Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Der Allgäu-Park ist Gesprächsthema
Isny-Marketing-Geschäftsführerin Bianca Keybach spricht über ihren Selbstversuch
ISNY - Im Oktober eröffnet im Urlauer Tann der Ferienpark Allgäu des Touristik-Konzerns Center Parcs. Verantwortliche in der Isnyer Stadtverwaltung schwanken zwischen gespannter Neugier und banger Erwartung, was das aktuell größte touristische Investment in Deutschland für Isny mit sich bringen wird. Bianca Keybach, Geschäftsführerin der Isny Marketing GmbH (IMG), wollte sich nicht aufs Hörensagen verlassen und verbrachte mit ihren Kindern privat eine Woche im „Center Parcs Park Bostalsee“im Saarland. Tobias Schumacher hat sie zu ihrem „Selbstversuch“befragt.
Was gibt es über den Park Bostalsee zu erzählen – auch im Vergleich dazu, was im Urlauer Tann entsteht?
Bianca Keybach: Der Park ist im Moment der neueste in Deutschland, er ist fünf Jahre alt und mit 500 Ferienhäusern und 2500 Betten halb so groß wie der künftige Ferienpark Allgäu mit 5000 Betten. Im Saarland wurden 2017 knapp 600 000 Übernachtungen gezählt, was laut Angaben von Center Parcs einer Bettenauslastung von circa 65 bis 70 Prozent entspricht.
Wie haben Sie sich gefühlt?
Es kommt vermutlich darauf an, wo man als Gast herkommt. Für Menschen aus dem Saarland, dem Raum Frankfurt am Main oder Köln-Bonn, generell aus einer Großstadt, ist das ein Naherholungsgebiet. Mich hingegen hat eine Putzfrau gefragt: „Warum kommen Sie aus dem Allgäu zu uns? Dort, wo Sie herkommen, ist es doch viel schöner.“– Für Kinder ist so ein Ferienpark einfach genial – man geht dorthin wegen der Kinder, man kann sie rennen lassen, es gibt keinen Autoverkehr, es passiert nichts. Bei mir habe ich aber gedacht: Wie wird’s im Allgäu, kann es im Park schöner werden, als es draußen ist? Im Saarland ist es drinnen definitiv schöner als in der Umgebung.
Wie kann man sich den Park von innen vorstellen?
Im Park Bostalsee ist alles ausgerichtet auf Kinder, im Urlauer Tann soll auch mehr für Erwachsene geboten werden. Aber der Reihe nach: Das Spaßbad „Aqua Mundo“ist kinderorientiert. Als Erwachsener geht man allein nicht unbedingt rein. Der „Market Dome“, das Zentrum des Parks mit Restaurants, Supermarkt, Rezeption usw. ist im Saarland der Mittelpunkt. Man muss rein, weil es außen herum beispielsweise keine anderen Einkehrmöglichkeiten gibt. Wenn man was zum Essen braucht, läuft man bis zum Supermarkt mit kleinen Kindern je nach Wohnlage bis zu einer halbe Stunde zu Fuß. Noch ein Punkt: Nur das „Aqua Mundo“ist inklusive – alles andere kostet zusätzlich: Ponyreiten, Tretboot, Trampolin, Restaurants, Supermarkt, Cycle Center beim Radverleih...
Wie geht ein Gast damit um?
Wir sind am Freitag angekommen, haben am Samstag und Sonntag alles im Park gemacht, aber am Montag hatte ich das Bedürfnis, rauszugehen. Laut „Google Places“gab es in der Umgebung zwei Orte mit rund 10 000 Einwohnern – darunter aber kein pittoreskes Städtchen wie etwa Isny. Die Folge: Wir haben einen Tagesauflug ins 60 Kilometer entfernte Trier unternommen. Auf den Punkt gebracht: Von Freitag bis Sonntag geht man definitiv nicht raus, aber bei einem längeren Aufenthalt unter der Woche oder wenn das Wetter schlecht ist, schon.
Was bedeutet Ihre Erfahrung fürs Allgäu, für Isny?
Meines Erachtens ist unser Potenzial sehr groß, weil hier die Umgebung sehr schön ist. Ich glaube schon, dass die Leute bei uns rausgehen. Nur ein Grund: Die Küche im Park ist sehr kinderlastig – es gibt Pizza, Burger, Schnitzel. Ich hatte danach das Bedürfnis, etwas anderes zu essen. Nach zwei bis drei Tagen hatte ich einen kulinarischen Lagerkoller.
Hiesige Hoffnungen gründen sich auch auf den sogenannten „Begleittourismus“– teilen Sie die nach ihrem Urlaub?
Hier muss ich tatsächlich meine Meinung ändern: Großeltern machen wirklich Urlaub außerhalb der Ferienparks. Tagsüber sitzen sie mit Eltern und Kindern alle in einem Boot, aber 1000 Kinder im Pfannenkuchenhaus muss ich mir als Großeltern nicht antun. Die sagen: Draußen schlafen, zu zweit in Ruhe frühstücken, dann Familienprogramm, aber abends wieder raus. Wie war Ihr Erholungsfaktor?
Schön ist: Abends sind die Kinder todmüde, und ich stelle mir die Frage, was machen wir morgen? Dann fängt man an zu googeln: Wie wird das Wetter? Wo könnte ich einkaufen, wenn mir das Lebensmittelangebot im Park nicht reicht? Gibt es in der Gegend eine „alternative Küche“? Wo bekomme ich Bademode, wenn ich meinen Bikini zuhause vergessen habe? Mein Kind hat Ohrenweh, aber im Park gibt es keine Apotheke – wohin? Abseits der Grundversorgung muss ich raus. Und für unter der Woche suche ich als Erwachsener oder Eltern Ausflugsziele oder Schlechtwetter-Programm, zumindest für einen halben Tag.
Womit wir wieder im Allgäu und dessen Zukunft mit Center Parcs wären...
Zum Teil bieten wir uns jetzt schon an, aber wir müssen uns mehr auf Kinder ausrichten, da hat Isny Nachholbedarf. Man muss jetzt nicht durchdrehen, aber jedes Café oder die Einzelhändler sollten an Spielecken denken. Eventuell können wir Spielplätze, das Kino, Eiscafés ausspielen. Wir könnten AlphornbläserKurse anbieten, ein Melkdiplom. Als Gast willst du das „echte“Allgäu erleben. Das können wir bieten.
Ihr Fazit nach dem Center-ParcsUrlaub?
Interessant ist, dass die Ferienparks „gästebindend“sind. Dort gibt es fast so etwas wie eine Community – Leute, die immer wieder kommen. Und am Bostalsee wurde schon an allen Ecken über den Allgäu-Park geredet.