort, auf einem der Trainingsp­lätze, bereiten sich die Fußballer des BSC Memmingen auf den Saisonstar­t in der A-Klasse vor. Die Trainingsk­iebitze kann man an einer Hand abzählen. Einer der Beobachter sitzt gut gelaunt auf einer Holzbank nahe der Seitenlini­e. Es ist Timo Gebhart (29), derzeit in der Reha befindlich­er Memminger Profifußba­ller, der in seiner Freizeit den Jungs seines Heimatvere­ins „Beezeh“(„BC“) beim Training zuschaut.

Seit Gebharts auslaufend­er Vertrag beim Drittliga-Aufsteiger TSV 1860 München im Frühjahr nicht verlängert wurde, befindet sich der Spielgesta­lterim unfreiwill­igen Wartestand. Zu seinem Abschied aus Giesing, wo Gebhart schon in der Jugend tätig war, ehe er beim VfB Stuttgart zum Bundesliga­spieler wurde, sagt Timo Gebhart mit dem Abstand von einigen Wochen: „Ich wäre gerne bei den Löwen geblieben, das ist eigentlich mein Verein. Warum es dort für mich nicht weiterging, darüber möchte ich aber nicht sprechen.“Wegen eines Achillesse­hnenanriss­es absolviert der Allgäuer zurzeit eine Reha mit Aufbautrai­ning bei der Sportarzt-Ikone Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München. Gebhart sagt: „Ich fühle mich so weit ganz gut. Die Vereinssuc­he werden mein Berater und ich aber erst dann konkretisi­eren, wenn ich wieder richtig fit bin, also in ein paar Wochen.“

Aktuelle Anfragen und Interessen­ten gebe es. Namen nennt er nicht, gewisse Tendenzen verrät er jedoch: „Im Moment sieht’s nach Ausland oder Dritter Liga aus. Ich bin da recht offen, habe aber Freundin und Kind, darauf muss ich natürlich Rücksicht nehmen.“Klar sei aber – und das unterstrei­cht er mehrmals während des Gesprächs –, dass er, der es sich und seinen Vereinen in seiner Karriere nicht immer leicht gemacht und früher bisweilen Disziplinp­robleme hatte, noch mal voll angreifen möchte – „darauf habe ich voll Bock“, sagt er.

Tägliches Training

Tägliches Lauftraini­ng und Stabilisie­rungsübung­en sollen ihm den Weg zum Comeback ebnen. „Ich bin schon öfter nach Verletzung­en zurückgeko­mmen. Das wird auch diesmal so sein.“Und während nebenan die Trainingse­inheit der Amateure läuft, geht Gebhart selbst kurz auf den Platz. Dort macht er zwei begeistert­en Kindern vor, wie man sauber einen Ball führt und wie man diesen anschließe­nd wuchtig im Tor unterbring­t. „Das macht schon Spaß, den Kleinen was beizubring­en“, bemerkt der frühere Junioren-Nationalsp­ieler und lächelt dabei.

Und was denkt er über die gegenwärti­ge Lage seines „Kindheitsk­lubs“BSC? „Naja“, seufzt er, „hier hat sich viel verändert. Auch der Amateurfuß­ball ist ziemlich kostspieli­g. Aber die Jungs geben ihr Bestes, wollen wieder was Neues aufbauen.“

Die Trainingsb­eteiligung könne jedoch durchaus besser sein, merkt Gebhart kritisch an. „Heute ist nur der harte Kern da. Manche nehmen’s halt nicht so genau.“Zustände, wie sie in der zehnten Liga wohl keine Seltenheit sind.

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FOTO: IMAGO Timo Gebhart jubelt oberkörper­frei nach einem Spiel der Münchner Löwen. Im Sommer kam das Aus in München.

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