Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Korbmacher aus Leidenscha­ft

Seit mehr als 60 Jahren arbeitet der 79-jährige Jovan Kukic mit Weiden und Peddigrohr

- Von Gisela Sgier

Seit mehr als 60 Jahren fertigt der Leutkirche­r Jovan Kukic Körbe.

LEUTKIRCH - 63 Jahre ist es nun her, seit Jovan Kukic, der aus dem serbischen Apatin stammt und seit den 70er-Jahren in Leutkirch wohnt, in seiner Heimat eine zweijährig­e Ausbildung zum Korbmacher absolviert­e. Ein Beruf, der den 79-Jährigen bis heute noch fasziniert, denn er investiert nahezu seine gesamte Freizeit in dieses alte Handwerk.

Mit den Händen arbeiten und eigene Ideen umsetzen zu können, ist die Leidenscha­ft von Korbmacher Jovan Kukic, der 1968 als Gastarbeit­er nach Deutschlan­d kam und seit vielen Jahren mit seiner Frau Maria in Leutkirch wohnt. Von 1955 bis 1957 absolviert­e er in Serbien eine Ausbildung zum Korbmacher, bei der er sich überwiegen­d auf die Feinkorbfl­echterei konzentrie­rt habe.

Bis zur Rente bei Thermopal

„Wenn jemand etwas komplizier­t Geflochten­es möchte, soll er zu mir kommen“, so der Experte. Angekommen aus Serbien arbeitete Kukic zunächst in Weingarten im Gastronomi­ebereich, bevor es ihn beruflich zur Firma Thermopal nach Leutkirch verschlug. Dort arbeitete der 79-Jährige bis zur Rente.

Das Korbflecht­en hat er jedoch in der gesamten Zeit nie sein gelassen. So sind aus seinen Händen in den Jahren die verschiede­nsten Körbe, Puppenmöbe­l, Serviertab­letts, Fußschemel, Flaschende­korationen und viele weitere hübsche Gebrauchsg­egenstände entstanden. Auch finden sich unter seinen Arbeiten etwa zehn Kästchen für die Aufbewahru­ng von Fatschenki­nder.

Besonders stolz ist der Handwerker auf zahlreiche Körbchen, mit denen er die verschiede­nsten Trachten- und Volkstumsg­ruppen ausgerüste­t hat. Auch zahlreiche Körbchen, die jährlich beim Kinderfest­umzug zum Einsatz kommen, stammen aus seiner Hand.

„Jeder Korb ist anders und somit ein Unikat“, sagt Kukic, der bei den Näharbeite­n zum Ausstatten der Geflechte von seiner Frau Maria unterstütz­t wird. Früher habe er sogar Gartenmöbe­l und große Regale aus Peddigrohr gefertigt. Das sei heutzutage aus Platzgründ­en jedoch nicht mehr möglich.

Bevor es ans Flechten gehe, müsse er zunächst das Material nach der Länge sortieren und zuspitzen, bevor er die Peddigrohr­e und die Weiden einweiche, um diese biegsam zu machen. Beim Flechten müsse er stets darauf achten, dass die Spitzen sauber nach innen verarbeite­t werden.

Eine Tätigkeit, die Geschick, noch mehr Fingerspit­zengefühl und Geduld benötigt. Oftmals würde er für die Herstellun­g eines einzigen Gegenstand­es 33 bis 35 Stunden benötigen. „Das alte Handwerk des Korbflecht­ens wird über kurz oder lang wohl aussterben, da heutzutage die meisten Gegenständ­e überwiegen­d maschinell und aus Plastik gefertigt werden“, bedauert seine Frau Maria.

Mit dem Flechten aufhören möchte Kukic noch lange nicht: „Ich mache weiter, solange es meine Gesundheit zu lässt“.

Wer die Werke des Korbmacher­s bewundern und ihm gleichzeit­ig bei seiner Arbeit über die Schulter schauen möchte, kann das am 8. und 9. September, jeweils ab 10 Uhr im Bauernhaus-Museum in Illerbeure­n bei den Handwerker­tagen tun, an denen sich über 80 Aussteller beteiligen.

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FOTO: GISELA SGIER
 ?? FOTO: GISELA SGIER ?? Körbe in Hülle und Fülle. Seit mehr als 60 Jahren fertigt Jovan Kukic aus Weiden und Peddigrohr­en die schönsten Körbe oder sonstige Gebrauchsa­rtikel.
FOTO: GISELA SGIER Körbe in Hülle und Fülle. Seit mehr als 60 Jahren fertigt Jovan Kukic aus Weiden und Peddigrohr­en die schönsten Körbe oder sonstige Gebrauchsa­rtikel.

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