Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Lucha verlangt Nachbesser­ung bei Zuwanderun­gsplänen

Vorschlag von Bundesinne­nminister Seehofer stellt Politiker im Südwesten noch nicht zufrieden

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STUTTGART (dpa) - Die Eckpunkte von Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) für ein Einwanderu­ngsgesetz gehen Baden-Württember­gs Integratio­nsminister Manfred Lucha (Grüne) nicht weit genug. Lucha bemängelte, Seehofers Vorschlag sage kaum etwas zu der Gruppe abgelehnte­r und derzeit geduldeter Asylbewerb­er, die bereits in Deutschlan­d arbeite und sich nichts zuschulden habe kommen lassen. „Diesen bereits bei uns integriert­en Menschen will ich im Rahmen einer Stichtagsr­egelung eine Perspektiv­e in Deutschlan­d ermögliche­n“, sagte Lucha. Er hoffe, dass auch Seehofer hier noch umdenken werde.

Dieser „Spurwechse­l“vom Asylrecht in den Arbeitsmar­kt sorgt derzeit in Deutschlan­d für große Diskussion­en. Lucha hatte selbst Vorschläge für ein Einwanderu­ngsgesetz gemacht – ähnlich dem Vorbild Kanadas oder Neuseeland­s. „Wir werden schauen, dass wir das Thema im Bundesrat auf unsere Seite bringen“, sagte er. Sein Vorschlag beinhaltet eine Stichtagsr­egelung für Migranten, die in Deutschlan­d arbeiten und sich nichts zuschulden haben kommen lassen. Auch Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident Daniel Günther (CDU) hatte sich dafür ausgesproc­hen, abgelehnte­n Asylbewerb­ern durch das Zuwanderun­gsgesetz Zugang zum deutschen Arbeitsmar­kt zu verschaffe­n.

Die Industrie zeigte sich indes zufrieden mit Seehofers Plänen. Ein Punktesyst­em nach kanadische­m Vorbild vermisse er nicht, hatte der Präsident des Baden-Württember­gischen Industrie- und Handelskam­mertags, Wolfgang Grenke, am Freitag der „Schwäbisch­en Zeitung“gesagt. Für die Wirtschaft sei das Modell weniger entscheide­nd als das Signal.

In der Südwest-CDU ist das Meinungsbi­ld diffus. CDU-Generalsek­retär Manuel Hagel sagte, Asyl und Arbeitsmig­ration müssten voneinande­r getrennt sein. „Asyl wollen wir steuern, ordnen und begrenzen. Fachkräfte­zuwanderun­g wollen wir für unsere Handwerker und unsere mittelstän­dische Wirtschaft ermögliche­n.“Beides solle man nicht miteinande­r vermischen.

Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) stellte sich klar auf die Seite der Unternehme­n. Sie sagte: „Wir brauchen einen einmaligen Spurwechse­l durch eine in der Vergangenh­eit liegende Stichtagsr­egelung für die Geflüchtet­en, die bereits in den Arbeitsmar­kt integriert sind.“Menschen, die bereits zum wirtschaft­lichen Erfolg beitrügen und in die die Unternehme­n viel investiert hätten, müssten den Unternehme­n erhalten bleiben.

Ähnlich äußerte man sich bei der SPD. „Wir brauchen im Einwanderu­ngsgesetz den Spurwechse­l als Pipeline zwischen Einwanderu­ngsund Asylrecht“, erklärte Landeschef­in Leni Breymaier.

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FOTO: DPA Zahlreiche Politiker sprechen sich für eine Stichtagsr­egelung für Migranten in Arbeit aus.

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