Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Überwältigend und ergreifend
Evangelische Studierenden-Kantorei Freiburg präsentierte Chorwerke in der Isnyer Kirche St. Maria
ISNY - Die gut 100 Besucher des Chorkonzerts der Evangelischen Studierenden-Kantorei Freiburg in der Isnyer Kirche St. Maria hat es nach gut einer Stunde des andächtigen Zuhörens nicht mehr auf ihren Plätzen gehalten. Der lange anhaltende Applaus forderte mindestens eine Zugabe.
Es war der „Weingartner Reisesegen“aus dem 13. Jahrhundert, vermutlich für eine Seereise, „Von 55 Engeln behütet“, vertont vom zeitgenössischen Komponisten Wolfram Buchenberg: „Ich sende dir nach… 55 Engel. Gott möge dich gesund nach Hause bringen. Offen sei dir das Tor des Sieges. Versperrt sei dir das Tor des stürmischen Wassers. Versperrt sei dir das Tor der Waffen. Ich blicke dir nach.“
Auf höchstem Niveau
Beim Verlassen der Kirche wurden unter einigen Zuhörern deren Eindrücke ausgetauscht. Es waren nur Superlative zu hören: Großartig. Selten so etwas Schönes und Ergreifendes erlebt. Feinfühlig, leise, klanglich höchstes Chorniveau. Überwältigend und ergreifend. Sehr hohe Stimmenqualität.
„Dass junge Leute noch solche schwergewichtigen, liturgischen Chorwerke singen, das ist eine wahre Freude“, meint Erwin Poppele, der selber einige Chorerfahrung mitbringt.
Die Evangelische StudierendenKantorei Freiburg, seit 15 Jahren unter Leitung des Tenors, Musiklehrers und Dirigenten Florian Cramer, umfasse insgesamt 70 junge, evangelische und katholische Sägerinnen und Sänger aus der Universität und aus Freiburger Hochschulen. Während eines Semesters hätten sie Werke des Lutherischen Messgottesdienstes eingeübt, wie sie von verschiedenen Komponisten durch die Jahrhunderte für das Trinitatisfest und für den Pfingstsonntag komponiert wurden, so erklärte Cramer. Zum Beispiel von Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Martin Luther, Heinrich Poos und Melchior Vulpius.
Man spüre es bei den jungen Leuten auch, dass sie kirchlich verwurzelt und mit dem Herzen dabei sind, dass sie die gute Botschaft weitergeben wollen, so die Vermutung einer Besucherin.
Die jungen Leute erzählten nach dem Konzert, dass sich nun 35 Sängerinnen und Sänger eine Woche lang auf einer Konzertreise durch Süddeutschland und durch Südtirol befinden und dass sie jeden Abend in einer Kirche singen.
Ihr herzlicher Dank galt der katholischen Kirchengemeinde für die Gastfreundschaft, dass sie im St. Michael-Gemeindehaus auch selber kochen dürfen, sich verpflegen und dass sie sogar mit einem Frühstück beschenkt werden.
Nach schwergewichtigen liturgischen Texten und Melodien, zum endgültigen Abschluss des Konzertabends und zum Geleit auf den Nachhauseweg, sang der Chor das bekannte Abendlied: „Der Mond ist aufgegangen“, wo es in einem Vers heißt: „Wir stolzen Menschenkinder sind eitel arme Sünder und wissen gar nicht viel. Wir spinnen Luftgespinste und suchen viele Künste, und kommen weiter von dem Ziel.“